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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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deiner Hand zu spüren glaube.«
    Sie waren inzwischen oben angelangt und der Willkürherrscher umarmte Amanus.
    »Sei nicht verunsichert, Amanus. Als Willkürherrscher können wir nichts falsch machen. Wir ordnen an. Und im Zweifel ordnen wir am nächsten Tag etwas anderes an. Oder schon Minuten später. Völlig egal. Etwas falsch machen ist für uns Willkürherrscher im Prinzip nicht möglich. Ich sage ‚uns‘, denn bald schon wirst du auch eine Willkürherrscherin sein. Ich habe vor, das Amt mit dir zu teilen. Dann haben wir für immer beide Recht und du brauchst keine Verunsicherung mehr zu spüren. In drei Tagen wird die Hochzeit sein, ich habe alles veranlasst.«
    Der Willkürherrscher bemerkte an Amanus‘ Kuss, dass er sie mit seinen Worten beruhigen konnte, und je länger der Kuss dauerte, desto mehr fragte er sich, ob diese Heftigkeit ihres Zungenschlages nicht auch darauf hinweisen konnte, dass sie sich sogar darauf freute, bald eine Willkürherrscherin zu sein.

13
     
    Jamel wälzte sich im Bett. Er hatte einen schlimmen Alptraum:
    Die Schwester des Willkürherrschers war gerade bei ihm. Er überreichte ihr eine rote Rose und goss ihr Champagner ein. Doch sie schrie, dass sie das Buch wolle, das Buch!
    Er versuchte sie zu beruhigen und zwang sie fast, den Champagner zu trinken, damit sie etwas ruhiger würde.
    Er wälzte sich im Schlaf wieder auf die linke Seite zurück.
    »Lass uns erst ein bisschen Spaß haben, dann klärt sich alles von selbst!«, bot Jamel ihr an und knöpfte mit seinem Verführerblick seinen Hosenknopf auf.
    »Nichts wird sich klären. Du hast das Buch nicht. Du bist meiner nicht würdig. Es ist vorbei. Und bevor du mich jetzt anbettelst, dass wir es noch mal versuchen sollen. Es hat keinen Sinn! Ich hätte dich ohnehin bald verlassen. Dein Penis ist nämlich viel zu klein.«
    Jamel stöhnte im Schlaf vor Schmerz laut auf. Während er sich wieder zurück wälzte, wischte er sich mit einer Hand etwas Schweiß von der Stirn.
    »Jämmerlich klein, Jamel!«, gehässig lachte die Schwester des Willkürherrschers ihn aus. »Jämmerlich klein, Jamel! Jämmerlich klein! Jämmerlich klein. Jämmerlich. Jämmerlich.«
    Die Worte waren immer schwächer geworden und auch sie immer schwächer zu sehen, da schoss Jamels Oberkörper hoch und er war schlagartig wach.
    Ich habe doch keinen kleinen Penis!?, dachte er ängstlich und ging zum Spiegel rüber.
    Beruhigt stellte er fest, dass noch alles war wie immer. Und während er sich mit einem gewissen Stolz seinen Penis im Spiegel präsentierte, dachte er noch ein Mal über seinen Traum nach.
    Es lag nämlich in seiner Familie, dass Teile ihrer Alpträume wahr wurden. Er musste den Traum analysieren, dann könnte er vielleicht darauf kommen, welcher Teil es war, der in der Realität erneut auftauchen würde.
    Erst Mal war er sehr froh, dass es schon mal nicht der Teil mit seinem Geschlecht war, der sich bewahrheitet hatte. Ableiten ließ sich daraus, dass er vielleicht mit der Schwester des Willkürherrschers Champagner trinken würde, was ihn nicht weiter beunruhigte. Oder dass sie ihn anschreien würde, was er auch schon kannte. Oder aber, sie würde Schluss machen.
    Das wiederum beunruhigte ihn. Es war zwar eine seltsame Beziehung zwischen ihnen, in der eindeutig er der Unterlegene war, aber er mochte sie und ihre krude Art sehr. Sie war nicht so, wie die Frauen in der Stadt. Nein, sie hatte richtig Charakter. Er spürte die Macht aus ihr strömen. Und wenn sie bei ihm war, hatte er das Gefühl, bald auch mächtig werden zu können. Dann könnte er mit gutem Gewissen den ganzen Tag im Bett liegen. Denn dann würde er mächtig sein und deshalb würde es keiner wagen, ihm einen Vorwurf daraus zu machen, dass er im Bett lag.
    »Das Buch!«, sagte Jamel plötzlich laut, als würde der Gedanke sich ihm so stark aufdrängen, dass er ihn aussprechen musste, weil der Gedanke befürchtete, sonst ignoriert zu werden.
    Jamel fing also hektisch an in seinem Schrank zu wühlen und stieß wieder auf dasselbe Problem, das er schon gehabt hatte, bevor er wieder ins Bett zurück gegangen war.
    »Ich hab überhaupt nichts anzuziehen. Nichts, nichts, nichts!«
    Er wurde panisch. Er musste nun schnell das Buch besorgen, um die Wahrwerdung seines Alptraum zu verhindern. Er ließ also in der gefühlten Eile seine Schlafanzughose an, zog das grüne T-Shirt mit dem Rotweinfleck über, das ganz oben auf seinem Wäscheberg lag und band sich schnell noch einen Schal um,

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