Willküra (German Edition)
dann habe ich jetzt noch einen Vorschlag. Du als Stimme des Volkes wirst sicherlich selbst entscheiden können, ob er dir bzw. euch gefällt, oder nicht« sagte die Schwester des Willkürherrschers und alle sahen sie gespannt an. Der Willkürherrscher war zu eigenem Denken immer noch nicht wieder in der Lage und froh über jeden weiteren Vorschlag, der weder seinen Rücktritt, noch seinen Tod beinhaltete. Dr. Triddl und Jamel schauten sie beide gleichermaßen erstaunt an, denn verabredet war, dass nach Jamels Forderung die Schwester des Willkürherrschers auf den Willkürherrscher einwirken würde, dass er zurück trete, denn sie hätte die tobende Masse gesehen, und das sei wirklich kein Spaß. Stattdessen sprach sie nun aber von einem weiteren Vorschlag. Und Amanus erwartete nun etwas zutiefst Böses von ihr. Die Spannung in der Runde stieg und Jamel fühlte jetzt schon, dass das mit dem Sprudelbad nichts mehr werden würde.
»Also«, setzte sich die Schwester des Willkürherrschers im Rollstuhl in Pose, »das Herrschertreffen fängt ja gleich an.«
»Das Herrschertreffen?«, fragte der Willkürherrscher erstaunt. Er wusste zwar nicht, wovon seine Schwester sprach, ahnte aber, dass es eine Geschichte sein könnte, die sie gerade erfand, um ihn zu retten.
»Ja, ein Mal im Jahr findet doch das Herrschertreffen mit den anderen beiden Herrschern statt.«
»Andere beiden Herrscher?« fragte er wieder nach, auch wenn er sich vorgenommen hatte, so zu tun, als wisse er über alles bestens Bescheid, um ihre Geschichte nicht als falsch vor diesem Volksanführer da stehen zu lassen.
»Ja, von den anderen beiden Staaten. Jetzt frag halt nicht immer so blöd nach, dann kann ich gar nicht in Ruhe meinen Vorschlag formulieren. Ich war bei den letzten Treffen dabei.«
»Du?«
»Du?«
»Du?«
Die Schwester des Willkürherrschers stockte kurz. Sie sollte an dieser Stelle vielleicht nicht zu viele Details verraten.
»Natürlich nicht, ich war nie dabei. Aber Fürchtedich IX., der war immer dabei. Und der würde jetzt wieder hingehen, so um der guten alten Zeiten Willen, hat er mir letztens erzählt. Aber, und das ist jetzt mein Vorschlag: dieses Mal geht nicht er hin, sondern du, Willkürherrscher.«
Alle dachten ein bisschen überfordert über diesen Vorschlag nach.
»Und zwar gehst du nicht allein, sondern mit Jamel!«
Jamel erschrak. Davon hatte sie ihm vorher nichts gesagt.
Amanus erschrak auch, denn sie wusste nicht, was das bedeuten würde, wenn der Willkürherrscher zu einem Herrschertreffen gehen würde. Wo fand das statt? Wie lange würde er weg sein? Wäre er rechtzeitig zur Hochzeit zurück? Könnte sie ihn vielleicht dorthin begleiten?
Dr. Triddl lächelte froh und selbstgefällig, dass die Schwester des Willkürherrschers jetzt endlich diesen Typen loswerden würde, der schmieriger und einfältiger war als eine Fliege in seinem Versuchskasten.
Der Willkürherrscher nickte. Von den drei im Raum stehenden Vorschlägen war dieser der attraktivste.
»Jamel kann da vor den anderen beiden Herrschern seine Standpunkte, bzw. die des Volkes klar machen, und vielleicht könnt ihr alle gemeinsam da eine konstruktive Lösung für unser momentanes Problem erarbeiten.«
Die Schwester des Willkürherrschers schaute in ratlose Gesichter, die aber insgesamt dem Vorschlag nicht abgeneigt waren.
»Du brauchst dir auch keine Sorgen machen, Willkürherrscher, ich werde hier mit Hilfe des erfahrenen Fürchtedich IX. solange die Stellung halten, bis du wieder zurück bist. Und mit ein bisschen Glück wird sich die Lage im Volk bis dahin wieder beruhigt haben. Nach deiner Rückkehr kannst du dann hier weiter machen wie bisher.«
Sie schaute Jamel an, der noch nicht so recht zufrieden war.
»Und vielleicht finden wir auch eine Lösung, in der Jamel am Ende hier bei uns im Schloss bleiben kann und nicht zurück zum Volk muss. Na, wie klingt das?«
»Kann ich mich denn da vorher noch umziehen?«, fragte Jamel, der in diesem lächerlichen Outfit nirgendwo hingehen wollte. Die Frage, ob dort auch Frauen sein würden, bei diesem Herrschertreffen, verkniff er sich, da ja seine Verlobte anwesend war.
Amanus kratzte sich in ihrem Stress ihre ohnehin schon rot glühenden Wangen noch röter.
»Aber das geht doch nicht! Das Volk, also sie, sie werden doch sicher bald einen neuen Anführer schicken. Oder doch alle hierher kommen, wenn sie merken, dass hier nichts passiert. Und es sind doch so viele, das Volk. Wir sind dann schutzlos
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