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Willkür

Willkür

Titel: Willkür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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Typen zu attackieren wäre ein Fehler.
    Die Männer hatten sich aufgeteilt. Dann hörte Leo das Kreischen eines Bohrers und wusste, es ging um den Safe. Er schwieg und suchte eine bequeme Position am Boden, bewegte seine Handgelenke hin und her, damit die Blutzufuhr durch die Handschellen nicht zu stark behindert wurde. Victor und Stella machten das Gleiche.
    Auf einmal drehte sich Victor zu Stella und sagte: »Was ich gesagt habe. Wir sind ein Selbstbedienungsladen. Die kommen einfach rein und greifen sich, was sie wollen.«
    »Wenn du meinst, Victor.«
    »Die Mesics lassen sich die Butter vom Brot nehmen, das werden alle denken.«
    »Halt endlich die Klappe.«
    Victor sprach leise, aber eindringlich. »Überleg doch mal. Es ist höchste Zeit, sich von diesem provinziellen Geschäft zu verabschieden, sich mit Leuten zusammenzutun, die keine Vorstrafenregister haben, keine verdreckten Overalls tragen, die ihr Geld sicher anlegen, irgendwo auf den Cayman Islands zum Beispiel, und die nicht darauf warten, dass zwei Gangster ihren Safe ausräumen, ich meine Leute, die den Police Commissioner höchstpersönlich schmieren und keinen miesen Zivilbullen wie Bax.«
    Leo hörte, wie seine Frau giftig entgegnete: »Man wird dich schon auszahlen, Victor. Und jetzt sei endlich ruhig.«
    »Ich will nicht, dass man mich auszahlt. Ich will mein Geld da anlegen, wo es sich in wenigen Monaten von allein vervierfacht.«
    Leo dachte nach. Wenn Stella nicht da war, hatte Victor ihm diese Sachen ständig vorgebetet, hatte Diagramme erstellt und immer wieder mit dem Finger auf Zahlenkolonnen gezeigt. Schließlich hatte es ihm eingeleuchtet. »Nichts für ungut, alter Junge, aber versuch doch dieses Miststück davon zu überzeugen.« Und Leo hatte es versucht. Er war sich jedoch nicht sicher, ob sie ihm überhaupt zugehört hatte. Aber jetzt, wo sie es zulassen mussten, ausgeraubt zu werden, startete er einen neuen Versuch. »Ich finde, da ist was dran, Stel.«
    Doch dann kam der Typ mit dem Killerface von seinem Rundgang zurück und kurz darauf hörte Leo, wie der Safe gesprengt wurde. Er schwieg und litt. Er sah den Männern nach, als sie das Haus verließen. Als sie draußen waren, zerrte er an den Handschellen, doch es war sinnlos, und zu allem Überfluss hatten sich die vielen Uhren im Haus verabredet, gleichzeitig acht Uhr zu schlagen.

VIERUNDDREIßIG

    Das Signal sollte mit Mobiltelefonen übermittelt werden, die Rossiter beschafft hatte. Während Jardine das Tor öffnete, rief Wyatt bei Towns an. Es klingelte einmal und als Towns abnahm, sagte Wyatt: »Alles klar.« Er wartete auf Towns’ »Okay«, dann unterbrach er die Verbindung, klemmte sich hinter das Steuer von Victors Saab und folgte Jardine, der im Telecom-Fahrzeug hinaus auf die Straße fuhr.
    Das Geld lag im Telecom-Fahrzeug. Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Wyatt hatte dabei an einen gelangweilten oder neugierigen Cop im Streifenwagen gedacht, dem es zwar in den Sinn kommen könnte, den Fahrer eines Saab zu schikanieren, der aber einem Fahrzeug der Telecom keine weitere Beachtung schenken würde. Wyatt selbst stellte eine weitere Vorsichtsmaßnahme dar. Er folgte Jardine in großem Abstand, um den Verkehr vor ihm, hinter und neben ihm im Blick zu haben. Sollte das Syndikat wirklich scharf auf die zweihunderttausend Dollar sein, wäre ein Überfall hier draußen denkbar. Wyatt wusste, worauf er zu achten hatte, schließlich hatte er dergleichen Überfälle selbst verübt, hatte Fahrzeuge abgedrängt, um in den Besitz von Goldbarren, Pelzen, Spirituosen oder Ölbildern zu gelangen. »Wenn du auf dem Freeway bist«, hatte Wyatt zu Jardine gesagt, »lass dich nicht zwischen zwei Schwerlastern einklemmen. Möglicherweise arbeiten sie zusammen. Bleib auf der Überholspur. Lass dich nicht Richtung Ausfahrt abdrängen oder auf den Mittelstreifen.«
    »Und außerhalb eines Freeways?«
    »Da achtest du auf Baustellen, auf Leute mit Autopannen, einfach auf alle Situationen, in denen du gezwungen wirst, langsam zu fahren oder anzuhalten oder sogar eine Umleitung zu nehmen. Steht ein Auto quer zur Fahrbahn, nicht anhalten, sondern das Heck rammen, möglichst schräg.«
    »Um anschließend einen Abgang durch die Windschutzscheibe zu machen.«
    »Das bezweifle ich. Die meisten Modelle haben hinten weder einen Motor noch sonst eine Verstärkung. Wenn du die richtige Stelle triffst, schiebst du sie einfach beiseite und bist durch.«
    Doch nichts dergleichen geschah auf den Straßen, die

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