Willkür
nicht selbst in die Hand nehmen?«
»Erstens«, sagte Bax, »wird dir das kaum gelingen. Diese Typen sind Killer, die sich den Weg freischießen, wenn sie in Bedrängnis geraten. Schließlich haben sie mehr zu verlieren als ihr. Willst du es darauf ankommen lassen? Wenn du nun ein paar Profis anheuerst, zeigst du allen, auch Victor, wie schwach ihr, du und Stella, wirklich seid.«
Bax ließ seine Worte wirken. Leo sah aus dem Fenster. »Zweitens«, fuhr Bax fort, »die Nachricht von dem Überfall, die Verhaftungen, die Anwesenheit der Polizei auf dem Grundstück, und zwar für mehrere Tage, all das wird eure Gegner erst mal abschrecken. Drittens, es wird Victor irritieren. Er wird merken, dass es einen Scheiß bedeutet, älter zu sein, dass seine Kontakte einen Scheiß bedeuten. Wird ihm erst mal klar, dass wir von dem Plan, euch zu überfallen, nicht nur gewusst, sondern dass wir ihn auch vereitelt haben, dass ich maßgeblichen Anteil hatte, was den Schutz der familiären Interessen betrifft, wird er das Gefühl bekommen, außen vor zu sein, und sieht seine Machtbasis zerbröckeln. Heuerst du aber Fremde zum Schutz an, wird er das als Rechtfertigung benutzen, um die Firma zu zerschlagen.«
»Wir könnten Druck auf ihn ausüben«, sagte Stella, »damit er zurück in die Staaten geht, das macht, was er vorher gemacht hat. Seine Prozente bekommt er weiterhin, wie früher.«
Stellas Hand lag noch immer auf Leos Arm und Bax erwischte sich dabei, wie er anfing, darauf zu starren. Sie schlief nach wie vor mit Leo, das gab sie offen zu. Ob ihr das gefiel oder nicht, ob sie Leo mochte, darüber schwieg sie sich jedoch aus. Jedenfalls schlief sie mit ihm. Bax wusste nicht, was er davon halten sollte, auf jeden Fall fühlte er sich unbehaglich dabei. Einmal, hatte sie ihm lachend erzählt, sei sie von einem Treffen mit ihm nach Hause gekommen, noch ganz feucht, und Leo habe es mit ihr treiben wollen. Also hätten sie es getrieben, nur hätte sie vorher gerne geduscht. Es steckte keine Berechnung in Stellas Worten oder in der Art und Weise, wie sie sie formulierte, Stella war eben so. Früher hatte Bax so etwas nicht gekratzt. Doch jetzt machte es ihm etwas aus, jetzt gab es ihm einen Stich.
Er schüttelte den Gedanken ab und wendete sich wieder Leo zu. »Du musst dich morgen Abend normal verhalten. Überrascht, wütend, erschrocken wegen der Waffen. Spiel bloß nicht den Helden.«
»Ja, klar, aber eins kann ich garantieren: Das Geld setz ich nicht aufs Spiel. Zwanzigtausend, mehr bleibt nicht im Safe, der Rest wandert in ein Schließfach bei der Bank. Sollte was schief gehen, zwanzig Riesen können wir verschmerzen, zweihundert nicht.«
Bax schüttelte den Kopf. Das alles war bereits zur Genüge erörtert worden. »Sie werden merken, dass was im Busch ist, Leo. Sie erwarten morgen Abend viel Geld im Tresor und wenn sie das nicht vorfinden, werden sie richtig angepisst sein. Keine Ahnung, was dann passiert, vielleicht nehmen sie das Haus auseinander, vielleicht ziehen sie euch eins mit der Waffe über, so lange, bis ihr sagt, wo das Geld steckt. Mach dir keinen Kopf, ich kümmer mich um das Geld und werde dafür sorgen, dass es nicht als Beweismittel eingezogen wird.«
»Wenn du’s versaust, Bax, mach ich dich fertig, ich liefer dich der Innenbehörde aus. Du stehst mir für das Geld gerade.«
Leo war rot angelaufen, seine Stimme überschlug sich, also versicherten sich beide, dass alles klar gehe, sowieso, und Stella streichelte Leos Arm.
Dann, scheinbar für ihren Mann Partei ergreifend, sagte sie: »Aber es kann doch sein, Bax, dass sie uns etwas antun, aus einer Laune heraus oder damit wir sie nicht verfolgen können. Wäre es nicht besser, wir verließen das Haus vorher?«
»Erstens würde sie das misstrauisch machen, so viel Geld im Haus und niemand da, der ein Auge drauf hat. Zweitens, es ist nicht der Stil von diesem Wyatt, Leute zu verletzen. Wir wissen von einem guten Dutzend Überfällen und immer war es seine Strategie, die Leute zu beruhigen. Kam jemand zu Schaden, dann nur, weil er ihm die Tour vermasseln wollte oder ihn mit einer Waffe provoziert hat.«
Sollte heißen: Also, Leo, solltest du ’ne Waffe haben, versteck sie irgendwo und lauf morgen Abend nicht damit spazieren. Bax sah den schweren Mann aufmerksam an und hoffte, dass die Botschaft angekommen war. »Verhaltet euch völlig normal«, sagte er noch einmal. »Ladet doch Victor zum Abendessen ein. Das macht die Sache
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