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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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hielt eine Tasse unter den Wasserhahn und drehte den Griff auf, doch das Wasser war schon wieder abgestellt.
    Der trockene Toast ließ ihn würgen, doch er würde ihm genug Kraft für den Vormittag geben.
    Bevor er das Haus verließ, machte er kehrt und ging zur Treppe zurück, die zum Schlafzimmer führte, wo seine Frau lärmend herumpolterte. »Es tut mir leid, Lory«, setzte er an. »Es tut mir leid, daß wir heute morgen keine Zeit hatten, aber vielleicht können wir heute abend …« Er hustete den trocknen Toast hervor und hielt inne. Er lief in die Küche zurück und hielt den Mund unter den Wasserhahn, bis ihm einfiel, daß es heute morgen wieder kein Wasser gab.
    Er lief zur Haustür und trat hinaus in die trockene, frostige Luft von Rhesus IX. Der Himmel zeigte sein übliches Schmutziggrau, die Sonne war aufgegangen und schickte ihre schwachen, wäßrigen Strahlen durch die deprimierende Atmosphäre des Planeten herab.
    Warum sind wir überhaupt hierher gekommen? fragte sich Peck. Ja, warum haben sie jemals eine Kolonie auf Rhesus IX gegründet? Vielleicht war es irgendein finsterer Plan, oder eine Prüfung. Manchmal kam ihm sein Leben auf diesem Planeten gar nicht wirklich vor. Manchmal doch. Gelegentlich schien es gleichzeitig wirklich und unwirklich zu sein.
    Wie ist das möglich? fragte sich Peck.
    Als er den rissigen Steinfliesenweg von seinem Haus hinablief, stolperte er über eine vorstehende Felskante und fiel auf den sogenannten Rasen, wo kränkliches, imitiertes Fingergras ohne Erfolg um Halt in dem sandigen Schotter kämpfte. Ein Sandteufel sprang aus seiner verborgenen Höhle und biß ihn ins Handgelenk.
    »Autsch!« schrie CM. Peck und umfaßte das verletzte Gelenk mit der anderen Hand. Das hatte wirklich weh getan. Er rappelte sich auf und hielt sich das verletzte Handgelenk. Vor seinen Augen wurde es dick, pochte, schlug Blasen und begann zu schmerzen.
    Er rief dem Sandteufel einen obszönen Fluch nach und sprang auf der Stelle auf und ab, an der er wieder im grobkörnigen Boden verschwunden war. Dabei wußte er genau, daß der Sandteufel schon längst das Weite gesucht hatte.
    Überall auf der Straße wurden Fenster geöffnet, und Männer und Frauen lehnten sich hinaus, um zu sehen, was der Grund der Ruhestörung war. Ein Gesicht nach dem anderen wandte sich Peck zu, nickte wissend und zog sich wieder zurück.
    Fenster schlugen zu.
    Peck sprang sicherheitshalber noch einmal, diesmal besonders heftig. Er rutschte mit der Ferse in das Loch, aus dem der Sandteufel gekommen war, und knickte schmerzhaft mit dem Knöchel um.
    Er fluchte laut und humpelte so schnell, wie es ihm mit dem schmerzhaft angeschwollenen Knöchel möglich war, zur Bushaltestelle. Dabei schenkte er seine Aufmerksamkeit abwechselnd dem Knöchel und dem schmerzenden Gelenk, in das der Sandteufel ihn gebissen hatte. Hin und wieder spürte er auch noch einen Schmerz in den Rippen, wo Loris ihn jeden Morgen mit dem Ellbogen anstieß, um ihn zu wecken.
    Wenn ich mich irgendwie dazu bringen könnte, jede zweite Nacht auf dem Bauch zu schlafen, dachte C. M. Peck, würde Loris mich abwechselnd in beide Rippenseiten stoßen. Dann würden meine Rippen nur halb so sehr schmerzen.
    Er dachte darüber nach, während er weiterhumpelte. Andererseits tut mir jetzt nur eine Seite weh, und dann würden mir beide Seiten weh tun.
    Das war wirklich ein Problem.
    Gerade, als er unter Schmerzen zu der Bushaltestelle humpelte, fuhr der Dampfbus an. Peck hüpfte ihm hilflos hinterher, fuchtelte wild mit den Armen und rief dem Fahrer nach, er solle anhalten, was der aber nicht tat.
    Sie hielten nie an.
    Er nahm ein Taxi zum Büro und wurde seine letzten acht Cents fürs Fahrgeld los. Er hatte kein Geld für ein Trinkgeld übrig, woraufhin der Fahrer die Tür zuschlug und Pecks Finger einklemmte. Doch Peck fühlte sich zu elend, um groß darauf zu achten, obwohl er später würde Notiz davon nehmen müssen, wenn die Hand anschwoll und pochte.
    Er hätte jetzt gern einen Noilly Pratt getrunken.
    So schnell er konnte, lief er die Treppen des Gebäudes hoch. Das war nicht sehr schnell, tat dafür aber weh. Über der Tür hing ein Schild mit der Gravur: »Amt für Lebens-Statsitik.« Zum tausendsten Mal wunderte er sich über die Schreibweise, aber so stand es überall – über der Tür, auf den Briefbögen, die sein Amt benutzte, und auf allen Formularen.
    Er fragte sich, ob irgendein Beamter auf der Erde vor langer Zeit einmal einen Fehler gemacht

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