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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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Leben‘, ist also lediglich der, dass Sie hier Dinge sehen und erleben werden, die nicht von ihrem Körper erfahren und weitergegeben werden. Es bleibt aber bei dem, nennen wir es ‚natürlichen‘ Prozess, dass Ihr Gehirn aus Informationen, Daten und Signalen eine für Sie erlebbare Realität generiert. Nur die Quelle der Signale ist eine andere.
    Ein Vorteil, wie wir finden, ist die Tatsache, dass Sie von den Signalen Ihres Körpers befreit sind. Dieser durch seinen Selbsterhaltungstrieb begründete, doch recht hohe Signalumfang des Körpers geht an uns, und wird von uns entsprechend befriedigt. Sie werden also weder Hunger verspüren, noch den Drang, auf die Toilette zu gehen. Sie werden keine Schmerzen oder Unwohlsein spüren, und auch der körperliche Drang nach Fortpflanzung ist für Sie in der nächsten Zeit nicht existent.
    Jedes Signal, das Sie an die anderen Teilnehmer senden wollen, und das wird für die Kommunikation und das gemeinsame Erleben unabdingbar sein, geht in extremster Geschwindigkeit über unseren Zentralsignalator, bevor es die anderen Teilnehmer erreicht.
    Somit sind von uns als negativ eingestufte Vorgänge wie z.B. Gewaltforderungen oder Ähnliches in unserer, wir nennen es ‚Realität‘ nicht möglich. Alle von Ihnen oder den anderen Teilnehmern ausgesendeten Signale werden im Zentralsignalator von den negativen Signalen bereinigt, bevor sie die Signalempfänger der anderen Teilnehmer erreichen.
    Wir haben versucht, auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner eine für alle Herrscher gleich akzeptable und angenehme Realität zu schaffen.
    Das Herrschertreffen wird so lange dauern, bis es zu Ende ist.
    Danach führen wir Ihre eigenen Signalsender wieder mit Ihrem Signalempfänger zusammen und bringen Sie zurück in Ihre gewohnte Umgebung.
    Und nun viel Vergnügen im Neutralen Raum.

61
     
    »Gerolat, mein lieber!«, flötete Willküra im freundlichsten Ton.
    Ein Wachmann lief mit zwei Gläsern Champagner auf einem Tablett hinter ihr her.
    »Welch Überraschung! Weißt du, ich habe gerade schon ein paar wichtige Geschäfte erledigt und danach dachte ich, ich laufe jetzt einfach mal ein bisschen durchs Schloss, und der Erste, dem ich begegne, mit dem stoße ich auf mein neues Amt an!«
    Sie drehte sich um, nahm die beiden Gläser vom Tablett und bedeutete dem Wachmann mit einem Kopfnicken, dass er jetzt verschwinden sollte.
    »Willküra!«, umschmeichelte Gerolat sie mit einer gespielten Freude, griff nach dem Handtuch neben sich, und wickelte es sich beim Ausstieg aus dem Sprudelbad geschickt um seine Hüften. Obwohl Willküra ihren Hals streckte und ihren Kopf in seine Richtung reckte, konnte sie nichts erkennen. Enttäuscht nippte sie schon mal an ihrem Glas.
    »Welch große Freude!«, kam Gerolat ihr entgegen.
    »Es wird die meine sein, hoffe ich.«
    Sie reichte Gerolat eins der Gläser.
    »Denn ich nehme an, du wirst nichts dagegen haben, von nun an nicht mehr im Dienste des Willkürherrschers zu stehen, sondern mir zu dienen!?«, lächelte sie ihn an. »Du kannst deine drittklassige Behausung hier auch wiederhaben. Ich habe meine eigenen Gemächer!«
    »Prost«, stieß Gerolat mit seinem Glas gegen ihres und grinste.
    »Auf Willküra!«, antwortete sie selbstgefällig, und beide tranken ihr Glas auf einmal leer.
    »Nun«, räumte Gerolat ein, »es wäre mir natürlich eine große Freude, nein, entschuldigen Sie, Willküra, eine riesengroße Freude wäre es mir natürlich, Ihnen zu dienen. Aber …«
    »Aber gibt es bei mir nicht«, unterbrach ihn Willküra freundlich bestimmt.
    »Nun, es ist so, dass mich der Willkürherrscher …«
    »Taugtenichts XXII.!«, verbesserte Willküra ihn.
    »Dass mich der damals Willkürherrscher genannte Taugtenichts XXII.«, verbesserte Gerolat seine Aussage »kürzlich aus dem Dienst entlassen hat. In gegenseitigem Einverständnis. Ich bin somit nicht mehr für den Willkürherrschaftlichen Hof tätig.«
    »Was hast du dann hier noch zu suchen?«, fragte Willküra gereizt. »Hast du eine Eintrittsgenehmigung?«
    »Ja, die hat mir der Willkürherrscher, äh, Taugtenichts XXII. auf Lebenszeit zugesichert.«
    »Die Zusicherung ist jetzt nichts mehr wert. Nichts gilt mehr und kaum etwas bleibt so, wie es war. Jetzt ist ein neues Zeitalter angebrochen: das Zeitalter Willküra!«, sagte sie laut und bestimmt und gefiel sich in ihrem neuen Amt.
    »Von nun an darfst du den Willkürherrschaftlichen Hof nur noch betreten, wenn ich dich dazu auffordere.«
    Gerolat

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