Willküra (German Edition)
euch noch ein bisschen wild reden und komme wieder, wenn ihr fokussierter seid«, stand Willküra auf. »Die Damen?!«
»Willküra!«, antworteten die Thesenschlägerinnen gleichzeitig und erhoben sich leicht mit dem Po vom Sofa, um sich sofort wieder gemütlich hinzusetzten.
Willküra schnippte und sowohl ihr neuer Persönlicher Assistent, der ehemalige Anwärter für den Chef des Stabs für Zahlen, Diagramme und Hochrechnungen, den sie zur Vereinfachung nur noch PA nannte, als auch der Träger des Großen Buchs der Veränderungen ( Im Folgenden TGBV genannt ) kamen aus den Ecken, in denen sie gestanden und gewartet hatten, und liefen hinter Willküra her, die im Grunde seit dem Kurzlehrgang mit dem Handwerker den Glitzerhandschuh nicht mehr ausgezogen hatte.
Wie der Willkürherrscher so wenig Blick für Ästhetik und notwendige Veränderungen hier im Schloss gehabt haben konnte war ihr unverständlich. Sie kamen doch aus ein und derselben Mutter.
In ihrer doch wirklich kurzen Amtszeit hatte sie auf schnellstem Wege, nämlich höchst selbst, schon mehr als die Hälfte des Schlosses verändert. Nur den Regierungssaal und das Arbeitszimmer wollte sie gleich belassen, zunächst zumindest, ansonsten unterzog sie alles ihrem kritischen Blick.
»PA, ich brauche später einen Termin mit Dr. Triddl«, sagte sie, ohne dabei langsamer zu werden, oder sich zu ihm hinzudrehen. Doch plötzlich blieb sie stehen.
»Die Fenster!«
Der TGBV schlug sofort die Seite mit den Fenstern auf und Willküra verdoppelte die Größe der Fenster zum Innenhof.
»Viel schöner! Los, schnell, weiter!«
Sie gingen runter, durchkreuzten den Innenhof, wo sich Willküra kurz nach oben drehte, um ihre Fenstergrößen-Entscheidung aus ästhetischen Gründen wieder rückgängig zu machen, und dann nahmen sie die Abkürzung zum Willkürherrschaftlichen Bohnengarten.
Dort stand Fürchtedich IX. und zupfte an seinen Bohnen.
Er ist ein armseliger, lächerlicher, nichtsnutziger Kerl, dachte Willküra als sie ihn sah und schüttelte fast angewidert den Kopf.
Das Zeitalter Willküra beginnt, um ihn herum verändert sich alles, und er zupft wie immer an seinen Bohnen. Naja, aber besser ich nehme ihn, als dass ich allein bin. Dr. Triddl will ich nicht, Jamel ist weg, mit General Faulidös ist auch nichts mehr, der hat ja im Grunde Schluss gemacht, und damit unser gemeinsames Ziel der Universumherrschaft zunichte, und ernsthaft jemanden Neuen kennen zu lernen, da hab ich jetzt keine Zeit für. Außerdem ist Fürchtedich IX. ja auch ganz nett und wir haben ja auch ein gemeinsames Ziel.
Klappt der höchste Plan nicht, nimm erst mal einen darunter, so schlecht ist der bestimmt nicht, und dann kannst du dir immer noch einen höheren machen, dachte sie an die Worte ihrer Mutter. Und mit einem Lächeln dachte sie noch an die anderen Worte ihrer Mutter: Faul bleibt Faul.
General Faulidös wird für mich kein Gegner sein, freute sie sich, ging lächelnd zwischen die Bohnenpflanzen zu Fürchtedich IX. und küsste ihn.
»Sag mal, wo hast du denn den Willkürherrschaftlichen Mantel hingetan?«
»Den Mantel, Willküra? Den Mantel, den Mantel, den hab ich, äh …« Fürchtedich IX. kratzte sich am Kopf und tat zerstreut. »Wo hab ich denn den Mantel hingetan, Willküra?«
Willküra tätschelte ihm sanft auf die Schulter.
»Wenn du ihn wieder findest, bring ihn mir doch bitte, ja? Ich würde ihn nämlich gerne tragen.«
»Ach so, ja, ja sicher, Willküra!«, antwortete Fürchtedich IX. und zupfte an den Bohnen weiter. »Und was hast du heute noch so vor?«
»Einiges! Ich habe viele, viele Ideen, die ich umsetzen möchte. Setz dich, von der einen erzähle ich dir jetzt ausführlich, weil sie einfach so genial ist.«
Sie bedeutete ihrem Persönlichen Assistenten und TGBV, außer Hörweite zu gehen, woraufhin sie zwischen den Bohnenpflanzen verschwanden.
»Gemütlich hast du es hier«, sagte Willküra, als sie sich auf die Bank setzten.
»Ja, Willküra! Das ist jetzt unser beider Bohnengarten, Willküra!«
»Also, ich hatte diese fantastische Idee, an der ich übrigens schon lange arbeite, und die ich jetzt umsetzen werde!«
Willküra setzte sich aufgeregt ein bisschen anders auf der Bank hin.
»Wir brauchen ja guten Nachwuchs, für unseren Willkürherrschaftlichen Hof. Alleine können wir das alles ja nicht schaffen. Und wir wollen doch eines Tages die Universumherrschaft?!«
»Ja, bestimmt, Willküra.«
»Die bisherigen Angestellten taugen kaum was
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