Willküra (German Edition)
zum anderen hatte sie Angst, Fürchtedich IX. könnte sie fragen, wieso sie mit Jamel überhaupt noch Kontakt pflegte.
Bevor sie aber den Willkürherrschaftlichen Bohnengarten verlassen hatte, hatte sie Fürchtedich IX. noch nahe gelegt, mit dem Willkürherrscher auf die Hochzeit anzustoßen. Mit ordentlich viel Bohnenschnaps.
Innerhalb nur weniger Minuten, ach fast Sekunden, hatte sie nämlich einen neuen Plan erdacht. Von sich selbst für voll funktionierend und perfekt befunden. Sie war einfach genial!
Nebenbei hatte sie dem lächerlichen kleinen Flittchen, welches zur ersten Frau im Staate werden wollte, klar gemacht, dass sie unerwünscht war. Wobei ihr aber ein bitterer Restgeschmack geblieben war. Denn sie hatte sich dazu hinreißen lassen, und sie konnte sich selbst nicht erklären, wie das hatte passieren können, Amanus ganz offen feindselig zu begegnen. Welch dummer Fauxpas, denn so war es in Zukunft schwierig, ein falsches Spiel mit ihr zu treiben.
Wenn man einmal die Antipathie ausgesprochen hat, dauert es ein erhebliches Mehr an Zeit, dieses wieder zu bereinigen. Und Ewigkeiten, es ins Gegenteil zu kehren. Das Gegenüber bleibt immer misstrauisch, reagiert nicht auf die einfachsten Sympathie-Bezeugungen und erwartet, dass alles, was man tut, bestimmt Teil eines bösen Spiels sein muss.
Zu blöd, wenn sie Amanus einmal tatsächlich hinters Licht würde führen müssen, wäre dies nun stark erschwert.
Amanus hingegen hatte ihr Gegenüber noch alle Möglichkeiten offen. Und die Schwester des Willkürherrschers konnte nicht wirklich einschätzen, ob Amanus einfach gehirnzellenlos war, so wie sie sich ihr präsentiert hatte, oder ob sie ein gefährlicher Parameter werden konnte, der besser nicht zu unterschätzen war.
Die Schwester des Willkürherrschers hoffte, dass, wenn Amanus hier schon eine Rolle zugewiesen bekam, dass es dann nur die von unwichtigem, simplem Beiwerk war in dieser großen Historie, die bald bevor stand.
»Ich bleibe trotzdem besser auf der Hut!«, schnaufte die Schwester des Willkürherrschers unzufrieden und zog die Augenbrauen zusammen.
Sie mochte es einfach nicht, wenn in einem Plan die Parameter nicht eindeutig zu bestimmen waren. Das machte es erheblich komplizierter, ans Ziel zu gelangen. Da sie auf keinen Fall ein Risiko eingehen wollte, stufte sie Amanus als Alarmstufe gelb ein. Mit möglichen Tendenzen in beide Richtungen.
Als nächstes auf dem Zettel stand Dr. Triddl.
Ja, den hatte sie auch noch rechtzeitig kontaktiert und instruiert, und am Ende blieb dann ihr liebster Kandidat auf der Liste: Jamel.
Groß vorbereiten musste sie sich auf das Treffen mit ihm nicht. Denn ihre Handlungsmöglichkeiten waren durch die Beschränktheit der als wahrscheinlich eintretenden Fälle sehr überschaubar.
Entweder Jamel würde ihr das Buch geben, oder eben nicht. Und was sie daraufhin tun würde, war jeweils eindeutig.
Trotzdem erlaubte sie sich den Spaß und ging rüber zu ihrem 3D-Flussdiagramm.
Es war mittlerweile schon sehr veraltet. Die Schwester des Willkürherrschers hatte vor langer Zeit einen jungen Stabschef-Anwärter dazu überredet, ihr dieses 3D-Flussdiagramm zu bauen. Nach ihren Wünschen und Vorstellungen.
Da dieser Anwärter gern der Chef des Stabs für Zahlen, Diagramme und Hochrechnungen werden wollte, hatte sie ihm Hoffnungen gemacht, dass das den Prozess immens beschleunigen könnte.
Er war zwar sehr ambitioniert gewesen, aber leider kein großer Denker. Das kam der Schwester des Willkürherrschers einerseits gelegen, denn so hatte er ihr nicht mit eigenen Einfällen dazwischen gefunkt, als er nach ihrer strengen Anleitung ihre geniale Idee technisch umgesetzt hatte, aber andererseits war leider die technische Umsetzung nie so hervorragend geworden, wie es möglich gewesen wäre, hätte es in seinen disponierten Möglichkeiten gelegen, auch ein bisschen konstruktiv mitzudenken.
Es blieb also ein Gerät im nicht vollends befriedigenden Alpha-Stadium. Und obwohl es sicher ausbaufähig war, hatte sie es nicht weiter entwickeln lassen, um den Denk-Vorsprung, den dieses 3D-Flussdiagramm doch leistete, nur für sich allein zu haben. Es war ihr geheimes Denkhilfe-Zentrum.
Die Schwester des Willkürherrschers trat an das Gerät heran.
»Es ist auch viel zu groß, altmodisch und klobig«, stellte sie mal wieder fest.
Und es schmerzte sie, dass sie dafür selbst verantwortlich war. Da sie damals, als sie den jungen Stabsanwärter zu dieser Arbeit überredet
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