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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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ermahnte sie ihn streng.
    Dann erklärte sie ihm hektisch und schnell, dass das Volk völlig aufgebracht sei und er aufpassen müsse, denn sie wollten ihm an den Kragen. Sie hätten sich fast alle zusammengerottet, trügen Waffen bei sich, seien sehr gewaltbereit und riefen immer wieder: »Nieder mit dem Willkürherrscher!«, »Weg mit dem Willkürherrscher!«, und die ganz Harten, und davon gäbe es nicht wenige, riefen sogar: »Eliminiert den Willkürherrscher!«
    »Was?«
    Das war das Einzige, was dem Willkürherrscher daraufhin einfiel. Der Bohnenschnaps hatte noch die Resthoheit über ihn, so dass sein Gehirn noch gar nicht gut arbeitete. Er hatte sich deshalb bereits dazu entschlossen, sich einem schönen, ruhigen Tag voll Liebe mit Amanus hinzugeben, und dabei auf seine Rekonvaleszenz zu warten.
    Amanus stellte sich neben ihn und nahm selbst völlig bleich im Gesicht vorsichtig seine Hand.
    »Ich konnte gerade noch verhindern, dass sie alle hier hoch kommen.«
    Die Schwester des Willkürherrschers senkte den Blick.
    »Ich habe mich ihnen in den Weg gestellt, um dich vor ihnen zu schützen und da haben sie sich auf mich geworfen.«
    Ihre Stimme zitterte leicht und eine Träne lief an ihrer Wange herunter.
    »Es war furchtbar, Willkürherrscher, aber ich habe nicht aufgegeben und ich habe es geschafft, dass sie mit sich reden ließen. Entweder sie wären jetzt alle hierher gekommen und hätten dich eliminiert, oder ich sollte ihren Anführer mitnehmen, damit er dir ihre Forderungen mitteilt. Sie nennen ihn die Stimme des Volkes.«
    Sie zeigte auf Jamel, der, wie angewiesen, finster guckte.
    »Und wenn du dich nicht daran hältst, und nicht tust, was sie wollen, dann werden sie alle hierher kommen und uns eliminieren, Willkürherrscher.«
    Die Schwester des Willkürherrschers jaulte laut auf und schluchzte dann.
    »Ach Blödsinn. Jetzt gehen wir erst mal alle schlafen, und dann schauen wir morgen oder übermorgen noch mal, was wir damit machen. Ich hab da jetzt keine Kapazitäten für.«
    Der Willkürherrscher ging in die Ecke, wo sein Willkürherrschaftlicher Mantel lag, hob ihn auf, drapierte ihn schön um sich, nicht ohne sich dessen weicher Beschaffenheit gerade auch auf seinem nackten Oberkörper zu erfreuen, was dieser mit einem Anschmiegen belohnte, und dann wandte er sich an Jamel.
    »Trotzdem Danke, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, und mit meiner Schwester gekommen sind.«
    Jamel verbot sich ein: »Mit ihr komme ich immer wieder gern«, und auch ein zweideutiges Grinsen. Denn das war jetzt diese ernste, wichtige Situation, die er auf keinen Fall vermasseln durfte, sonst würde sich die Schwester des Willkürherrschers das mit der Verlobung noch mal überlegen. Zumindest hatte sie ihm das vorhin am Fuß der Treppe noch schnell ins Ohr gezischt.
    Er wusste, dass er jetzt wahrscheinlich dran gewesen wäre, dem Willkürherrscher entsprechend zu drohen, und den Rücktritt von ihm zu verlangen, aber die Situation in der Form, wie sie sich jetzt darbot, war ihm von der Schwester des Willkürherrschers so nicht erklärt worden. Sie hatte ihn angewiesen, auf die, eventuell sogar ängstliche Nachfrage des Willkürherrschers, was sie denn wollten, mit den Forderungen zu kommen, die er auf dem Weg hierher auswendig hatte lernen müssen. Aber auf ein ‚Danke, dass sie sich die Mühe gemacht haben, und mit meiner Schwester gekommen sind‘ hatte sie ihn nicht vorbereitet.
    Er wollte diesen Umstand nutzen und den Willkürherrscher jetzt auch nicht weiter aufhalten.
    Er hatte zum einen Angst, dass ihm hier etwas zustoßen könnte und sein Körper eventuell irreversibel beschädigt werden könnte, und zum anderen freute er sich, dass der Willkürherrscher gerade eine schöne Zeit mit einer schönen Frau verbrachte, und da sollten Männer zusammenhalten und nicht stören, oder gar kontraproduktiv wirken.
    Jamel stellte sich vor, wie schön es wäre, wenn in diesem Staat das höchste erstrebenswerte Gut die Liebe wäre. Und wenn man keine echte Liebe fände, dann sollte doch die körperliche Liebe mindestens 90% dessen wert sein. Vielleicht, dachte er, wäre ich dann in diesem Staate der Herrscher. Liebesherrscher I. Er hing diesem, für ihn doch sehr schönen Gedanken nach und wollte gerade überlegen, ob er die Situation jetzt dazu nutzen sollte, die Forderungen ‚des Volkes‘ entsprechend umzuformulieren, als fast tödliche Blicke der Schwester des Willkürherrschers ihn trafen. Er zuckte innerlich

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