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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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für die Gummifresser. Es ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Dorff hat all diese seltsamen Theorien aufgestellt, was Kaugummi-Karten verkauft, und er will, daß ein und der gleiche Limerick sechs grundverschiedene Worte aufweist. Du hast nicht richtig gelebt, bis du versucht hast, ›Chevrolet Cordoba‹ und ›Kargletscher‹ in das gleiche Verspaar zu bringen.«
    »Huch.« Milligan beugte sich schnell über seine Arbeit. »Ihre Hoheit kommt.«
    Miss Goodbody ging zu Pankopf, einen Stapel Papiere in der Hand. »Sie waren nicht an Ihrem Schreibtisch«, sagte sie vorwurfsvoll. Und dann: »Die müssen sie noch mal neu machen. Mr. Dorff war nicht damit zufrieden.«
    Unglücklich blätterte Pankopf die Manuskripte durch. Er hielt bei einem inne, das mit A ferris-wheel addict, Marie begann. [16] »Was soll mit dem hier denn nicht stimmen? Es reimt sich doch perfekt.«
    »Sie reimen hier Marie mit Paris. Mr. Dorff will nicht die französische Aussprache. Er will, daß sich Paris mit ferris reimt.«
    »Aber dann paßt die Marie nicht mehr hinein, und der Reim ist hinüber!«
    »Das ist Ihr Problem«, sagte Miss Goodbody kühl. »Das ist einzig und allein Ihr Problem. Und ich darf Ihnen im Vertrauen verraten, daß Mr. Dorff in letzter Zeit mit Ihrer Arbeit gar nicht mehr zufrieden ist. Ich würde vorschlagen, daß Sie sich mit Feuereifer an die Arbeit machen. Sonst ersetzt er Sie noch durch ein Reimlexikon.«
    »Scheiße«, murmelte Pankopf, als sie ging. Milligan betrachtete interessiert ihr sich entfernendes Hinterteil.
    »Würdest du da nicht mal gern hineinbeißen?« fragte er grinsend. Dann griff er nach seinem Hut. »Komm schon! Sie wird dich jetzt ein paar Stunden in Ruhe lassen. Gehen wir auf ein Bier in die Kneipe gegenüber.«
     
    Mehrere Stunden später tranken sie immer noch. Ihr Tisch war mit leeren Bierflaschen übersät. Pankopf sah aus dem Fenster. »Ist ziemlich neblig draußen.«
    Milligan erschauderte lediglich und kauerte sich über seinem Bierkrug zusammen. Nachdem der Nebel aufgekommen war, war Bob Milligan immer verdrossener und schweigsamer geworden und schließlich in einem geradezu keltischen Schwermut versunken. Er war eine stumpfsinnige Gesellschaft; wäre Pankopf nicht halbwegs betrunken gewesen, wäre er schon lange gegangen.
    Ein Mann trat aus dem Nebel in die Kneipe. Er war groß und schlank und trug einen Burberry und einen Hut mit tief herabgezogener Krempe. Im düsteren Licht sah er fast so aus wie Humphrey Bogart. Die Tür schloß sich leise hinter ihm, und er ging auf ihren Tisch zu. Als er an einer Neon-Reklametafel für Budweiser vorbeiging, wurde sein Gesicht kurz in rotes Licht getaucht.
    »Phil!« rief Pankopf erstaunt. »Phil Korzinski!«
    Milligans Kopf fuhr hoch. Er war erbleicht und wand sich auf seinem Stuhl.
    »Mein Gott, Phil, wir dachten alle, du wärest tot«, sagte Pankopf glücklich. Doch Korzinski ignorierte ihn. »Steh auf, Milligan«, sagte er leise und steckte eine Hand in die Manteltasche. »Der Tag der Abrechnung ist da.«
    Mit einem verzweifelten Krächzen sprang Milligan auf und versuchte zu fliehen. Sein Stuhl polterte zu Boden.
    Korzinskis Hand schoß hervor. Er hielt Milligan eine kleine weiße Karte hin, und dieser ergriff sie furchtsam mit beiden Händen. Seine Augen öffneten sich weit vor Schrecken, und ein krampfartiges Zittern durchlief seinen Körper.
    Er brach tot vor Korzinski zusammen.
    Nun trat Korzinski vor und drückte Pankopf etwas in die Hand – zwei kleine weiße Tabletten, in deren Oberflächen ›PK-47‹ eingeritzt war. Sandy erwiderte den Blick seines alten Freundes. Es lag ein seltsamer Ausdruck in diesen Augen. Mitleid vielleicht?
    Korzinski lächelte. »Trügerisch ist der Dinge Schein«, sagte er. Dann drehte er sich um und ging in den Nebel hinaus.
    Pankopf starrte auf die Leiche hinab. Es war kein Blut zu sehen. Doch beim Sturz hatte Milligan sich den Schädel eingeschlagen, und durch den Riß leuchteten weizenkeimgroße Lämpchen und silberne, langsam rotierende Zahnräder auf.
    Bob Milligan war ein Roboter.
    Einen Augenblick lang konnte Pankopf sich vor Verblüffung nicht rühren. Dann steckte er die Tabletten in die Tasche, bückte sich und hob die kleine weiße Karte auf, die Korzinski benutzt hatte, um Milligan zu töten. Sie lag mit der bedruckten Seite nach unten auf der Brust des Roboters. Er drehte sie um und las:
     
    PÄNG!
    Du bist tot!
     
    Allmählich wurde ein Muster ersichtlich.
     
    Sofort nach Dorffs Orgasmus

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