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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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spannent un so mitti pschücho … mit alle Trix. Un wennze getz en anschtändich Käl biss, dann sachse ma die Fänz, dattat en ganz Klasse Schpäss Opera wa, un datti Ammis ihre Schpäss Operas auch kain besser Niwo ham! Klaa?«
    Er schlug mir gackernd auf die Schulter. »Spürst du die Begeisterung für das Genre, das in diesen Zeilen hörbar wird? Ja, damals, als Bewin und die Gebrüder Zimmermann noch ihre tollen Bücher machten … da konnte man noch von fernen Sternen träumen … Das waren noch Zeiten, Mannomann … Wenn ich an unsere fannischen Besäufnisse denke, die nach jedem neuen Roman von K.H. Schmier stattfanden …«
    »Benno«, sagte ich. »Du hast uns da einen Brief geschickt …«
    »… und wenn wir den Kanal voll hatten«, krähte Benno vergnügt, »haben wir die Sau rausgelassen! Dann haben wir uns an die Schreibmaschinen gesetzt und allerlei erstunkene und erlogene Nachrichten in die Welt geschickt, um die anderen Fans zu verwirren …«
    »Benno!« sagte ich und horchte auf. »Du gibst es also zu?«
    Benno ließ sich auf ein abgewetztes Sofa fallen, und als ich staunenden Auges sah, mit welcher Nonchalance er seine Raumschiff Promet- Sammlung zu Boden fegte, um Platz für seinen Kopf zu haben, erkannte ich, daß ihn der Vurguzz in den Krallen hatte. Benno Klabuster war offenkundig nicht mehr Herr seiner Sinne.
    »Wo steckt er?!« herrschte ich ihn an und packte ihn am Kragen. »Dein dämlicher Brief hat dazu geführt, daß ich eine Odyssee durch die halbe Stadt machen mußte! Mein Chef will heute abend eine heiße Story sehen! Wenn du einpennst, mach ich dich kalt!« Und meine humanistische Bildung vergessend, leerte ich einen mittleren Kübel voller Obszönitäten über Bennos ergrautem Haupt aus – was jedoch nichts half, deswegen packte ich ihn und schleifte ihn unter die eiskalte Dusche.
    Als er prustend wieder zu sich kam und um sich schlug, ließ ich ihn fallen, und er rappelte sich auf und schälte sich schimpfend aus den triefend nassen Klamotten. »Er ist hier«, brabbelte er vor sich hin. »Ich habe ihn gesehen! Er wohnt im Nebenhaus, unter dem Dach.«
    »Woher«, schnaubte ich, »willst du wissen, daß er es wirklich ist?«
    »Weil er so aussieht«, erwiderte Benno zähneklappernd.
    »Bist du ihm je begegnet?« fragte ich. »Dem echten Philip K. Dick, meine ich?«
    »Ich hab ein Bild von ihm gesehen.« Er schlüpfte in einen bunten Morgenmantel, der deutlich seine Geschmacklosigkeit zur Schau stellte. »Ich hab ihn angesprochen, aber er hat mich abgewimmelt. – Sagt das nicht alles?«
    »Nennst du das einen Beweis?« fauchte ich und versetzte ihm rechts und links ein paar mit einer Fliegenpatsche, die gerade des Weges lag. »Hast du schon mal einen Menschen gesehen, der dich nicht abgewimmelt hätte?«
    »Gnaaade!« Benno, nun voll ernüchtert, trat die Flucht ins Wohnzimmer an. Er rannte einen Stapel Terra- Hefte über den Haufen und umarmte den Schrecken vom Amazonas, eine Gummiskulptur aus Forry Ackermans Besitz, die er auf einer Auktion in New York erstanden hatte. »So glaube mir doch!«
    Und dann klapperte er auch schon wieder mit den Zähnen, und ich sah keinen anderen Ausweg mehr, als ihm einen vierfachen Vurguzz einzuflößen, um überhaupt etwas aus ihm herauszukriegen.
    Die Fakten – so sie denn welche waren –, die er mir auf den Tisch legte, waren folgende: 1. Im Nebenhaus wohnte seit gestern ein Mann, der so aussah, wie Benno Klabuster sich Philip K. Dick vorstellte. 2. Der Mann sprach fließend Deutsch, doch mit hörbarem amerikanischen Akzent. 3. Wie Benno herausgefunden hatte, hing an der Tür seines Dachkämmerchens eine Visitenkarte mit dem Namen KHILIP D. PICK.
     
    *** (Oha!) ***
     
    Spätestens an dieser Stelle stutzte ich. Und dann fing ich an, mir folgende Fragen zu stellen: War Jesus Christus’ Auferstehung also doch kein Gag gewesen, den sich ein früher Fantasy-Schreiber ausgedacht hatte? Stimmten die geheimnisvollen Andeutungen, die kaum nach dem Erkalten der Dickschen Leiche in Insider-Kreisen verlautbart wurden, etwa doch? Hatte unser begnadetes Vorbild nach seinen langen Leidens- und Hungerjahren tatsächlich vor dem plötzlichen Ruhm und unerwarteten Reichtum (ganz zu schweigen von seinen fünf Ex-Ehefrauen, die es wahrscheinlich jetzt nach höheren Unterhaltszahlungen gelüstete) die Flucht ergriffen und sich unter falschem Namen nach Europa abgesetzt, um hier in aller Ruhe mit dem fortzufahren, was er während der letzten dreißig Jahre getan

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