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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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bestehenden Staaten so manipulieren, dass sie für ihre Unabhängigkeit werden kämpfen wollen, und dazu brauchen sie natürlich unsere NegEm«, antwortete Milo.
    »Ja«, Mathilde lächelte. »Und wenn sie es geschafft haben, sich ihre Unabhängigkeit zu erkämpfen, haben wir natürlich nichts dagegen. Je mehr Staaten, desto mehr NegEm-Abnehmer.«
    »Ganz genau!«, freute sich Milo. »Und ein drittes Ziel wird dann sein müssen, dauerhaften Frieden zu verhindern. Das wäre nämlich gar nicht gut für unseren Anspruch auf die Universumherrschaft.«
    »Wir brauchen jetzt auch mal einen Namen für unsere Firma«, überlegte Mathilde.
    »Ach, so was kann ich ja gar nicht gut. Den geben wir lieber in Auftrag. Ich frag mal die Jungs von damals, die sind ganz pfiffig. Die haben sich für mich damals auch ‚Paparazzi- und Filmdienst‘ einfallen lassen.«

63
     
    »Wow, das ist ja total abgefahren, Willkürherrscher, finden Sie nicht?«
    Jamel stach sich immer und immer wieder mit seinem Zeigefinger in seinen Oberarm.
    »Ich sehe Sie, ich sehe mich, ich sehe diese echt fantastische Realität hier, aber ich spüre meinen Körper nicht.«
    »Ja, wow!«, kommentierte der Willkürherrscher desinteressiert. Er hatte keine Lust, sich an der kindlich-naiven Freude Jamels zu beteiligen.
    Sie saßen in riesigen, Blob-förmigen Gebilden aus aufgeplusterten Kirschblüten, um sie herum schwebten Farben, die sich, wenn man nach ihnen griff, anfühlten wie lauwarmes Wasser und es roch leicht nach Zitrone.
    Der Willkürherrscher versuchte, Jamel seine Sicht der Dinge hier zu erklären.
    »Die haben uns doch gesagt, unsere Körpersignale sind ausgeschaltet. Das, in was du da stichst, ist von denen generierte Realität. Das ist ein Bild, das unser Hirn macht, auf Grundlage von deren Signalen, verstehst du? Das ist nicht dein Körper.«
    Wenn das der Anführer des Volkes sein soll, also wahrscheinlich einer der besten Leute von denen, dann hätte ich doch gar nicht hierher kommen müssen, dachte der Willkürherrscher, das hätte ich dann auch so in den Griff bekommen.
    Aber einen Vorteil hatte es hier schon, freute er sich, er fühlte sich nicht mehr schlapp, unfähig und fahrig, sondern wieder völlig gesund.
    »Und wenn du jetzt lange versuchst, hier eine Logik hinter dieser Realität zu finden, dann wird dir das bestimmt irgendwie gelingen, aber es ist total unnötig, weil die uns zu jedem Zeitpunkt eine neue Realität kreieren können. Wir können uns noch nicht mal sicher sein, ob wir überhaupt dasselbe sehen und erleben, weil wir nicht wissen, ob sie uns dieselben Signale einspielen.«
    »Aber ich sehe dich doch?«, sagte Jamel verwirrt.
    »Natürlich, weil du die Signale dazu bekommst. Weil sie das wollen, dass du mich siehst. Wenn sie wollen, dass du mich nichts siehst, dann bekommst du die entsprechenden Signale nicht, und dann kannst du mich nicht sehen. Du bekommst auch die Signale, dass ich mit dir spreche, deshalb denkst du, dass ich mit dir spreche, aber tue ich das denn wirklich gerade? Bist du sicher? Leiten sie dir ganz sicher meine Signale weiter, oder kann es nicht auch sein, dass es nur deren eigene Signale sind, ohne dass sie von mir kommen? Verstehst du? Deshalb kommt es dir vielleicht nur so vor, als wenn du mit mir sprichst, dabei erlebe ich vielleicht gerade eine ganz andere Realität. In der ich vielleicht auch mit dir spreche, aber über etwas völlig anderes. Und vielleicht spreche ich da auch nicht mit dir, weil sie mir die Signale nicht senden, sondern andere Signale.«
    »Ich glaub, ich hab eine Signalstörung, das ist mir zu komplex. Warum sollten die sich ausdenken, dass ich mit Ihnen rede, wenn Sie es gar nicht sind? Und warum sollten die Sie dann so schlau machen, dass Sie das alles verstehen, Willkürherrscher, und mich nicht so schlau? Weil, ich verstehe das alles hier nämlich gar nicht. Also, wie ist das denn jetzt? Sind Sie das jetzt echt, Willkürherrscher, oder sind Sie das nicht? Mit wem spreche ich denn jetzt, Willkürherrscher, mit Ihnen, oder«, Jamel guckte ungläubig, »mit Signalen?«
    Der Willkürherrscher antwortete nicht. Vielleicht war das hier auch gerade seine Realität, und Jamel erlebte etwas anderes.
    Er wollte sich jetzt auch nicht mit Jamels Naivität beschäftigen, denn er war gerade geistig ganz aufgeregt. Seit langem schon beschäftigte er sich gern immer wieder mit der Frage, wieso es eine Traumwelt gab und was das Besondere an ihr war. Und jetzt gerade hatte er das Gefühl,

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