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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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nicht bei ihr damals mal diesen Weiterbildungskurs besucht, wie man mit einfachen sprachlichen Mitteln die Sympathie des Gegenübers weckt?!
    Er sah sie an. Sie sah absolut harmlos aus, aber konnte es nicht sein, dass sie die ganze Zeit über mit ihren Kursen versucht hatte, den Willkürherrschaftlichen Staat subtil lächerlich zu machen, und so zu untergraben?
    Die Kursleiterin bemerkte den Blick von Fürchtedich IX. nicht. Sie war gerade dabei, dem Willkürherrscher eine Nachricht zu schreiben, wie Raja vorgeschlagen hatte, als Amanus plötzlich darauf bestand, dass sie die Einzige sein würde, die dem Willkürherrscher etwas mitteilen würde. Und sie würde ihre Nachricht keinem von ihnen zeigen!
    »Aber Amanus«, versuchte Fürchtedich IX. aus seinen Kursleiterin-Gedanken gerissen die Forderung von Amanus ein wenig abzuschwächen.
    Er hätte es lieber gesehen, wenn sie alle gemeinsam und ohne Streitereien an einem Strang gegen Willküra ziehen würden. Aber alle gemeinsam und gleichberechtigt für oder gegen eine Sache zu stehen, das würde wohl für immer eine Utopie bleiben.
    Er wollte trotzdem in seiner nächsten Herrschaft mal versuchen daran zu arbeiten, dass alle miteinander, und nicht gegeneinander denken und handeln sollten. Das Wohl der Allgemeinheit über dem Wohl des Einzelnen, ja, das würde er als Parole ausgeben können. Und das würde ja gar nicht mehr lange dauern, denn seine Herrschaft stand im Grunde wieder kurz bevor: sobald Willküra eliminiert oder anderweitig entsorgt worden wäre, würde er den Willkürherrscher zu einem Gespräch unter Männern beiseite nehmen, und ihn davon überzeugen, dass seine eigene Herrschaft ja im Grunde nur unterbrochen worden war, um eines Tages weiter zu gehen. Und dass er diese Unterbrechung jetzt gern beenden würde, um weiter zu herrschen. Und wenn er dann eines Tages genug davon hätte, würde er ihn wieder zum Willkürherrscher ernennen. Ja, mit dem Willkürherrscher konnte man so etwas sicherlich bei ein paar Lachshäppchen bereden.
    Ein großer argumentativer Vorteil für seine weitere Herrschaft war sicherlich auch sein Bruder mit seinem neuen Unternehmen. Mit ihm als Kooperationspartner würde er den Willkürherrschaftlichen Staat angemessen anführen können.
    »Weg, weg, einfach weg«, rief der Zwerg wieder und wackelte angestrengt mit seinen Nasenflügeln. »Millionen Zwerge, alle paar Sekunden ein neuer. Bänder voll. Alle Arten und Sorten Zwerg. Und wen muss es treffen? Mich!«
    Amanus hatte bereits ihre Nachricht an den Willkürherrscher geschrieben und den Zettel sorgfältig verklebt, damit ja keiner die Nachricht lesen könnte, hatte ‚Willkürherrscher’ oben auf den Zettel geschrieben und ein Herzchen daneben gemalt, während Raja schnell und nicht gerade in Schönschrift etwas in ihr Buch der unbewussten Handlungen geschrieben hatte.
    »So, gib her, dann gehe ich jetzt damit zur Blende«, klappte Raja das Buch zu, steckte es ein, band den Zwerg los vom Ast und die Schnur an ihrer Hand fest und setzte den Zwerg in ihre Tasche.
    »Ich glaube, an der Blende könnte es einfacher sein, dass er das Ziel tatsächlich erreicht«, sagte sie und wollte gerade losgehen, als Amanus bestand darauf, dass Raja nicht alleine gehen konnte.
    »Was wenn sie meine persönliche Nachricht an den Willkürherrscher wegschmeißt, oder gegen ihre eigene austauscht?«, fragte Amanus.
    Raja fand das albern, und sah keinen Grund dafür, warum sie so was tun sollte und stufte es als zu gefährlich ein, Amanus mitgehen zu lassen. Denn keiner könne nun einschätzen was passieren würde, wenn Willküra auf Amanus träfe.
    Eigentlich wollte sie Amanus einfach nur nicht um sich haben, aber das konnte sie ja schlecht laut äußern, denn das würde die ganze Aktion sicherlich wieder stark verzögern.
    »Ich gehe das Risiko ein«, sagte Amanus laut, aber Raja widersprach.
    »Dann gehen wir eben alle!« entschied Fürchtedich IX., der Zickenterror verachtete.
    Raja murrte, Amanus ging hoch erhobenen Hauptes den Mantel immer noch um sich gelegt, der mittlerweile überhaupt keine große Freude mehr daran hatte, mit Amanus zusammen gesehen zu werden, denn sie hatte sich seit ihrem Kennenlernen doch sehr verändert, Fürchtedich IX. ermüdete allmählich die Trägheit der Gruppe, und die Kursleiterin, obgleich sie lieber im Geheimen Bereich geblieben wäre, trottete pfeifend hinter den anderen dreien her.

95
     
    Gerolat hüpfte auf Willküras großem Bett wie auf einem

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