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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Dinge sagen? Und überhaupt, was hat Science Fiction mit Politik zu tun?
    Ich muß gestehen, daß mich der Mann, von dem ich bisher angenommen hatte, er sei der, für den ich ihn hielt, schwer enttäuschte. Ich erkannte, daß er die Literatur, die uns allen die liebste ist, nie richtig ernst genommen hatte. Für ihn war sie nur eine schnöde Einkommensquelle gewesen; er hatte seine tollen Bücher nur geschrieben, weil irgendwelche Verleger ihn nicht das hatten schreiben lassen, was er hatte schreiben wollen.
    Die Science Fiction interessierte ihn einen Scheißdreck. In Wahrheit hatte er über die wirkliche Welt schreiben wollen, und als dann die Filmfritzen gekommen waren und ihn zum ersten Mal im Leben ordentlich bezahlt hatten, hatte er das auf sich zukommen sehen, was wir gern auf uns zukommen sehen würden: Das Schreiben von SF bis an den Grabesrand.
    Mir schwindelte, als mir der Gedanke kam, daß er womöglich nicht mal an die Existenz von UFOs glaubte, und um überhaupt noch etwas von ihm zu erfahren, das den geplanten Artikel über seine Auferstehung würzen konnte, fragte ich ihn geradeheraus: »Wie haben Sie es gemacht? Das mit dem Weiterleben nach dem Tode?«
    Er sah mich traurig an.
    »Ich hab mich klonen lassen«, sagte er. »Schon 1959. Ich hatte mal einen reichen Fan, und der war Erfinder …«
    Da war mir alles klar. Der Typ war ein Schwindler. Ich verpißte mich, sobald die Luft auf der Kaiserstraße weniger bleihaltig war.

 
5. Good News Are No News
     
    Aus dem Artikel wurde natürlich nichts, weil auch Arthur und der Verleger meine Meinung sofort teilten.
    Auch Harry Pfusch, der Chefredakteur der Science Fiction Times rümpfte angewidert die Nase, als er erfuhr, daß ich nicht unserem Helden begegnet war, sondern irgendeinem frustrierten und wahrscheinlich schizophrenen Politnik mit einer lockeren Schraube.
    »Wahrscheinlich«, sagte Harry, »ist es einer von diesen Typen wie der Rote Eddy. – Zuerst fressen sie das Zeug, als würden sie dafür bezahlt, und dann, wenn ihnen die Freundin wegläuft, kriegen sie einen irrationalen Haß auf die SF. Diese Typen haben doch alle ’ne dicke Profilneurose.«
    Benno Klabuster, den ich kurz darauf in der Gesellschaft meines Freundes Tommy »Stets Leicht Angebraten« Zubbel wiedertraf, teilte mir mit, der komische Heini habe nach meinem Besuch bei ihm überraschend seine Siebensachen gepackt und sei verschwunden – natürlich ohne die Miete zu zahlen.
    Das sagte uns genug, und so wandten wir uns wieder unserem Tagwerk zu – Arthur dem Archivieren, Benno dem Sammeln von Büchern, die er verabscheute, weil sie den Werken K.H. Schmiers nicht das Wasser reichen konnten, und ich dem heimlichen Schreiben meiner Memoiren, aus denen Sie gerade einen Auszug gelesen haben.
     
    Der Autor bedankt sich für ein Zitat bei Jürgen Nowak, einem maßgeblichen SF-Kritiker der fünfziger und sechziger Jahre.
     
    Copyright © 1990 by Ronald M. Hahn

 
Ova Hamlet
(Richard A. Lupoff)
Schmerz und Reue auf Rhesus IX
     
    Die Gewißheit eines unerfreulichen Stechens in den schmerzenden Rippen durchdrang C.M. Pecks Schlaf und riß ihn widerstrebend aus einem traumgequälten Vergessen in ein vollständiges, elendes Wachen. Er rieb sich den Grind aus den roten, juckenden Augen und blickte wütend über das Doppelbett zu seiner Frau hinüber.
    Es war Loris Pecks scharfer Ellbogen, der ihn geweckt hatte. Als sie sah, daß er die Augen öffnete, versetzte sie ihm noch einen Stoß und stieg aus dem Bett. »Du mußt aufstehen und ins Büro gehen«, sagte Loris.
    Peck sah zum Kuckuckschronographen über der Frisierkommode. Es war kurz vor sieben. Er mußte sich beeilen, sonst würde er den Dampfbus verpassen und mit dem Taxi zur Arbeit fahren müssen. Das konnte er sich nicht leisten. »Okay«, sagte er.
    Loris ging mit der Sandschürze ins Bad und kam mit dem Pyjama über dem Arm zurück; die Schürze hing ihr locker über die Schultern bis zu den Schienbeinen. »Gestern abend warst du zu müde«, sagte sie. »Heute morgen haben wir keine Zeit. Dieser Job verlangt dir soviel ab, es ist ein Wunder, daß sie dich nicht besser bezahlen. Du solltest mit diesem Miststück von Olivia sprechen und …«
    Doch Peck war schon auf halber Höhe der Treppe und zog die Sandschuhe fest um die Schuhspitzen, damit der grobkörnige Sand von Rhesus IX nicht hereinfallen konnte. Er blieb in der Küche stehen und nahm eine Scheibe Toast, die vom Abendessen übriggeblieben und schon ganz trocken war. Er

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