Willkommen in der Wirklichkeit
wissen, und dann möchten wir, daß Sie tun, was wir Ihnen sagen, und zwar so lange, wie wir es Ihnen sagen. Mr. Vincent, die Übernahme eines Planeten, selbst eines so kleinen wie des Ihren, ist in intergalaktischer Hinsicht eine bedeutende Störung, die Auswirkungen auf die Aktionen und Reaktionen zwischen den Zivilisationen haben wird. Die Ihre ist in Gefahr, wie Sie seit einiger Zeit wissen. Doch lange, bevor Sie davon wußten und dagegen ankämpften, wußten wir davon und kämpften dagegen an, mit Waffen, über die Sie keine Kenntnis haben und die Sie sich niemals vorstellen können.«
»Wie sehen Sie wirklich aus?« fragt Vincent. »Sie sind doch keine Menschen, oder? Ich würde Sie gern so sehen, wie Sie wirklich sind.«
»Warum?« fragt das High School-Mädchen.
»Weil ich es leid bin, mich mit Illusionen abzugeben«, sagt Vincent. »Das muß ich schon seit langer Zeit, und es macht mich fertig. Es macht mich fertig, herauszufinden versuchen, was wirklich ist und was bloßer …«
»Wir würden Ihnen nicht gefallen, wie wir wirklich sind«, sagt der ältere Mann. »Es würde Ihnen Schwierigkeiten bereiten, Schwierigkeiten, mit uns zusammenzuarbeiten.«
»Zeig es ihm!« sagt das Mädchen. »Er hat die Invasoren in ihrer wirklichen Gestalt gesehen; er weiß, wie sie aussehen. Wenn er uns sieht, wird er wissen, daß wir einer völlig anderen Rasse angehören, einer ganz anderen Lebensform, die sich in einer völlig anderen Umgebung und Ökologie entwickelt hat.«
Der ältere Mann nickt. Der geschäftige Raum verschwimmt, als stünde er plötzlich unter Wasser, und als das Bild wieder scharf wird, sehen David Vincent und die Zuschauer keine menschlichen Gestalten, sondern organische Gehirne, die in künstlichen, roboterähnlichen Gestellen sitzen, die als Körper fungieren. Nach einer Weile tauchen die humanoiden Gestalten wieder auf.
»Woher weiß ich, daß das der Wirklichkeit entspricht?« sagt Vincent erschüttert und heiser.
»Wir haben gewisse Filmaufzeichnungen, die wir Ihnen zeigen können«, entgegnet der ältere Mann nach einem Augenblick des Zögerns. Er nickt kurz einem Assistenten zu; der Raum verdunkelt sich, ein Projektor summt, und auf der gegenüberliegenden Wand sieht man, wie die beiden Jungs aus der Junior High School, Mumford und Jennings, das Schulgebäude verlassen. Anhand ausgesuchter, geschnittener Filmausschnitte kann man verfolgen, wie sie zu dem großen, modernen Büro in der Innenstadt fahren und dort die Invasoren angreifen, jener Überfall, bei dem Jennings umkommt und seine wahre Gestalt annimmt. Vincent sieht fasziniert zu; der Film ist über jeden Zweifel hinaus überzeugend. »Wurde das für mich gefilmt?« fragt Vincent, als es wieder hell wird.
»Da wir zu dieser Zeit noch nichts von Ihrer Existenz wußten …«, setzt der ältere Mann an, wird aber abrupt unterbrochen.
An einer der klickenden Maschinen erhebt ein Techniker scharf die Stimme. »Sir, die enzephaloskopischen Überwachungsgeräte zeigen nun konzentrierte Gehirnaktivität in der Nähe, ausgehend von drei verschiedenen Stellen.«
»Liefert das Oszillationsmuster des EEG einen Hinweis auf ihre Zusammensetzung?« sagt der ältere Mann. »Sind es menschliche Aktivitäten oder …« Er hält inne, runzelt die Stirn und denkt offensichtlich rasch nach. »Ich frage mich, ob sie spektroskopische Untersuchungen der Überreste in dem Hotelzimmer vorgenommen haben. Sie sind immer so gründlich. Wir müssen wohl davon ausgehen.« Er mustert Vincent. »Sie wissen jetzt vielleicht, daß Sie leben, daß Sie in Wirklichkeit niemals in diesem Hotelzimmer waren.«
»Jetzt haben wir die Anwesenheit eins ihrer Schiffe festgestellt«, sagt der Techniker. »Es befindet sich genau über uns.« Der Raum beginnt zu erzittern und zu erbeben, als würde die Hand eines Riesen ihn zusammendrücken. Geräte fallen zu Boden; Leute brechen zusammen. Und dann sieht David Vincent tote Polizisten: die aus Gehirnen und maschinellen Teile bestehenden Organismen. Er ergreift das Mädchen und zerrt sie aus dem Haus, flieht mit ihr in die Nacht hinaus.
Über dem Haus geht langsam eine fliegende Untertasse nieder. »Sie schnappen sich das ganze Gebäude!« keucht das Mädchen. »Sie reißen es aus seinen Fundamenten! Sie wollen uns an Bord nehmen!«
Nun erscheinen mehrere Invasoren zu Fuß. Vincent stürmt mit einer schnellen Entscheidung, die typisch für ihn ist, auf den Lieferwagen zu; er hebt das Mädchen mühelos auf den Beifahrersitz,
Weitere Kostenlose Bücher