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Willkommen in Wellville

Willkommen in Wellville

Titel: Willkommen in Wellville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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Dab, armer Poult«, fuhr er nach einer Weile fort, wobei er die Menge ansprach, die sich um sie herum versammelte, und seine Stimme erhob sich, als er die Tragweite dieses Schlags, dieses Augenblicks, den historischen Rahmen, in dem sich das Leben seines Sekretärs abgespielt hatte, und seine Bedeutung im größeren Zusammenhang zu erfassen begann. »Hier liegt ein Mann, ein guter Mann und ein hervorragender Sekretär, ein Mann, der in den besten Jahren seines Lebens dahingerafft wurde.« Er hob den Kopf, blickte jedem, ausnahmslos jedem Mitglied der fassungslosen bleichen Menge in die Augen. »Aber bei alledem ein Mann« – er schüttelte traurig den Kopf-, »ein Mann, der die Vorschriften des physiologischen Lebens ignorierte.«
    Es herrschte Schweigen. Niemand sagte ein Wort. Die junge Mutter versuchte, einen Ausruf allgemeinen wie spezifischen Kummers zu unterdrücken. Schließlich wandte sich der Doktor an Bloese. »Es tut mir leid, Bloese«, sagte er, »und wie ist Ihr Taufname doch gleich?«
    »Aloysius, Sir.«
    »Aloysius«, wiederholte er mit düsterer Stimme, als würde er über die tiefere Bedeutung des Namens nachsinnen. »Aloysius« – und er streckte eine Hand aus und klopfte ihm auf die Schulter –, »Sie haben einen langen Tag vor sich.«
     
    Er war nicht herzlos, der gute Doktor und Boss des Sanatoriums von Battle Creek – ganz im Gegenteil. Eine Stunde später, in seinem Büro, den Augenschirm tief heruntergezogen, Dabs Leiche auf einer Bahre im Leichenschauhaus, vergoß er still eine Träne. Er machte sich schwere Vorwürfe, wirklich. Wie oft hatte er sich gesagt, daß er den Mann auf eine angemessene Diät setzen mußte, sein Leben vereinfachen, ihn bis an den Rand seines Wesens mit dem lebenspendenden Elixier physiologischen Wohlbefindens anfüllen mußte? Und dennoch war er auch wütend. Verdammt sollte Dab sein. Er war ein Schlamper gewesen, mehr nicht. Ein Schlamper. Eine Visage, die ständig Fressen in sich hineinstopfte, eine Schande. Patienten, nicht Krankheiten müssen geheilt werden.
    Er wendete das Unglück in seinem Kopf hin und her- die halbe Stadt war schließlich Zeuge gewesen –, als das Telephon klingelte.
    »John?«
    Da war sie, die Stimme seines eigenen Blutes, ländlich eingefärbt, Schiebermütze tragend, mit Pferden handelnd, knickerig und hinterhältig, die Stimme, die morgens zu ihm aus einem Etagenbett gesprochen hatte, die Stimme, die seine Befehle mit einem Ja und einem Sicher und einem Ich-tu’s-und-wenn’s-mich-umbringt entgegengenommen hatte, die Stimme seines Bruders Will.
    »Ja, ich bin’s.«
    »Ich weiß, wir können uns nicht ausstehen, John, also komm’ ich gleich zur Sache. Es geht um diese neue Frühstückskost –«
    Der Doktor schnitt ihm das Wort ab. »Frühstückskost, du spinnst ja«, schrie er, »du hast doch, was du wolltest – meinen Namen, die Früchte meiner harten Arbeit, meine Erfindung und das Messer, das du mir in den Rücken gestoßen hast, also ruf hier nicht an und erzähl mir was über Frühstückskost.«
    Will blieb gelassen, er war immer gelassen, war schon so auf die Welt gekommen. »John«, sagte er, »ich rede über unseren Namen. Sie nennen es Kellogg’s Per-Fo. Weißt du was davon?«
    Kellogg’s Per-Fo? Was sollte dieser Unsinn? Wovon sprach er? Und plötzlich, als bräche es durch des Doktors Gereiztheit wie ein schwarzer Ritter mit erhobener Hellebarde, stand Georges Bild vor ihm.
    »John? Bist du noch da?«
    Des Doktors Antwort war ein Flüstern, ein statisches Rauschen.
    »Es ist George, dein Junge – er steckt dahinter, und er ist berechtigt, den Namen zu führen so wie ich, und ich bin damit geboren, ob dir das nun paßt oder nicht –«
    Er war jetzt in der Defensive – George, Dab, McMickens, es war einfach alles zuviel. »Ja? Na und? Ich habe mit dem Jungen nichts mehr zu tun. Nichts mehr. Seit Jahren.«
    Die gleichmütige Stimme antwortete sofort, nicht gereizt, nicht laut, nur durch und durch vernünftig. »Er ist eine Blamage, John. Für mein Geschäft, sicher, das ist dir vermutlich piepegal –«
    »Da liegst du verdammt richtig, Will. So richtig hast du noch nie gelegen.«
    »– aber ich finde, du solltest drüber nachdenken, wie sich die Sache auf dein hochgeschätztes Sanatorium auswirken wird. Per-Fo ist nichts als ein ausgefuchster Plan, John. Sie wollen nur, daß wir sie aufkaufen, damit sie Ruhe geben. Ich habe meine Anwälte auf sie angesetzt –«
    » Deine Anwälte. Sicher. Dieselben

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