Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Willkür

Willkür

Titel: Willkür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
Vom Netzwerk:
sich aufsteigen und hätte am liebsten durch die Karosserie gegriffen. Ringsum wurden Autotüren verriegelt, raunte man sich zu: »... nicht hinsehen ... einfach ignorieren ...«
    »Also was?«, schrie Napper und trat noch einmal zu. »Was ist euer Problem?«
    Plötzlich machte der Renault einen Satz nach vorn und rollte etwa einen Meter weiter. Napper sprang zurück. Der Rettungswagen hatte die Szene verlassen und der Verkehr setzte sich langsam wieder in Bewegung.
    Er wollte in seinen Wagen steigen. Was hatte die Leute nur geritten? Der sah doch ganz normal aus. Hatte auch keinen Platten irgendwo. Dann ging er einmal um den Wagen herum und er geriet zum zweiten Mal in Rage.
    Das Plakat war so groß wie die Doppelseite einer Zeitung und dieses Miststück von Exfrau hatte es unterhalb des Fensters auf die Heckklappe geklebt. Man konnte die Aufschrift noch im Abstand von einer Meile entziffern: GESUCHT WEGEN AUSSTEHENDER UNTERHALTSZAHLUNGEN, darunter ein vielfach vergrößertes Portraitfoto von ihm. Unter dem Foto stand noch einiges, vermutlich der gesamte Katalog seiner Vergehen. Er machte sich nicht mehr die Mühe, es zu lesen. Die dumme Kuh. Er versuchte das Plakat an einer Ecke wegzureißen, doch sie hatte einen Superkleber verwendet. Die Fahrer hinter ihm veranstalteten ein Hupkonzert und der eine oder andere lachte sogar.

    ZWEIUNDDREIßIG

    Bax trat zwischen den Bäumen hervor, blieb wie angewurzelt stehen, hob erst den einen Absatz seiner handgefertigten Schuhe an, dann den anderen — fünfhundert Dollar bei Footloose in der Chapel Street — und fluchte. Dreck und Moder. Und leichter Knoblauchgeruch von zertretenem Bärlauch in seinem Anzug.
    Vorbei an ein paar Kindern, die Enten fütterten, und Liebespaaren im Gras ging Bax die Uferpromenade hoch. Die Mesics erwarteten ihn in Stellas Jaguar. Sie saß hinten, Leo am Lenkrad und Bax setzte sich auf den Beifahrersitz. »Habt ihr ihn?«
    »Hör dir das an«, sagte Stella und legte den Mikrorecorder auf die Ablage zwischen den Vordersitzen. Bax konnte nun verfolgen, wie sich der fette Sergeant um Kopf und Kragen redete.
    »Fotos?«
    In Leos Schoß lag die Videokamera. Er gab sie Bax und erklärte ihm, wie man auf dem Display die Bilder abrufen konnte. Bax sah Stella und Napper, deutlich erkannte er beide Wagen, beide Kennzeichen. Die Aufnahme zeigte ferner Datum und Uhrzeit. »Sehr schön.«
    Leo nahm seine Kamera und sagte: »Ja, wirklich phantastisch. Nun brauchen wir für morgen Abend nur noch ein paar Jungs mit entsprechender Ausrüstung zu engagieren. Ein Kinderspiel, reine Routine für mich.« Eine Reihe ungepflegter Zähne erschien unter seinem rotblonden Schnauzbart. Sein Gesicht war aufgedunsen. Zu viele Kalorien und Entspannungsdrinks. »Oder was meinst du, Bax?«
    Doch Bax winkte ab. Er wollte sich auf das Band konzentrieren. »Wyatt«, sagte er, »den Namen hab ich schon einmal gehört.«
    »Und?«
    »Hört sich nicht gut an. Das ist einer, mit dem man besser nicht aneinander gerät.«
    »Na Gott sei Dank! Von einem Waschlappen fertig gemacht zu werden wär ja unerträglich«, meinte Leo sarkastisch.
    Stella rutschte auf ihrem Sitz nach vorn und steckte den Kopf zwischen die Vordersitze. Sie berührte seinen Oberarm. »Beruhige dich, Schatz, es wird schon alles gut gehen.«
    Leo sah auf ihre Finger und umschloss sie mit seiner Hand. Zu Bax gewandt, sagte er: »Mir will nicht in den Kopf, warum du sie nicht schnappst, bevor sie bei uns einbrechen.«
    »Jetzt denk mal nach«, sagte Bax. »Am Anfang sind sie angespannt, zu allem fähig. Nicht nur ich könnte verletzt werden, auch Stella und du. Aber hinterher, wenn sie schnell verschwinden wollen, werden sie unvorsichtig. Sie haben die Hände voll, sind in Eile, vor allem aber bilden sie sich ein, die Sache sei erledigt.«
    Er sah Stella an, hoffte auf ihre Unterstützung. »Vergiss nicht, wir sind gefesselt«, sagte sie zu ihrem Mann. »Sie glauben, sie hätten uns im Griff. Sie werden sich das Geld schnappen und absolut nicht damit rechnen, dass die Cops auftauchen.«
    »Wahrscheinlich werden sie euch mit Handschellen irgendwo anketten«, sagte Bax. »Profis halten das für eine Zeitersparnis im Gegensatz zu echten Fesseln.«
    »Wie auch immer«, meinte Stella und schüttelte Leos Arm. »Alles in Ordnung, Schatz? Die Polizei wird sie sich genau dann greifen, wenn sie das Grundstück verlassen wollen.«
    »Die Polizei, dein Freund und Helfer ... « Leo schüttelte den Kopf. »Warum können wir das

Weitere Kostenlose Bücher