Willkür
standen Autotüren, Motoren, Karosserieteile, Windschutzscheiben und Kisten mit Autoplaketten, alles fein säuberlich gestapelt. Ein Parcours aus Hinterachsen beanspruchte etwa ein Viertel der Bodenfläche, Werkbänke, Schweißbrenner, entsprechendes Zubehör und Werkzeuge nahmen den Rest ein. Es roch nach Öl und das Kreischen der Fräsen, das Dröhnen der Hämmer ließen die dunstige Luft beinahe schmerzhaft vibrieren. Der beschädigte Prelude stand bereits da und zwei Männer waren gerade damit beschäftigt, das verbeulte Heck zu entfernen. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden würde die legal erworbene Vorderhälfte mit dem Heck des gestohlenen Wagens verschweißt und schon hätten die Mesics einen Prelude im Wert von fünfundzwanzigtausend Dollar, dazu jede Menge unverdächtiger Ersatzteile, die ihnen zigtausend Dollar zusätzlich einbrächte. Bei einem Einsatz von dreitausendsiebenhundertfünfzig Dollar nicht schlecht, dachte Bax.
Die beiden Mesic-Brüder kamen aus dem Büro, einem Provisorium aus Hartfaserplatten neben einem Haufen Stoßstangen. Bax runzelte die Stirn. Victor war nicht sein Mann, mit Leo wollte er den Deal abwickeln. Die Anwesenheit des Älteren konnte nichts Gutes bedeuten. Bax’ Miene verfinsterte sich, als die Brüder auf ihn zukamen. Leos warnenden Blick quittierte er lediglich mit einem knappen Nicken.
Victor kam gleich zur Sache. Er gab Bax die Hand. »Mein Bruder meint, er hat dir fünftausend gegeben?«
Bax reichte ihm den Umschlag. »Hier ist der Rest. Es war ausgemacht, dass ich tausend bekomme, sozusagen als Finderlohn.«
Der kleine Mann packte seine ganze Arroganz und Bosheit in ein Grinsen. »Vielleicht hättest du besser die tausend vorher abziehen sollen«, sagte er und steckte den Umschlag ein.
Na super, dachte Bax und schwieg.
»Wir lösen diesen Laden hier auf, Bax. Das da war der letzte Wagen, den du für uns beschafft hast. Verstehst du?«
Bax streckte seine Hand aus. »Was soll das, Vic? Gib mir meinen Anteil.«
Mit einer gewissen Anmut, als wollte er tanzen, wich Victor Mesic nach hinten aus. »Nein, nein. Nichts da. Diesmal siehst du die Kohle erst, wenn wir den Wagen tatsächlich verkauft haben.«
Bax schüttelte den Kopf. Mit einem Mal fühlte er sich so entsetzlich müde. Er starrte auf den Boden, blendete die Mesics aus, das Kreischen der Fräsen und versuchte, innerlich zur Ruhe zu kommen, wenigstens für einen Moment. Wie hatte er nur in diesen Schlamassel geraten können? Wie sollte er da jemals herauskommen? Er wusste nur eins: Ihm lief die Zeit davon und er musste eine Kaltblütigkeit entwickeln, die ihm bisher nicht eigen war.
EINUNDZWANZIG
»Bis jetzt hast du nur Verwirrung gestiftet«, bemerkte Jardine. »Es wird Zeit, dass du Kepler dort triffst, wo’s schmerzt. Ich meine seinen Stolz und sein Portemonnaie.«
Er schwieg und ordnete seine Gedanken, dabei starrte er auf einen imaginären Punkt irgendwo hinter Wyatts Schulter. Wyatt ließ ihn nachdenken. Es war Freitagvormittag und sie saßen in Jardines Hotel-Suite. Jardine hatte kurz erwogen, auszuziehen, doch Wyatt lehnte das ab. Das, so meinte er, sei zu auffällig, vor allem, wenn das Syndikat Überlegungen anstelle, ob er hinter den Sabotageakten stecke.
»Es gibt ein mobiles Casino«, sagte Jardine schließlich. »Damit hat Kepler angefangen. Es ist eine gute Einnahmequelle und liegt ihm sehr am Herzen. Reine Sentimentalität. Nur handverlesene Gäste, sehr exklusiv. Solchen Zeitgenossen hat Australien jede Menge legale Glücksspiele zu bieten. Wenn du ein hohes Tier bist, sagen wir mal aus Hongkong, das gewöhnt ist, am Spieltisch sechsstellige Beträge einzusetzen, ist ein Besuch im Jupiters oder Wrest Point im Flugpreis inbegriffen, nicht zu vergessen Kost und Logis, die obligatorische Flasche Dom Perignon, alles für dich und natürlich für deine Frau.« Er nahm einen großen Schluck Tee aus seinem Becher. Wyatt trank ebenfalls Tee, Hauptsache es war nichts Hochprozentiges, nichts, was die Sinne benebelte.
»So weit — so gut«, fuhr Jardine fort. »Gäbe es da nicht diejenigen, die etwas Ausgefallenes suchen. Einen Ort, wo man anonym bleiben kann, wo es keine Kleiderordnung gibt, wo das Risiko größer und die Gesellschaft ruppiger ist, wo die Regeln nicht von einer Glücksspielkommission festgelegt werden. Hier kommt das Syndikat im wahrsten Sinne des Wortes ins Spiel.«
Wyatt ersparte sich eine Bemerkung. Er kannte das. Jardine holte weit aus, was Hintergründe betraf, doch er
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