Willküra (German Edition)
ausgeliefert.«
»Entschuldige bitte, armes Nüsschen, aber halt du dich besser raus, denn vom Staat und vom Volk hast du sicher nicht genug Ahnung, um hier, in einer der schwierigsten Situationen, die dieser Staat je erlitten hat, mitzureden. Es ist schön, dass du dem Willkürherrscher die Hand hältst, und damit hast du deine Aufgabe auch schon mehr als genug erfüllt«, sagte die Schwester des Willkürherrschers gehässig und wies Amanus zur Sicherheit auch noch mit ihren Blicken in die Schranken.
»Schwester, also bitte!« Mehr brachte der Willkürherrscher nicht raus. Er konnte jetzt nicht auch noch einen zweiten Kriegsschauplatz aufmachen. Er konnte froh sein, wenn er in seinem Zustand diesen Kampf hier einigermaßen überstehen würde. Und das sollte jetzt möglichst schnell passieren, damit er wieder Ruhe hatte.
»Wo ist denn dieses Herrschertreffen?«, fragte er, um seine Kooperationsbereitschaft zu zeigen.
»Wo es ist, oder wo es nicht ist, ist das hier die Frage?«, rief plötzlich ein kleiner Zwerg.
»Da ist schon wieder der Zwerg!«, rief Amanus erfreut, die doch nicht aufhören wollte zu glauben, dass das ihr Schutzengel sein könnte.
»Ich glaube, ich komme, um die Schwester des Willkürherrschers zu holen«, wollte der Zwerg gerade zur Schwester des Willkürherrschers rüber gehen, als er auf dem Weg plötzlich vor Jamel stehen blieb und an dessen Jacke fühlte. »Gibt es diesen Anzug auch in XXXXXXXS?«
»Was ist denn heute hier los?«, gab es der Willkürherrscher auf, überhaupt noch irgendetwas verstehen zu wollen. Er würde sich der Situation einfach ergeben, mehr konnte er jetzt ohnehin nicht tun.
»Ich glaube, ich komme, um die Schwester des Willkürherrschers zu holen«, wiederholte der Zwerg. »Ich komm grad frisch vom Band und ich kann euch sagen«, er sah das Sprudelbecken, und während er weiter sprach, zog er sich wie selbstverständlich bis auf die Unterhose aus und ging zum Sprudelbad rüber, »da ist eine Menge los, da auf unseren Bändern. Einer nach dem anderen flutscht da vom Band runter. Schön ist es da nicht, auch nicht da, wo wir auf unseren Auftrag warten. Aber man munkelt«, er prüfte mit dem linken Zeh die Temperatur des Wassers, bevor er einstieg, »dass einen nach der Arbeit das Paradies erwartet!«
Der Zwerg schwamm ein bisschen, wusste aber nicht, ob er es durch das für ihn doch sehr, sehr große Becken schaffen würde und auf die Treppe im Bad konnte er sich nicht setzen, da er dort ertrinken würde, also stieg er wieder aus.
»Handtuch?«, fragte er. »Oder kann ich mich da in deinem Mantel abtrocknen?«, wandte er sich an den Willkürherrscher.
»Nichts wirst du tun!«, herrschte ihn die Schwester des Willkürherrschers an, »wir haben dich hier lang genug geduldet. Sieh zu, dass du verschwindest, oder wir eliminieren dich!«
Der Zwerg fing sofort an zu jammern und zu wimmern und drückte auf seine Taste am Ellenbogen, dass die Tränen flossen.
»Hab erbarmen!« zitterte der Zwerg.
»Sei nicht so grausam«, rügte Jamel die Schwester des Willkürherrschers. »Er ist doch ganz putzig, ich würde ihn glatt mit nach Hause nehmen.«
»Das geht nicht!«, rief der Zwerg entsetzt, zwang sich schnell nass in seine Anziehsachen, schaute auf seine Hand und wackelte mit den Nasenflügeln.
»Ich will doch ins Paradies!«
Und weg war er.
»Da wir uns jetzt einig sind, dass der Willkürherrscher und Jamel zum Herrschertreffen gehen«, ließ die Schwester des Willkürherrschers keine Zeit für Verwunderung oder Diskussionen über das Erscheinen des Zwergs, »sollten wir uns jetzt aufmachen, denn es ist nicht mehr viel Zeit. Willkürherrscher, geh dich umziehen.«
»Und ich?«, fragte Jamel empört. »So gehe ich auf keinen Fall!«
»Du kannst dir was vom Willkürherrscher leihen«, bestimmte die Schwester des Willkürherrschers. »Ich hole inzwischen Fürchtedich IX. und bereite alles Nötige vor. Wir treffen uns in einer halben Stunde am hinteren Schlosseingang. Dr. Triddl!« Sie wies ihn wieder mit einem Handzeichen an, dass er sie herausschieben sollte. »Und trödelt nicht, die Blende ist nur für kurze Zeit geöffnet, wenn wir es nicht rechtzeitig schaffen, gibt es keine weitere Option.«
52
Gesandter 6574 stand in einem nüchtern eingerichteten Raum ein paar Meter von der Blende entfernt. Er hatte in letzter Zeit stark an Popularität verloren. Sein heutiger Punktestand war der schlechteste seit Beginn seiner Gesandtschaft. Dabei hatte er das
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