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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Dschungel. Als er das Buch ausgelesen hatte, blickte er auf und stellte fest, daß es dämmerte und alle seine freundlichen tamilischen und singalesischen Reisegefährten ihn mit leuchtenden Spiegelaugen beobachteten. Ein jeder von ihnen hatte nun einen stählernen Arm und ein lächelndes Aluminiumgebiß.
    »Verraten Sie mir doch, mein Herr«, sagte der Palmer Eldritch, der neben ihm saß, »woher kommen Sie?«
    Ferguson sagte es ihm. »Ich komme aus der Zukunft.«
    Palmer Eldritch lächelte. »Und wie gefällt Ihnen die Gegenwart? Nun, da Sie hier sind?«
    »Mir gefällt sie gut. Die Gegenwart und die Zukunft sind wie zwei parallel verlaufende Wendeltreppen.«
    »Wie die Doppelhelix in der DNS der menschlichen Chromosomen?«
    »Oder wie Bahngleise, die einen Berg hinaufführen«, sagte Ferguson. »Nur, daß sie in entgegengesetzter Richtung verlaufen.«
    »Obwohl ihr Ziel das gleiche ist.«
    Neil Ferguson nickte.
    »Wie das Ihre und das meine.«
    »In diesem Fall«, sagte Ferguson zu Palmer Eldritch, während er sich in den Spiegeln in Palmer Eldritchs Augen spiegelte, »können wir uns nur in der Unendlichkeit treffen.«
    Das klare Licht der Dämmerung schimmerte auf den silbernen Zähnen, die ihn freundlich anlächelten. Palmer Eldritch sagte nichts, doch in den Spiegeln seiner Augen sah Neil Ferguson die Reflektion von zwei Spiegeln, die Spiegel reflektierten, die Spiegel reflektierten, die Spiegel reflektierten, die Spiegel reflektierten, die Spiegel …
     
    Originaltitel: ›A Man from the Future‹
    Copyright © 1983 by the Science Fiction Foundation
    on behalf of the individual contributor
    (erstmals erschienen in ›Foundation 27‹)
    Copyright © 1990 der deutschen Übersetzung
    by Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Englischen übersetzt von Uwe Anton

 
Ronald M. Hahn
Philip K. Dick ist tot
und lebt glücklich und zufrieden in Wuppertal-Vohwinkel
     
1. Der Auftrag
     
    Und es begab sich zu jener Zeit, in der ich noch als Büroknecht bei der Zeitschrift Science Fiction Times arbeitete, daß ich eines frühen Morgens mit der Post ein Schreiben erhielt, dessen Inhalt mich sofort in spasmische Zuckungen verfallen ließ. Benno Klabuster, der anerkannt matschhirnigste SF-Sammler aller Zeiten, hatte wieder mal eine seiner bekannten Entdeckungen gemacht. Um keine schlafenden Hunde zu wecken, verbarg ich das Schreiben in einem Stapel unverlangt eingesandter Manuskripte, um es bei erstbester Gelegenheit den Weg alles Verdaulichen gehen zu lassen; ins Spülklosett.
    Gegen Mittag, der Gerichtsvollzieher war – wie schon beim letzten Mal – unverrichteter Dinge wieder abgezogen, stand ich in einem unbeobachteten Moment von meinem Knechtsessel auf, um mich an ein gewisses Örtchen zu schleichen und Klabusters Schrieb verschwinden zu lassen. Aber ich hatte nicht mit der Aufmerksamkeit unseres Redaktions-Alien Arthur gerechnet, der nicht nur die dicken Ordner mit der Leserpost verwaltet, sondern, wie mein Chef Harry Pfusch und ich vermuten, auch Zuwendungen aus dem geheimen Soldfonds des Verlegers erhält und deswegen stets darüber wacht, daß wir auch pünktlich die Stempelkarte drücken.
    Natürlich war es seinen aufmerksamen Stielaugen nicht entgangen, daß ich ein unscheinbares Papierfetzlein hinter meinem Rücken verborgen hielt. Und da er alles abheften und archivieren will, das nach einem DIN-A-4-Bogen aussieht, quäkte er sofort los: »Was hast du da in deinen schweißfeuchten Händen, Hahn?«
    »Äh … nichts«, sagte ich. »Nichts besonderes, Arthur. Nur einen blöden, unwichtigen, nichtsnutzigen Fetzen Papier. Auf keinen Fall etwas, das des Archivierens würdig wäre.«
    »Daß es ein Fetzen Papier ist, sehe ich selbst«, erwiderte Arthur. »Aber ich frage dich: Warum verbirgst du ihn vor mir?«
    »Nun ja«, sagte ich (und versuchte ein Pokerface aufzusetzen, denn Arthur ist der gerissenste Archivar im ganzen Land), »wenn ich so darüber nachdenke … eigentlich aus keinem besonderen Grund. Ich habe den Fetzen sozusagen völlig unbewußt vor dir verborgen … ähm, hinter dem Rücken gehalten.« Ich kannte diese außerirdische Kanaille durch und durch. Wenn ich ihn nicht schnellstens abliefern konnte, war ich geliefert …
    »So, so«, sagte Arthur. Er sah aus wie der ungläubige Thomas himself, »Ganz unbewußt! Ich glaube, du beschwindelst mich. Ist es vielleicht doch so, daß ich diesen Fetzen nicht sehen soll? Ist er möglicherweise nur deswegen blöd, nichtsnutzig und unwichtig, weil du mich

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