Willkommen in der Wirklichkeit
seinem zweiten Höhepunkt verschwitzt aus ihr glitt, »das war schön.«
Deborahs Haar war zu glückselig, um etwas sagen zu können.
»Hm«, sagte Deborah. Es war schön gewesen, aber jetzt wollte sie, daß Phil ging.
»Du kennst noch nicht einmal meinen Nachnamen«, sagte er mit einem Lächeln, das wissend, aber nicht gerissen wirkte. »Es ist wie in der Oper Lohengrin. Kennst du sie?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Weißt du, Lohengrin ist dieser Ritter in der leuchtenden Rüstung, der Elsa gerettet hat, die Sopransängerin, die auf der Bühne verbrannt werden soll. Also heiraten sie. Aber da ist ein Haken. Sie darf ihn nicht nach seinem Namen fragen. Niemals. Doch in ihrer Hochzeitsnacht obsiegt schließlich ihre Neugier, und sie fragt. Und das war es dann auch schon; sie sind miteinander fertig. Er segelt dorthin zurück, woher er kam, und sie stirbt. Eine wunderschöne Oper.«
»Naja, wenn es dir lieber ist, frage ich dich eben nicht nach deinem Namen.«
»Ich weiß nicht, ob es mir lieber ist. Aber das ist eine interessante Situation. Nicht die Oper; unsere. Denn nach allem, was du weißt, könnte ich ein Heizungsmonteur oder ein Fleischer oder irgendwas in der Art sein.«
Bevor sie darauf hinweisen konnte, daß er ihr schon gesagt hatte, daß er der Geschäftsführer eines Schallplattenladens war, wechselte er das Thema. »Hast du was zu essen? Ich verhungere bald.«
Etwas, das er einen Augenblick zuvor gesagt hatte – das mit den Berufen –, ging Deborah nicht aus dem Sinn; doch warum kam ihr diese Bemerkung so bedeutend vor? Als er sich dann auf die Seite legte und das verflochtene Flußdelta ihres Haars streichelte, das sich über das Kissen ausbreitete, ging ihr ein Licht auf – nicht Fleischer oder Monteur, sondern Friseur.
Genau, das mußte sie tun, und zwar sofort, solange ihr Haar noch unvorsichtig war. Wenn Festiger in ihrem Haar war, fiel es in eine Art Freßwahn, vergaß alles bis auf das Vergnügen, sich mit hydrolisierten tierischen Proteinen und vierwertigen Ammonium-Bestandteilen zu verbinden. Bis sie den Festiger ausspülte, würde sich ihr Haar wie gewöhnliches Haar verhalten, stumm und ganz und gar empfindungslos werden. Also würde sie jetzt etwas Festiger einreiben und sich ein Tuch um den Kopf wickeln – oder, noch besser, ihr Haar aufdrehen – und dann eine Möglichkeit finden, diesen Burschen hinauszuwerfen.
Sie stieg entschlossen aus dem Bett. »Bediene dich ruhig. In der Küche sind ein paar Orangen und noch etwas von einem Nachtisch, der schon aufgetaut ist, und vielleicht liegt noch ein Croissant im Kühlschrank, das du im Mikrowellenherd aufbacken kannst. Aber iß nicht das ganze Dessert, ich hätte auch gern noch etwas davon – sobald ich im Bad fertig bin, wohin ich jetzt muß. Entschuldige mich bitte.«
In der Duschkabine im Bad stellte sie den Wasserhahn auf mittlere Temperatur ein und hielt den Kopf unter den Strahl. Ihr Haar schrie überrascht auf; doch als es dann feststellte, daß es verwöhnt wurde, entspannte es sich und genoß das warme Wasser, das es umspielte.
Gerade, als sie sich eine hellgelbe Pfütze Wella-Balsam auf die Handfläche schüttete, hörte sie, wie Phil in der Küche etwas Unverständliches rief. »Ich komme gleich«, rief sie durch die Tür.
Doch es dauerte noch fünf Minuten, bevor sie sich die letzte Locke des mit dem Festiger behandelten Haars aufgedreht hatte. Sie wickelte ein Handtuch zu einem Turban, um die Lockenwickler zu verbergen, und ging zu Phil in die Küche.
Er saß mit einer leeren Schüssel vor sich am Tisch, und neben der Schüssel stand die geöffnete Plastiktube der Vita Gel-Mousse. »Weißt du, Deborah, ich glaube, dein Dessert ist schlecht geworden. Ich habe dir etwas übrig gelassen, aber ich sage dir, es schmeckt nicht besser als Katzenfutter.«
»Du hast das Vita-Gel gegessen?« wunderte sich Deborah.
»Nur ein bißchen. Wie ich schon sagte, es ist verdorben.«
»Aber das ist für mein Haar!«
»Auf der Packung steht Mousse«, wandte Phil ein.
»Aber es ist Mousse für das Haar und kein Nachtisch! O je. Geht es dir gut? Soll ich einen Krankenwagen rufen?«
»Ich habe noch nie von Haar- Mousse gehört. Du reibst es in dein Haar ein? Warum?«
Deborah musterte die Tube und versuchte abzuschätzen, wieviel er davon gegessen hatte.
»Es macht das Haar … lebendiger«, erklärte sie. »Aber ich weiß nicht, was es im Bauch alles anrichten kann.«
»Mir geht’s gut«, versicherte er. Doch er blickte
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