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Willkür

Willkür

Titel: Willkür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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Misstrauen zeigte sich auf ihrem Gesicht, verlor sich aber sofort und er hörte sie sagen: »Na dann kommt ihr eben beide.«
    Während er den Lauf der Waffe an seinen Rippen spüren konnte, vernahm Victor eine sanfte, angenehme Stimme, die freundlich erwiderte: »Aber gern. Das ist dir doch recht, oder, Vic?«
    Victor nickte.
    Dann wurde Stella von einem weiteren Paar Scheinwerfer geblendet. Sie trat einen Schritt zurück und runzelte die Stirn. »Telecom? was wollen die denn?«
    »Keine Ahnung.«
    Victor benötigte dringend Anweisungen von seinem Beifahrer. Er sah ihn an. Stella ging auf das Fahrzeug der Telecom zu und womöglich direkt auf die Mündung einer weiteren Waffe. »Was jetzt?«, fragte er.
    Der Druck der Waffe wurde stärker. »Tor zu, Licht aus und raus aus dem Wagen. Versuch nicht, wegzurennen, schrei nicht herum, mach nur das, was ich gesagt habe.«
    Victor stieg aus und stand ratlos auf dem Kiesweg. Der Mann stellte sich neben ihn. Victor äußerte sich nicht mehr, die Waffe in seiner Nierengegend war Kommunikation genug.
    Dann erloschen die Scheinwerfer des Telecom-Fahrzeugs. Die Luft war mild und die Sterne funkelten mit den Lichtern der Großstadt um die Wette. Victor hörte Schritte. Irgendwer strauchelte, dann ein Fluch und die Schritte kamen näher. Zwei Gestalten tauchten aus dem Dunkel auf — Stella, dahinter ein zweiter Mann, groß, sportlich, eine Waffe in der Hand. Als sie auf gleicher Höhe waren, blieb Stella stehen. Voller Abscheu rief sie: »Damit werdet ihr nicht durchkommen!«

    ***

    Wyatt wünschte, er bekäme jedes Mal einen Dollar, wenn jemand diesen Spruch losließ. Er hielt Victor die .38er an die Schläfe und sagte:
    »Wir kommen damit durch, keine Sorge.«
    Stellas Gesichtsausdruck verfinsterte sich. »Ich meine hinterher! Ihr habt offensichtlich keine Ahnung, mit wem ihr es hier zu tun habt!«
    Auch das hatte Wyatt schon häufiger gehört. »Wir werden jetzt ins Haus gehen. Wird Zeit, Ihren Gatten kennen zu lernen«, sagte er.
    Sie betraten das Haus durch die Vordertür, Stella ging voran, Jardine folgte, dann Victor und schließlich Wyatt. Der schaute sich um. Indirektes Licht, dadurch wirkte das Streifenmuster der Tapete schlierig, überall Uhren, große und kleine, verspieltes Goldzeug auf zierlichen Tischchen mit geschwungenen Beinen, altmodische Standuhren in den Wandnischen und alle warfen sie ihre Schatten auf den Parkettboden. Sie blieben in der Eingangshalle stehen. Die Frau musste gekocht haben, es roch nach Curry. Durch eine halb offene Tür fiel ein breiter Lichtstreif, ein Fernsehgerät lief, jemand hustete.
    »Zeig dich da an der Tür, aber geh nicht hinein. Sag, dass mit deinem Wagen etwas nicht stimmt«, flüsterte Wyatt dicht an Victors Ohr.
    Nun kam Jardines Einsatz. Mit dem Rücken zur Wand, stand er neben der Tür und machte seine Waffe klar, während Victor Mesic sagte: »Leo, hast du mal ’ne Minute Zeit? Ich hab den Motor abgewürgt und jetzt springt er nicht mehr an.«
    In die Eingangshalle fiel ein Schatten. »Vielleicht zu viel — «
    Leo spürte den Lauf der Waffe unter seinem Kinn und blieb wie angewurzelt stehen. »Wer zum Teufel sind Sie?«
    »Klappe halten, runter auf den Boden«, befahl Wyatt.
    An der Wand befand sich ein hoher, schmaler Heizkörper, der leise knackte, als wolle er sich über die Unruhe beschweren. Wyatt wedelte mit seiner .38er: »Alle auf den Boden, Rücken zur Heizung.« Er hielt die drei Mesics in Schach, während Jardine sie mit Handschellen an die Halterungen des Heizkörpers schloss.
    Anschließend wurden nur noch wenige Worte gewechselt. Diese Phase schätzte Wyatt am meisten — Profis am Werk, die wussten, was sie taten. Das Zentrum der ›Operation Mesic‹ war ein großes Arbeitszimmer am hinteren Ende der Eingangshalle. Wyatt beachtete weder das ausladende Ledersofa noch den schimmernden Schreibtisch oder die Bücherregale. Er zeigte Jardine lediglich, wo der Tresor stand. Jardine hockte sich vor das massive graue Ungetüm und fuhr mit seinen kräftigen Fingern über die Tür. »Kein Problem«, sagte er.
    »Bist du sicher?«
    »Ist immer wieder dasselbe. Die Leute investieren ein Vermögen in Sicherheitszäune und Alarmanlagen, aber von ihren beschissenen Safes wollen sie sich nicht trennen.«
    »Wie wirst du vorgehen?«
    Sacht glitten Jardines Fingerkuppen über die Einpassung der Safetür. »In jede Ecke ein schönes Loch bohren, mit Nitroglyzerin füllen und schon ist die Eiserne Lady geknackt.«
    Wyatt

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