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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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hatte, woraufhin im gesamten besiedelten All das Wort Statsitik auf wundersame Art und Weise in den Sprachschatz aufgenommen worden war.
    Vielleicht hatte man den Fehler entdeckt und eine Korrekturanweisung erlassen, doch man mußte die falsch geschriebenen Formulare noch verwenden und hatte sie alle nach Rhesus IX geschickt. Vielleicht war allein das der Grund für die Existenz der Kolonie.
    Vielleicht aber auch nicht.
    In der Hoffnung, niemand würde sein Eintreffen bemerken, die Schultern hochziehend und den Kopf senkend, humpelte C. M. Peck unter Schmerzen in sein Büro. Gerade, als er sich hinter seinen Schreibtisch setzte, sagte der Felix Tick-Tack an der Wand »Miau-Miau-Miau-Miau-Miau-Miau-Miau-Miau-Miau-Miau!«. Peck öffnete den Schreibtisch und holte die Formulare hervor, die er am Vortag bearbeitet hatte. Mehrere Leute an den benachbarten Schreibtischen schauten zu ihm herüber und machten »Tz!« Peck bedachte Barney Plambeck, den Kollegen am Schreibtisch neben dem seinen, mit einem schiefen Lächeln.
    Barney ist der einzige, dem es noch schlechter geht als mir, dachte C.M. Peck. Barney hatte nur eine Hand und ein Auge, ging wegen Magenproblemen und einem schlimmen Rücken gebeugt und hatte zudem kaum noch Haare.
    »Tz«, sagte Barney Plambeck.
    »Hä hä«, machte Peck grinsend. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Arbeit zu. Sie hatte mit den Todesfällen auf der gesamten Kolonie Rhesus IX zu tun. Es war Pecks Aufgabe, statistische Analysen der Todesursachen in der Kolonie zu erstellen. Zur Datenerfassung benutzte er einen Computer. In letzter Zeit hatte der Computer auf dem Gebiet der Todesfälle mit ungeklärter Ursache eine Anomalie aufgewiesen. Die Todesfälle mit unbekannter Ursache waren von weniger als zwei Prozent auf fast fünfzehn Prozent gestiegen.
    Darüber hinaus wiesen einige der Leichen auch noch eine geheimnisvolle grüne Färbung der Ohren auf.
    Peck wußte nicht, was das zu bedeuten hatte. Er hatte versucht, seinen Boss, Olivia Sampson Thompson, und deren Boss, L. Bartlett Bailey, für diese Anomalie zu interessieren, jedoch die zeigten einfach kein Interesse daran.
    Olivia Sampson Thompson war ebenfalls Pecks ehemalige Geliebte und die Mutter seines Kindes, Paulie Peck. L. Bartlett Bailey war Olivia Sampson Thompsons derzeitiger Liebhaber.
    Barney Plambeck zischte C.M. Peck etwas zu. Peck sah zu ihm hinüber. »He Peck«, sagte Barney, »Olivia will mit dir sprechen.«
    Peck stöhnte. Er schob die Formulare ordentlich in einen Aktendeckel mit einem kreisrunden Kaffeefleck darauf und nahm ihn mit in das Büro seiner Vorgesetzten.
    Olivia Sampson Thompson musterte ihn, und er musterte sie. »Willst du mit mir über die Anomalien in der Statistik der Todesfälle sprechen?« fragte C.M. Peck.
    Olivia schüttelte ablehnend den Kopf. Mit sorgfältig manikürten Fingern rückte sie ihre schwarzumrandete Brille zurecht. Ihre Haare lagen eng am Kopf. Sie trug einen schicken, auf Taille geschnittenen Hosenanzug. Ihr Gesicht war auf kalte, entmutigende Weise wunderschön.
    »Die Zahl der ungeklärten Todesfälle ist von unter zwei Prozent auf über vierzehn Prozent angestiegen«, sagte Peck und fühlte wieder ein Stechen in seinen schmerzenden Rippen. Vielleicht lohnte es sich doch, doppelt so viele schmerzende Rippen zu haben, wenn sie nur jeden zweiten anstatt jeden Morgen einen Knuff abbekamen. »Und da sind diese seltsamen, grüngefärbten Ohren. Vielleicht steht die Zukunft der Kolonie Rhesus IX auf dem Spiel. Ich frage mich, welchen Sinn die Kolonie auf Rhesus IX hat.«
    »Darüber wollte ich nicht mit dir sprechen«, sagte Olivia.
    »Na gut«, sagte Peck. »Hör mal, ich komme mit dem Gehalt, das das Amt mir zahlt, nicht aus. Kannst du mit Mr. Bailey nicht mal über eine Gehaltserhöhung für mich sprechen?«
    »Darüber wollte ich auch nicht mit dir sprechen«, sagte Olivia, »und außerdem weißt du, daß wir hier ein leistungsbezogenes Gehaltssystem haben, und wenn du mehr Geld willst, mußt du bessere Arbeit leisten. Kümmere dich um deine Arbeit und hör auf, die Leute wegen dieser dummen grünen Ohren zu belästigen.
    Ich will mit dir über Paulie sprechen.«
    »Paulie?« sagte Peck. »Was ist mit Paulie?«
    »Du bist zwei Monate mit ihren Unterhaltszahlungen im Rückstand«, sagte Olivia schnaubend. »Wenn du nicht innerhalb einer Woche mit sechs Dollar rüberkommst, erwirke ich einen Gerichtsbeschluß und bringe dich in den Knast.«
    »Sechs Dollar!« sagte Peck. »Ich bin

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