Willkür
Wyatt.
»Wir sind nur zu dritt«, sagte Towns.
Doch Drew war noch nicht zufrieden. »Und wie steht’s mit Ihnen? Im Moment sehe ich noch keinen Kommandotrupp. Soll das vielleicht heißen, dass Sie und Ihr Kumpel die Sache allein durchziehen?«
»Wir brauchen keine Armee«, erwiderte Wyatt.
Er hatte seine Regeln und er übernahm selten Jobs, bei denen zu viele dieser Regeln gebrochen wurden. Ein Job mit mehr als fünf Leuten war zu unübersichtlich. Ein Job unter Beteiligung von Amateuren oder Fremden warf zu viele Fragen auf. Alles, was auf Spezialeffekte à la Hollywood hinauslief, überließ er Traumtänzern und er übernahm selten Jobs, bei denen er — wenn man so wollte — die Beute in Kommission nehmen musste. Er bevorzugte Coups mit Bargeld, das in seine Tasche wanderte und sonst nirgendwohin.
»Nur wir beide«, sagte Wyatt. »Diskret, sauber und schnell.«
»Unabhängig von Alarmanlagen, Wachmännern oder Hunden?«, warf Drew verächtlich ein.
»Ich habe mir das Grundstück bereits angesehen und ich wiederhole mich gern: Wir brauchen keine Armee.«
»Was ist mit der Ausrüstung? Ich gehe davon aus, dass wir die beschaffen sollen.«
»Nein, ein Scheck würde genügen«, sagte Jardine, »die Besorgungen erledigt jemand anders für uns.«
Towns mischte sich jetzt ein. »Überlass es ihnen, Drew. Sie machen ihren Job, wir machen unseren.«
Der kahlköpfige Wirtschaftsprüfer zuckte mit den Schultern. »Natürlich. Hören wir uns also an, was der Experte zu sagen hat.«
Wyatt hatte verstanden. Er musste Drew bei Laune halten, er musste alle drei bei Laune halten. Er bedankte sich mit einem Nicken bei Towns und begann mit seinen Ausführungen, wobei er abwechselnd jeden einzeln ansah. Sie sollten sich angesprochen, als Teil der Sache fühlen.
»Das Grundstück ist mehrere Hektar groß, zwei Wohngebäude und ein Sicherheitszaun. Nach meinen Beobachtungen gibt es weder Wachpersonal noch Angestellte, auch keine Hunde. Außer den beiden Brüdern und der Frau lebt keine weitere Person dort.«
Drew sah auf den Teppich und schüttelte den Kopf. Hami ergriff zum ersten Mal das Wort: »Wie kommt ihr rein?«
»Gute Frage«, sagte Wyatt und sah ihn direkt an.
»Wenn es nach mir ginge, ohne viel Aufsehen — kein Alarm, keine Beschädigungen —, mit anderen Worten, am besten durch die Eingangstür. Doch bevor wir ihre Routine nicht kennen, können wir darüber nicht entscheiden. In den nächsten Tagen werden Jardine und ich das Grundstück observieren, abwechselnd. Wir werden notieren, wer wann wohin in welchem Wagen fährt, wann in welchen Räumen das Licht an- oder ausgeht und so weiter. Wir könnten auch versuchen, in einem ihrer Wagen auf das Grundstück zu gelangen. Das aber würde bedeuten, früher als nötig vor Ort zu sein. Sollte sich nichts davon umsetzen lassen, verschaffen wir uns Zutritt durch den Zaun.«
»Das ist ihr Problem, Hami, nicht unseres«, belehrte ihn Drew und warf ihm einen Du-wirst-hier-nicht-fürs-Quatschen-bezahlt-Blick zu.
»Zwei Gebäude?«, fragte Towns. »Wie wollen Sie sich orientieren?«
»Ich weiß, wo man problemlos Einsicht in den Lageplan bekommt.«
»Okay«, sagte Drew, »angenommen, ihr seid drin, es gab keine Komplikationen. Wann kommen wir ins Spiel? Lehnen wir uns zurück und warten darauf, dass das Blutvergießen vorbei ist?«
»Es wird kein Blutvergießen stattfinden«, sagte Towns.
Wyatt sah ihn aufmerksam an. Towns war durch und durch old school. Zurückhaltend und methodisch, sprach er mit leiser Stimme; ohne zu drohen, ohne überheblich zu sein, konzentrierte er sich ausschließlich auf die Fakten.
»Richtig. Mit so wenig Aufwand wie möglich gehen wir hinein und auch wieder hinaus. Wir werden die Mesics in einem Raum konzentrieren, sie mit Handschellen fesseln, Jardine wird den Safe knacken, dann räumen wir ihn aus, vielleicht auch noch ein paar Schubladen und dann verschwinden wir. Die Mesics überlassen wir Ihnen, was Sie mit denen anstellen, ist Ihre Sache.«
»Ich trau euch nicht über den Weg«, schnarrte Drew. »Woher wissen wir, dass ihr nicht sämtliche Akten, Aufzeichnungen, Namen und Adressen mitgehen lasst?« Er warf Towns einen Blick zu. »Wir sollten mit hineingehen.«
Das Vorpreschen des Jüngeren verärgerte Towns sichtlich. »Unsere Freunde hier wollen nur das Bargeld. Wenn es eine Falle ist, wenn irgendetwas schief geht, müssen sie das allein ausbaden, nicht wir. Wir warten nur auf das Signal und gehen hinein, wohlgemerkt, nachdem
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