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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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Das ist dann möglich, wenn die Schwester des Willkürherrschers behauptet, das sei nicht ihres, also nicht das Originalbuch, das sie von ihm verlangt hat. Dann hat Jamel das Buch nicht, schuldet einen Gefallen und das Ziel ist erreicht.
    3) Wenn Jamel nicht zu Hause anzutreffen ist, dann soll er trotzdem dem Zielsatz unterliegen, der besagt: einen Gefallen schulden. Das ist dann möglich, wenn die Schwester des Willkürherrschers ihm einen Zettel hinterlässt, auf dem steht: Du warst nicht da, ich gehe davon aus, dass du das Buch nicht hast, also schuldest du mir einen Gefallen. Das Ziel ist dann erreicht.
    4) Wenn Jamel das Buch hat, aber es nicht herausgeben will, dann soll er trotzdem dem Zielsatz unterliegen, der besagt: einen Gefallen schulden. Das ist dann möglich, wenn die Schwester des Willkürherrschers auf die Herausgabe besteht, andernfalls schuldet er ihr einen Gefallen, dann ist das Ziel erreicht.
    5) Wenn Jamel tot angetroffen wird, dann soll er trotzdem dem Zielsatz unterliegen, der besagt: einen Gefallen …
     
    Die Schwester des Willkürherrschers riss den Zettel ab. Sie hatte keine Geduld, sich jede weitere Möglichkeit anzusehen. Bei dieser wurde es ja schon fast absurd.
    Sie eilte durch den Raum mit den kleinen Bäumen drin hindurch zum Raum der Stoffvertauschung, durch den Raum zur Übung von Netzen und durch die weiteren 23 Räume und gelangte am Ende an die Tür, die gleichzeitig die Wand ihres begehbaren Kleiderschranks war. Sie horchte kurz, öffnete sie dann, drückte die Kleiderbügel mit den langen Abendkleidern daran zur Seite, quetschte sich durch die Kleider hindurch, blieb kurz im begehbaren Kleiderschrank stehen, strich sich schnell die Haare aus der Stirn und ging dann in ihr eigentliches Zimmer.
    Dort setzte sie sich auf ihr übermäßig großes Bett, in dem wohl zehn bis zwanzig Leute Platz finden würden, und überlegte, ob sie sich noch ein kleines Schläfchen gönnen sollte, bevor alles losgehen würde.
    Da hörte sie vor der Tür seltsame Geräusche. Jemand stieß sogar an die Tür.
    Dann hörte sie zwei Männer, die sich gegenseitig in ängstlich gedämpftem Ton »Psst!« vorschrieben, und dann klang es, als würde eine Weinflasche abgestellt werden.
    Die Schwester des Willkürherrschers schlich sich schnell und leise bis zur Tür und riss sie auf.
    »Aha!«, wollte sie gerade laut rufen, als sie feststellen musste, dass niemand vor ihrer Tür stand. Irritiert schaute sie sich um und sah dann mit einem Blick auf den Boden, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Auf dem Boden vor ihrer Tür stand tatsächlich eine Weinflasche. Doch nicht nur einen Wein hatten die Männer gebracht. Daneben lagen auch eine fette Gans, ein paar Kartoffeln, Möhren und Erbsen und eine Karte.
    Die Schwester des Willkürherrschers nahm die Karte hoch, öffnete sie und las.
    ‚Für alle Mütter und Väter in diesem Staate’ stand darauf und unterschrieben war sie vom Willkürherrscher.

27
     
    »Ist die Hose nicht zu kurz?«, fragte Jamel die Verkäuferin und schaute sich dabei sehr kritisch im Spiegel an.
    »Nein, keineswegs. Das trägt man jetzt so«, erwiderte sie mit einem überzuckerten Lächeln.
    Jamel drehte sich und seinen Kopf entgegengesetzt dazu, damit er sich von allen Seiten im Spiegel ansehen konnte. Die Verkäuferin kam in Windeseile mit einem Handspiegel, den sie ihm reichte, so dass er sich nicht so verdrehen müsse. Aber das änderte nichts an Jamels Unzufriedenheit mit der Hosenlänge.
    »Aber ich muss mich doch darin auch wohl fühlen?!«, versuchte er die Verkäuferin schon mal darauf vorzubereiten, dass er diese Hose wohl nicht nehmen würde.
    »Sie werden sich automatisch darin wohl fühlen, denn diese Hose ist zurzeit modisch«, sagte die Verkäuferin, trat an Jamel heran und strich ihm am Oberschenkel die Hose glatt. »Und übrigens werden Sie auch nicht viele Alternativen finden, die Hosen sind jetzt alle so kurz.«
    Jamel grunzte.
    »Dann werde ich wohl so eine kurze Hose nehmen müssen.«, sagte er missmutig.
    Er schaute sich noch einmal im Spiegel an und war nach wie vor nicht zufrieden. Aber er brauchte jetzt nun einmal schnell etwas Ordentliches anzuziehen, damit die Schwester des Willkürherrschers ihn ernst nehmen musste.
    Raja hatte ja sofort gemerkt, dass er vernachlässigt gekleidet war, das sollte ihm vor der Schwester des Willkürherrschers nicht passieren. Er hatte im Moment nämlich tendenziell Angst vor ihr.
    »Aber nur, wenn Sie ein farblich passendes

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