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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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Döschen, nahm eine Tablette heraus und schluckte sie hastig herunter.
    »Auch eine, Gesandter 6574?«, bot er ihm das Döschen an, doch der lehnte ab.
    »Du hast die sicher auch viel gebraucht, was Gesandter 6574?«, fragte Gesandter 6575 und Gesandter 6574 lächelte als Antwort nur höflich undefiniert, denn er wollte Gesandter 6575 nicht bei ihrer ersten Begegnung schon direkt widersprechen.
    Er hatte sich dieser Spezialmöglichkeiten nie bedient. Er war fit und hatte seinen Körper nie noch schneller ruinieren wollen, als es ohnehin schon passierte. Dass Tabletten wie ‚weckt dich’, ‚macht dich froh’, ‚schneller schlafen’, ‚damit bist du wer’ und wie sie alle hießen, den Körper zwar entsprechend ihrer Aufschrift manipulierten, war zwar auch für ihn häufig verlockend gewesen, aber die Gefahr, seinen Körper damit vielleicht irreversibel zu schädigen war ihm doch immer zu groß gewesen. Einen ‚Rücksetzen’-Knopf gab es eben noch nicht. Und es gab Untersuchungen in der ERGA, die zeigten, dass sich das auf das Sozial- und Kommunikationszentrum auswirken konnte, wenn man den Konsum dieser Hilfs-Tabletten übertrieb.
    »Du hast dich sicher schon in deinem Büro eingelebt, Gesandter 6574. Das ist gut, und das ist schlecht, Gesandter 6574. Gut, dass du so ein anpassungsfähiger Typ bist, der jederzeit auf neue Situationen und Anforderungen reagieren kann, schlecht, weil es nicht dein Büro bleiben wird, Gesandter 6574.«
    Gesandter 6575 griff nach dem Döschen mit der Aufschrift ‚damit bist du wer’, schluckte daraus hastig eine Tablette, hielt das Döschen Gesandter 6574 halbherzig hin, um es dann direkt wieder wegzulegen.
    »Wenn du eine willst, sagst du einfach Bescheid, Gesandter 6574«, sagte er jovial und schüttelte dann kurz hektisch den Kopf in den Nacken gelegt.
    »Machen wir uns nichts vor, und ich werde nicht groß drum herum reden, denn ich habe ja nun das Sagen, deshalb muss ich mich ja auch vor dir nicht rechtfertigen, und selbst wenn ich müsste, ich hätte gute Gründe anzuführen für das, was ich dir jetzt sage, aber ich muss es ja nicht, das steht ja so in den Statuten festgeschrieben, und du hast ja ohnehin einen Job, du verlierst ja nichts, sondern gehst zurück, der Sportstaat soll ja auch ganz schön sein, da wollte ich ohnehin mal vorbei schauen. Rike!«, rief er plötzlich und noch bevor eine Frau in schickem Kostüm mit einem Notizblock in der Hand herein kam, redete Gesandter 6575 schon weiter auf Gesandter 6574 ein. »Da gibt es ja diese Sportfeste auch regelmäßig, oder, da warst du doch Trainer oder irgendwie so was, das ist doch auch ne gute Aufgabe, da brauchst du dich ja auch nicht schämen, da wieder hinzugehen«, Rike hatte sich inzwischen hinter Gesandter 6574 gestellt, so dass Gesandter 6575 sie gut sehen konnte, und jetzt sprach er sie unvermittelt an, »mach mir mal diesen Ausflug in den Sportstaat klar, ich will gern«, er wandte sich wieder an Gesandter 6574, »was lohnt sich denn da, da bei euch, ich glaub Klatschball«, Gesandter 6574 reagierte nicht, da er sich zwar angesprochen fühlte, aber nicht das Gefühl hatte, dass er tatsächlich an dem Gespräch teilnahm, sondern an einer Show, die Gesandter 6575 lieferte.
    Gesandter 6575 wartete auch gar nicht lang, ob eine Antwort käme, und fragte auch nicht noch mal nach, sondern sprach weiter zu Rike, »ja, Klatschball will ich sehen, das sollte doch bald gehen, 1. Reihe natürlich und frag auch die anderen, ob jemand mit will, dann machen wir da so einen schönen Betriebsausflug draus«, Rike machte sich während Gesandter 6575 sprach ein paar Notizen, nickte und verließ wieder das Büro von Gesandter 6575, der ununterbrochen weiter sprach, nun aber wieder ausschließlich an Gesandter 6574 gewandt, »das guck ich mir an, dieses Klatschball, das muss gut sein, bist du davon der Trainer, Gesandter 6574? Von welchem Sport auch immer, du wirst auf jeden Fall bald wieder Trainer da sein, weil ich nämlich die Zwergenproduktion einstellen lasse, im Grunde schon habe einstellen lassen, ich wollte, dass du es von mir erfährst, ich hab nicht genug Mittel zur Verfügung und muss das einstampfen, damit wir in die Entwicklung der Versuchswelten ordentlich was reinpumpen können, Gesandter 6574. Du bist wohl der Einzige hier weit und breit, der dieses Dilemma versteht, in dem ich gerade stecke, die anderen gucken mich alle so an, als wäre ich ihr Feind oder irgendwas, dabei ist das einfach nur ein heftiger Job

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