Willküra (German Edition)
Hemd dazu haben, und …«, Jamel schaute sich noch einmal im Spiegel an, »und wenn Sie mir ein Hosenmodell bringen, das im Schritt viel enger anliegt, als dieses hier. So ein bisschen was kann ich ja schon betonen.«
»Allerdings!«, wurde die Verkäuferin fast wild. »Sie können durchaus mit den Pfunden wuchern, die Sie anzubieten haben!«
Jamel schaute sich die Verkäuferin jetzt näher an, und fand, dass sie sogar richtig attraktiv war: sie hatte einen Mund und zwei Brüste, viel mehr brauchte eine Frau doch nicht, um gut auszusehen.
Wenn er nicht in den letzten zwei Stunden vier Mal Sex hinter sich gehabt hätte, wäre das jetzt sicher eine gute Gelegenheit, diese Verkäuferin für eine Privatberatung in seine Kabine zu bitten.
Aber das war jetzt wirklich nicht mehr möglich. Nachdem Raja ihn rausgeschmissen hatte, hatte er seine Strategie geändert und sich überlegt, dass er sich bei seinen nächsten Geliebten erst ganz normal verhalten würde, um sie dann, postkoital, also wenn sie aus seiner Erfahrung heraus emotional und geistig am weichsten waren, ganz beiläufig um das Buch bitten würde.
Nach der vierten Geliebten hatte er diese Strategie jedoch abbrechen müssen. Denn keine der Frauen hatte dieses Buch in ihrem Besitz, oder zumindest hatten sie das behauptet, und er war körperlich am Ende.
Obwohl er noch eine Frau im Kopf hatte, bei der er zu 87,65 Prozent einschätzte, dass sie das Buch zu Hause haben würde, konnte er sein Glück dort beim besten Willen nicht auch noch versuchen.
Stattdessen wollte er sich ganz auf die Komplettverführung der Schwester des Willkürherrschers konzentrieren, so dass diese danach emotional nicht mehr in der Lage sein sollte, von ihm die Schuld des Riesengefallens einzufordern, geschweige denn an den Riesengefallen denken zu können.
Zu dieser Verführungsaktion gehörten umwerfende neue Klamotten, was sich hier im Ansatz als etwas schwierig entpuppte, Champagner mit Schnaps versetzt für die Ultrawirkung, der Einsatz von Rosen und Kerzen und natürlich sein Charme, dem sie in der Kombination mit eben genannten Hilfsmitteln einfach würde erliegen müssen.
»Nur mal so aus Interesse«, sagte Jamel, als die Verkäuferin ihm ein engeres Hosen-Modell brachte.
»Ja?« fragte die Verkäuferin ein wenig verwirrt, dass er nach ‚Interesse‘ einfach aufgehört hatte zu reden und sie bloß anstarrte.
Wunderschöne Augen, dachte Jamel, und ohne dass er es merkte, streichelte er der Verkäuferin erst über die blonden Haare, dann vorsichtig über Gesicht und Nacken, und dann zog er sie an sich heran und küsste sie.
»Wow!«, sagte die Verkäuferin danach tief beeindruckt.
Jamel entschuldigte sich bei ihr, dass er zu mehr im Moment leider nicht in der Lage wäre, dass er aber sicherlich wiederkommen würde, um sie mit dem vollen Programm zu überraschen. Die Verkäuferin gluckste glücklich.
»Ein guter Grund wiederzukommen, wäre ja zum Beispiel, wenn ich dir etwas zurück bringen müsste, was du mir geliehen hast«, sagte Jamel, streichelte wieder ihr Gesicht und fragte sie, ob sie denn das Buch der unbewussten Handlungen und dieser Erklärungen hätte, denn das wäre das, was er am liebsten von ihr leihen würde.
Die Verkäuferin bat Jamel, einen Augenblick zu warten und ging weg.
Er probierte inzwischen das neue Hosenmodell an, mit dem er sehr zufrieden war. Und im Grunde hatte er das Gefühl, dass er eigentlich auch der Einzige in der Stadt war, dem diese Hose richtig passen, bzw. der sie richtig ausfüllen konnte.
»Ich brauche auch gar kein Hemd«, schaute Jamel in den Spiegel, »diese Hose und oben herum nichts außer meinem atemberaubenden Körper, das ist es, was die Schwester des Willkürherrschers überzeugen wird.«
Ein bisschen Sorgen machte er sich allerdings um seine sexuelle Kondition, denn was nützte die beste Verführung ohne den Aktvollzug? Das war ein Mal vorgekommen, und die Schwester des Willkürherrschers hatte das alles andere als lustig gefunden. Er konnte jetzt aber nichts machen, außer hoffen, dass seine Kondition bis zum entscheidenden Augenblick wieder einigermaßen hergestellt sein würde.
Mit einem langen Vorspiel wollte er zur Not Zeit schinden und auch ein paar Antriebs-Tabletten zu Hilfe nehmen.
Als die Verkäuferin Jamel nur in der Hose dastehen sah, wurde ihr Mund ganz trocken und sie hatte Mühe geradeaus zu sprechen.
»Hier ist es«, überreichte sie Jamel das Buch, »aber ich brauche es wieder, es ist nämlich nicht
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