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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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springt hinter das Steuerrad und braust mit kreischenden Reifen davon. Die Stoßtruppen der Invasoren schießen hinter ihm her; Vincent fährt weiter, und schließlich scheint ihm die Flucht geglückt zu sein. Er nimmt etwas Geschwindigkeit weg. »Ich glaube, wir haben es geschafft«, sagt er. »Aber die anderen … ich befürchte, wir müssen davon ausgehen, daß Sie den Rest Ihrer Leute vernichtet haben.« Plötzlich taucht ein großer alter Wagen vor dem Kastenwagen auf; er versucht verzweifelt, ihm auszuweichen und schafft es gerade noch; doch der Wagen bricht aus und kracht gegen einen Telefonmast. Als er das Bewußtsein verliert, wird alles verschwommen und astigmatisch; dann klärt sich das Bild, und er kommt wieder zu sich. Von dem altmodischen Wagen, dem er ausgewichen ist, ist nichts mehr zu sehen; er sieht nur den beschädigten Lieferwagen, in dem er sitzt, die Schnauze um den Telefonmasten gewickelt. »Sind Sie okay?« fragt er und dreht sich zu dem Beifahrersitz um. Und dann sieht der Zuschauer eine Nahaufnahme von Vincents plötzlich schreckverzerrtem Gesicht, und dann, nach einer Sekunde, das, was Vincent sieht.
    Auf dem Sitz neben ihm befindet sich nicht das Mädchen, sondern ein lebloses, aus Gehirn und Maschinenteilen bestehendes Geschöpf. Das Mädchen, oder besser der intergalaktische Polizist in Gestalt des Mädchens, ist bei dem Zusammenstoß getötet worden. Dies nehmen zumindest der Zuschauer und David Vincent an. Doch ein aufmerksamer Zuschauer wird mitbekommen haben, daß David Vincent eine Zeitlang bewußtlos war. Der Zuschauer täte gut daran, sich daran zu erinnern. Auf jeden Fall stößt Vincent die Wagentür auf und stolpert hinaus. Die Augen abschirmend, sieht er in die Richtung zurück, aus der er gekommen ist. Ein Leuchten erhellt den Nachthimmel: offensichtlich geht der Kampf zwischen den Invasoren und der intergalaktischen Polizei weiter. Vincent taumelt unsicher in diese Richtung, und dann schlägt ihn von hinten jemand nieder; wir sehen die Hand und den Pistolenknauf, und dann sehen wir, wie Vincent zusammensackt und zu Boden stürzt.
    Nun kommen die beiden Invasoren ins Bild. (Wir wissen wegen ihrer abgewinkelten Finger, daß sie zu den Invasoren gehören.) Sie stehen stumm neben Vincents regloser Gestalt, und dann sagt einer der Invasoren zum anderen: »Glaubst du, daß der Verdacht geschöpft hat?« – »Nein«, sagt der andere. »Er hat alles abgekauft.« Der Invasor grinst sein kaltes, außerirdisches Grinsen, das dann auch der andere zeigt; die beiden mustern einander wissend und sehen dann zu dem bewußtlosen Vincent hinab. Der größere der beiden Invasoren fügt hinzu: »Jetzt können wir mit Phase 4 anfangen.« Er spricht in ein Sprechfunkgerät, das an seinem Ärmelaufschlag befestigt ist. »Wir haben ihn«, sagt er.
    »Gut«, erklingt es blechern aus dem Sprechfunkgerät. »Dann hat es funktioniert. Unsere Analyse von Vincents psychologischen Konstituenten war zutreffend. Wir hatten schließlich einige Zweifel. In Ordnung; macht weiter!«
    Die beiden Invasoren zerren den bewußtlosen David Vincent auf die Füße. Daraufhin taucht eine Gestalt aus der Dunkelheit auf und sagt kurz und knapp: »Legt ihn in meinen Wagen.« Licht fällt auf das Gesicht der Gestalt, und wir sehen es zum ersten Mal. Es ist das High School-Mädchen; es ist wohlauf und arbeitet mit den Invasoren zusammen. Es sieht mit kaltem, gefühlslosem Gesicht zu, wie die beiden männlichen Invasoren Vincent zu ihrem in der Nähe geparkten Wagen schleifen. Abblenden. Aufblenden. Die gleichen Personen, aber in einem geräumigen Wohnzimmer, das den Eindruck erweckt, ein Einsatzzentrum der Invasoren zu sein. David Vincent sitzt aufrecht, aber noch immer bewußtlos, auf einem Stuhl. Ein Invasor arbeitet mit verschiedenen medizinischen Geräten an ihm herum und macht Aufzeichnungen über seinen Zustand, wenn auch nicht zu Vincents Bestem.
    »Ihr wißt«, sagt einer der Invasoren zu den anderen, »daß die meisten von uns bei dem Überfall sterben werden, wenn wir ihn wie geplant durchführen.« Er hebt ein Dokument hoch, das er in der Hand hält; sein Gesicht ist starr. »Aber das ist unvermeidlich, genau wie die Todesfälle unter den Überfallkommandos.«
    Das Mädchen ergreift das Wort. »Aber das ist die einzige Möglichkeit, wie wir Vincent völlig überzeugen können. Der Film reicht nicht aus – und der Überfall durch das Schiff auch nicht. Er muß den entscheidenden Kampf zwischen uns und der

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