Willkür
Typen sollen Profis sein und bewaffnet. Er war der Ansicht, das könnte uns interessieren.«
Bax ging im Geiste die Namen derer durch, die er im Laufe der Jahre hinter Gitter gebracht hatte, die für die Mesics oder mit ihnen gearbeitet hatten und zum Schluss kamen die dran, die man als Gegner ansehen musste. »Letzte Woche, der Typ in dem Volvo«, sagte er schließlich.
»Also sollten wir die Warnung sehr ernst nehmen. Sie bestätigt, was wir befürchtet haben«, meinte Stella.
»Hat dieser Typ, dieser Napper, gesagt, woher er das weiß? Ich meine, warum kommt er zuerst damit zu euch, statt seine Kollegen einzuschalten? Hat er Namen genannt?«
Bax entglitten die Gesichtszüge. Er sah es an Stella, an der Art und Weise, wie sie ihn beobachtete, mit zur Seite geneigtem Kopf. Sie wartete, bis der erste Sturm sich gelegt hatte, dann sagte sie:
»So, jetzt kommen wir langsam zum springenden Punkt, nicht wahr? Erstens: Unser Mr. Napper glaubt, wir würden es vorziehen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, um zu vermeiden, dass sich jede Menge Bullen zwischen unseren Büschen herumdrücken. Zweitens: Er sagt, er wisse, wer wann wie zuschlägt, nur seien ihm leider die Hände gebunden und er könne zum jetzigen Zeitpunkt nichts Näheres preisgeben.«
Bax nickte. »Verstehe. Und ihr sollt euch nun durch den Kopf gehen lassen, wie man das ändern kann.«
»Genau. Überlegungen, die uns zehntausend Dollar kosten.«
»Und ist die Krise erst mal überstanden, steht er sofort wieder auf der Matte, um zu erkunden, ob nicht langfristigere Formen der Zusammenarbeit denkbar wären.«
»So ist es. Man merkt, du weißt, wovon du sprichst«, sagte Stella und die Schärfe ihrer Stimme hinterließ eine große Wunde in Bax’ Herz. Er räusperte sich. »Hat er mit euch dreien gesprochen oder nur mit dir?«
»Ah, wie ich sehe, denkst du mit. Er hat mit mir und Leo gesprochen. Victor war im Fitnessstudio. Wir haben ihm vorerst nichts gesagt. Unnötig, ihn nach Stand der Dinge bereits jetzt einzubeziehen.«
»Wie hat Leo reagiert?«
»Na, was glaubst du denn? Jetzt, wo er begreift, was das bedeutet, ist er außer sich. Er überlegt sogar, ein paar von seinen dubiosen Freunden als Bewacher für unser Grundstück zu engagieren.«
Bax seufzte bei der Vorstellung eines drohenden Gemetzels. »Meinst du, er hält Victor gegenüber dicht?«
»Ich habe lange auf ihn eingeredet und ihn überzeugen können, Victor nichts zu sagen. Hab ihm gesagt, das klären wir allein. Doch du kennst ihn, man kann sich nicht auf ihn verlassen, er steht zu sehr unter Victors Einfluss.«
»Zehntausend Dollar«, sagte Bax leise vor sich hin, »wann will sich dieser Napper wieder mit euch treffen?«
»Am Mittwoch. Auf neutralem Boden, wie er meinte. Er meldet sich.«
»Ich werde versuchen, ob ich was über ihn rauskriege.«
Stella kam jetzt näher und berührte seinen Arm. Mit einem Mal war alles in Sonnenlicht getaucht, ihr Haar, ihr Kleid, selbst der Fluss. »Ehrlich gesagt, ich habe gehofft, du könntest ihn irgendwie einschüchtern, ihn verprügeln, was weiß ich. Erzähl ihm, dass er sich in eine verdeckte Ermittlung einmischt. Komm wenigstens zu diesem Treffen am Mittwoch und hilf uns, mit ihm zu verhandeln.«
Bax’ Gefühlschaos war ihm vom Gesicht abzulesen. Mit sanfter Stimme sagte er: »Das geht nicht, Liebes. Ich kann es nicht riskieren, einen Kollegen gegen mich aufzubringen, geschweige denn ihm gegenüber durchblicken zu lassen, dass ich mit all dem zu tun habe. Er muss nur an geeigneter Stelle einen diskreten Hinweis fallen lassen und ich bin erledigt. Und du auch.«
Stella riss sich los und trat ein paar Schritte zurück. Ihre Absätze rissen ein Büschel Bärlauch aus dem Boden. Plötzlich hatte Bax den Geruch von Knoblauch in der Nase und auch der Fluss roch moderig. Nun stand er mit Stella wieder ganz am Anfang.
»Wir kratzen zehntausend Dollar zusammen, der Typ ist fein raus. Ich hab den ganzen Ärger am Hals und du hältst dich vornehm zurück. Ist es das, was du mir sagen willst?« Ihr Ton war scharf und zornig.
Er setzte alles daran, nicht nur seine Stimme, sondern auch seine Hände unter Kontrolle zu bekommen, und sagte leise: »Es gibt eine andere Möglichkeit, diesen Cop loszuwerden.«
Er sah ihr fest in die Augen. Irgendjemand hatte einmal zu ihm gesagt, er habe einen ungewöhnlich strahlenden Blick. »Vertrau mir, Stel.« Unentschlossen bewegte sie die Schultern hin und her. Er ergriff ihre Hände. »Du kennst doch
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