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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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Jamel, und lieber noch mal die gleiche Frage stellen, als sich zu erklären. Bloß nichts kommunikativ überstürzen. Sich erklären kann im Zweifel die größte unerwünschte Umleitung zum Ziel erzeugen. Und eine Umleitung konnte er gerade jetzt nicht gebrauchen.
    Es war immer der gleiche Ablauf: Lange Erklärung, lange Antwort, lange, unbrauchbare Tipps und Meinungen, lange Erklärung warum die Tipps unbrauchbar waren und so weiter. All das wollte er vermeiden.
    »Kann ich das Buch von dir haben?«, flehte Jamel sie fast an. Doch Raja schaute jetzt nicht mal von ihrem Apfel hoch
    »Wofür?«
    Sex ist überzeugender als reden, beschloss Jamel und nahm Rajas Hand. Als sie ihn erstaunt anschaute, zog er so verführerisch er konnte die linke Augenbraue mehrmals hoch. Dann fuhr er sich mit der Hand über seinen Schal runter bis in seinen Schritt. Nicht ohne dabei leicht zu stöhnen.
    »Jamel, was soll das?«, sagte Raja streng. »Ich will jetzt wissen, wofür du das Buch haben willst, sonst kommen wir hier nicht weiter.«
    Jamel erschrak. Solch eine Schmach! Kam er jetzt schon in das Alter, in dem er nicht mehr unwiderstehlich war? Sein Körper war nicht mehr attraktiv genug, um ihn als Währung für einen kleinen Gefallen zu nutzen und deshalb, so sah es jetzt aus, stand ihm das Schulden eines Riesengefallens bevor? Alles ging zu Ende. Wie genau sollte sein Leben denn nun weitergehen?
    »Ich habe nur noch ein paar Stunden Zeit, dieses blöde Buch aufzutreiben. In den Buchläden gibt es keine Ratgeber-Literatur mehr, also kann ich es nicht kaufen. Und wenn ich nicht bald ein Exemplar von diesem Buch habe, werde ich einen Riesengefallen schulden«, brach es aus Jamel raus.
    »Wow. Spannend!«, antwortete Raja ungerührt und schabte sorgfältig noch ein paar Schalenreste vom Apfel.
    Eine Weile blieb es still.
    »Und wer will dieses Buch so unbedingt haben?«, fragte Raja dann.
    Jamel schluckte.
    Eigentlich sollte keiner wissen, dass er sich mit der Schwester des Willkürherrschers traf. Das hatte er so für sich beschlossen. Wenn man mit denen aus dem Schloss Kontakt hatte, war man bei der Stadtbevölkerung sofort suspekt.
    Wenn er aber vermeiden wollte, genau die gleiche Situation gleich noch bei seinen anderen Geliebten durchzumachen, sollte er besser jetzt und hier versuchen, an das Buch zu kommen. Unvorstellbar sich noch ein paar Mal der Schmach hinzugeben, dass sein Körper nicht gewollt würde. Er schluckte also und antwortete so leise er konnte.
    »Die Schwester des Willkürherrschers will das Buch von mir haben.«
    Raja fiel der Apfel aus der Hand.
    »Sag nicht, du hast was mit der Schwester des Willkürherrschers?!«
    Raja wurde bleich. Ihr völliges Entsetzen schmeichelte Jamel. Endlich war Raja auch mal eifersüchtig.
    »Naja, ja. Doch, hab ich«, sagte er gespielt verschämt.
    Voll Zorn stand Raja vom Tisch auf.
    »Vergiss es, der gebe ich mein Buch ganz bestimmt nicht.«
    Jamel war stolz. Er hatte das Gefühl, die Schwester des Willkürherrschers machte ihn wieder attraktiv für Raja. Er ging zu ihr und versuchte, sie zu umarmen. Doch Raja zuckte zur Seite.
    »Bitte Raja, du gibst das Buch ja nicht ihr, sondern mir. Und mir hilfst du damit. Sonst schulde ich ihr doch einen Riesengefallen.«
    Raja schob Jamel zur Tür.
    »Ich möchte nichts damit zu tun haben. Nicht im Entferntesten. Komm bitte nicht mehr hierher. Nie mehr. Ich will nichts mit ihr zu tun haben, also auch nicht mit Leuten, die mit ihr zu tun haben.«
    Jamel stand vor der Tür und schaute Raja flehend an.
    »Es tut mir leid, Jamel, ich mag dich sehr. Aber es wird mir zu riskant.«
    Sie umarmte ihn mit einem definitiven Abschied für immer.
    »Pass auf dich auf, Jamel. Ich kenne die Schwester des Willkürherrschers. Sie ist …«, Raja überlegte kurz, »sie ist vielleicht die gefährlichste Frau im ganzen Universum.«

24
     
    »Ach Willkürherrscher, wo warst du nur so lang?«, fragte Amanus, sich ganz fest an den Willkürherrscher schmiegend.
    Der Willkürherrscher wankte ein wenig, als sie sich so an ihn lehnte. Er war furchtbar müde vom Bohnenschnaps und wollte schnell schlafen.
    »Ich musste ein paar dringende Regierungsgeschäfte erledigen. Und dabei hab ich mich schrecklich betrunken, meine liebe Amanus.«
    Er streichelte ihr die Haare.
    »Du hast schöne Haare!«, stellte er erstaunt fest. »So weich wie mein Mantel! Fühl mal.«
    Er fasste an sich herunter und wollte ihr einen Teil seines Mantels hinhalten, damit sie ihn fühlen

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