Willküra (German Edition)
und keiner hatte vor, sich in Gefahr zu bringen, als Gerolat plötzlich erfreut aufschrie.
»Das Buch!«
Er zeigte auf ‚Die Geheimnisse der unbewussten Handlungen und die Erklärungen ihrer‘.
»Kannst du es mir geben?«, hielt Gerolat Raja seine Hand hin.
»Nein, du bekommst das nicht!«, widersprach Raja.
»Gib es her!«, verlangte Gerolat.
So ging es hin und her, bis Gerolat darauf bestand, dass das Glück von ihm und seiner Kursleiterin davon abhängen würden.
Raja wiederum sagte, dass das Buch nur über ihre Leiche in Willküras Hände gelangen durfte, weil, weil, sie hatte kurz gestockt, denn sie hatte nicht zugeben wollen, dass sie es aus sentimentalen Gründen haben wollte, um jederzeit die Handschrift von General Faulidös zu sehen und sich ihm so näher zu fühlen, denn sie vermisste ihn sehr, »weil sie sonst das ganze Universum damit zerstören würde«, log sie also.
Fürchtedich IX. wandte immer mal wieder ein, sie sollten sich nicht streiten.
Amanus bestand darauf, dass wenn das Buch überhaupt jemandem zustünde, dann wohl dem Willkürherrscher.
Und die Kursleiterin stand die ganze Zeit über da, hin- und herschwankend zwischen dem Wunsch, glücklich mit Gerolat leben zu können, und der Angst, dass Willküra das Universum, und damit sie alle vernichten würde, wenn sie das Buch bekäme.
»Ich brauche das Buch ohnehin noch, weil der Code darin steht!«, sagte Raja am Rande ihrer möglichen Freundlichkeit, die jeden Moment in Aggressivität umschlagen konnte.
»Dann tipp den Code jetzt ein, und danach gibst du es mir!«, schrie Gerolat sie nun an. Ihm fiel auf, dass er zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit so richtig geschrien hatte, so als wäre seine Wut normalerweise irgendwo anders hingeleitet worden.
»Wir können dir das Buch nicht überlassen«, sagte nun auch Fürchtedich IX., der an die Möglichkeit dachte, es später irgendwann seinem Bruder zukommen lassen zu können, und da kam ihm die Erklärung Rajas gerade recht. »Denn wenn Willküra damit das Universum vernichtet, dann vernichtet sie uns alle mit. Du würdest also, wenn du das Buch jetzt bekommen würdest, uns genau in dem Moment indirekt damit vernichten, und das können wir leider nicht zulassen.«
»Ganz genau!«, sagte auch Amanus spitz, die immer noch fand, dass das Buch einzig und allein dem Willkürherrscher gehörte, auch wenn Gerolat ihr Cousin war.
Gerolat sah die Kursleiterin an. Ihr Glück stand hier auf dem Spiel und sie hatte sich die gesamte Zeit über heraus gehalten. Er hatte gemerkt, dass die Wut in ihm immer mehr aufgestiegen war, und jetzt war er auch bei ihr an einem Limit.
»Was sagst du?«, fragte er sie gereizt. »Willst du unser gemeinsames Glück, oder nicht? Du kannst dich jetzt entscheiden.«
Wenn sie jetzt sagt, ich soll das Buch nicht bekommen, dann liebt sie mich nicht wirklich. Dann ist es vorbei. Bitte sag ja, bitte sag ja, dachte er intensiv, fühlte aber, dass sie wohl nein sagen würde.
»Gerolat, wir können nicht für unser beider Glück das Universum zerstören lassen. Damit wären wir doch dann auch zerstört. Und wenn nur wir beide aus irgendeinem Grund nicht mit zerstört werden würden, sondern weiter leben könnten, dann könnte ich wiederum mit dieser Schuld nicht glücklich leben. Es hat also keinen Sinn, dass du das Buch bekommst.«
»Bist du ganz sicher?«, fragte Gerolat, der vor Wut und Enttäuschung schäumte.
»Ja, ganz sicher«, sagte die Kursleiterin.
Gerolats Blick wurde eiskalt, mehr als die blanke Wut fühlte er in diesem Moment nicht. Er hasste sie alle, auch die Kursleiterin. Er hatte das alles für sie machen wollen, und ihr war das egal. Ihr war ihr gemeinsames Glück also egal!
Höchst zornig drehte sich Gerolat um, und rief wütend in Richtung Willkürherrschaftliches Schloss stapfend: »Das werdet ihr noch bitter bereuen!«
93
Willküra stand am weißen Tor zum Geheimen Weg von der Stadt hoch zum Willkürherrschaftlichen Schloss und rüttelte am Griff.
Es war zwar noch genug Zeit bis Mitternacht, aber sie hatte sich entschlossen, lieber den schnelleren Weg zurück zu nehmen, um ganz sicher zu gehen, rechtzeitig da zu sein.
Im Idealfall wäre Gerolat jetzt schon mit dem Buch in ihrem Schlafzimmer, und um zehn vor Mitternacht, so hatte sie es eingestellt, würde sie ihn kurz alleine lassen und in ihr Privates Arbeitszimmer gehen, wo ja nun der Willkürherrschaftliche Arbeitstisch inzwischen aufgebaut sein müsste, das hatte sie ihren
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