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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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Kursleiterin Gerolat mitteilte, für ihre Verhältnisse gar freudig, dass sie auch beide von den Erlösen des Buches leben könnten, und er doch, wenn er sich vom Hofe würde trennen können, zu ihr ziehen könnte, schloss Gerolat, der mittlerweile seinen fünften Kakao trank, mit der letzten sinnvollen Frage.
    »Und wie heißt dieses Buch, das uns solch eine Freiheit verspricht?«
    »Die Geheimnisse der unbewussten Handlungen und die Erklärungen ihrer.«

16
     
    »Diese Panik im Gesicht steht dir ganz und gar nicht, Schwester des Willkürherrschers! Du solltest dich ein wenig beruhigen, Schwester des Willkürherrschers. Wenn man vernünftig nachdenkt, dann kann man jedes Problem lösen, Schwester des Willkürherrschers. Das lief doch bis jetzt sehr gut, Schwester des Willkürherrschers!«
    »Oh man, Fürchtedich IX., ich glaube, du erkennst den Ernst der Lage nicht. Mein Bruder hat sich verliebt. VERLIEBT. Weißt du, was das heißt? Bald wird eine andere Frau die erste Frau im Willkürherrschaftlichen Staate sein. Bei VERLIEBT helfen auch keine Argumente. Es ist im Grunde die Potenzierung von Willkür: dagegen ist nichts zu machen.«
    Die Schwester des Willkürherrschers ging hin und her, während Fürchtedich IX. ruhig an seinen Bohnen zog.
    »Das heißt, selbst wenn Plan A aufgehen sollte, vor dessen Durchbruch es ja im Grunde steht, werde nicht mehr ich als Willkürherrscherin vom Willkürherrscher eingesetzt werden, sondern seine dämliche kleine Nuss. Amanus. Was ist das überhaupt für ein Name? Und wo kam die plötzlich her? Es waren nur schlimme Schreckschrauben an diesem Hofe zugelassen, damit das hier nicht passieren würde. Liebe, diese Liebe, sie wird alles zunichte machen wofür ich Jahre opferte! Ich hasse Liebe!«
    »Na, na, Schwester des Willkürherrschers. Rede nicht so mit mir, Schwester des Willkürherrschers. Wenn Plan A nicht funktioniert, passt man ihn eben den Umständen an, um zum gleichen Ergebnis zu kommen, Schwester des Willkürherrschers. Und das heißt dann Plan B, Schwester des Willkürherrschers.«
    Die Schwester des Willkürherrschers schaute Fürchtedich IX. neugierig und hoffnungsvoll an.
    »Und du hast schon eine Idee für die Anpassung von Plan A?«
    »Allerdings, Schwester des Willkürherrschers.«
    Fürchtedich IX. zupfte plötzlich höchst konzentriert an einem Blätterpaar, als würde er eine Blatt-Massage durchführen.
    Die Schwester des Willkürherrschers konnte es kaum aushalten, wusste aber, dass Fürchtedich IX. diese Kunstpausen sehr genoss. Sie unterstellte ihm eine leichte Form von Sadismus, eine, die nur Spaß machte, wenn sie nicht offensichtlich war.
    Fürchtedich IX. drehte sich langsam um und schaute die Schwester des Willkürherrschers durchdringend an, als ginge es jetzt um Leben und Tod und sie es sich nicht erlauben dürfte zu lügen.
    »Hast du noch Kontakt zu diesem Schönling aus dem Volk, Schwester des Willkürherrschers?«
    Die Schwester des Willkürherrschers hoffte, nicht zu ertappt zu klingen.
    »Meinst du Jamel?«
    »Ja, Schwester des Willkürherrschers. Der könnte uns jetzt ganz gut passen, Schwester der Willkürherrschers!«

17
     
    »Nun, vielleicht wundern die Herren Stabschefs sich, dass wir heute nicht im Regierungssaal unsere Sitzung halten, und, liebe Gäste«, wandte sich der Willkürherrscher auch an die Mütter und Väter, die heute, am Tag der Aufhebung familiärer Wissensdefizite ihre Söhne und Töchter zur Arbeit begleiten durften, um sich ein Bild machen zu können von dem, was eigentlich aus ihren Sprösslingen geworden war, und sie waren zahlreich erschienen, was dem Willkürherrscher den Verdacht aufdrängte, dass die innerfamiliäre Kommunikation in seinem Staate zu wünschen übrig ließ, »zur Erklärung: normalerweise halten wir, also ich und Ihre Kinder, auf die Sie mit Recht stolz sein können, unsere Sitzungen im Regierungssaal ab, nicht hier in dieser Mehrzweckhalle.«
    Der Willkürherrscher schaute von links nach rechts und wieder zurück und sah, wie begierig die Gäste ihm auf die Lippen schauten.
    »Aber es ist so, dass der Regierungssaal zur Zeit noch nicht wieder in vollem Umfang für unsere Regierungsgeschäfte nutzbar ist. Es gibt dafür eine Begründung: der Regierungssaal wird gerade umgebaut.«
    Keiner der Anwesenden reagierte auf diese Information, dennoch begann der Willkürherrscher sich zu rechtfertigen und zu beschwichtigen.
    »Bevor Sie nun denken, der Umbau könnte vielleicht unnötig sein, und damit

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