Willküra (German Edition)
Faulidös zufrieden grunzend.
»Essen haben wir bei uns auch bereits durch eine morgendliche Pille ersetzt«, sagte Gesandter 6574 nüchtern.
»Bei uns am Hofe auch«, sagte der Willkürherrscher. »Wir essen nur noch kleine Snacks zum Genuss. Für das Volk wäre das aber zu teuer, mit den Pillen, glaube ich, die essen noch althergebracht, oder Jamel?«
»Äh, ja, wir essen ganz normal«, antwortete Jamel. »Zum Glück!«, ereiferte er sich noch, weil er sich nicht vorstellen konnte, darauf zu verzichten.
Wieder grunzte General Faulidös Jamel zufrieden an.
»Das sollte an Plauderei jetzt genügen«, sagte Gesandter 6574, denn er wollte das Treffen so kurz wie möglich halten, um seine Chancen zu erhöhen, nicht während des Herrschertreffens sein Amt an einen Nachfolger zu verlieren.
»Die Begrüßung wäre also abgehakt. Punkt zwei: gibt es etwas Außerplanmäßiges zu besprechen, bevor wir mit der Demonstration beginnen?«
General Faulidös begann, in seinem Kirschblüten-Blob zu schaukeln.
»Wow, wie machst du das?«, fragte Jamel sofort begeistert. Er liebte Schaukeln.
»Du musst es dir nur wünschen, deine Signale vom Gehirn gehen ja automatisch an den Zentralsignalator weiter, und wenn die das gut finden, was du dir vorstellst, und es hier keinem schadet, dann setzen die es um.«
»Wow!«, sagte Jamel noch mal und sein Kirschblüten-Blob begann auch leicht zu schwingen.
Er fühlte sich hier so wohl, dass er schon begann darüber nachzudenken, ob das nicht eine Welt war, in der es nicht vielleicht wert wäre, trotz der Tatsache, dass er hier keine Lust auf Sex hatte und nichts zu essen bekam, für immer zu bleiben.
»Ja, also außerplanmäßig ist, dass Jamel heute nur dabei ist, weil wir Schwierigkeiten im Willkürherrschaftlichen Staat haben«, wies der Willkürherrscher auf Jamel, dass der seine Punkte nun vorbringen sollte.
Der schaukelte ganz gemütlich in seinem Sessel weiter.
»Ach was, das war doch alles nur vorgespielt. Ich musste spielen, dass ich der Anführer vom Volk bin. Und behaupten, dass das Volk den Rücktritt vom Willkürherrscher verlangt«, erklärte er den Herrschern. »Dabei will gar keiner aus dem Volk seinen Rücktritt. Wir finden den alle sehr gut als Herrscher.«
»Ihr könnt mich nicht gut finden, ich bin doch ein Willkürherrscher!«, sagte der Willkürherrscher kurz entsetzt, um sich dann dem eigentlichen Inhalt von Jamels Aussage zu widmen.
»Du hast das alles also nur vorgetäuscht? Warum?«
»Weil die Schwester des Willkürherrschers, also Ihre Schwester, Willkürherrscher, sonst die Verlobung mit mir gelöst hätte.«
»Ihr seid verlobt?«, fragten der Willkürherrscher und General Faulidös gleichzeitig genau gleich verwundert.
»Ja«, nickte Jamel.
General Faulidös lachte laut und dreckig.
»Das kleine Flittchen!«
Er lachte noch mal laut hinterher.
»Schon gut, dass ich nichts mehr mit ihr hab.«
»Ihr hattet was miteinander?«, fragten jetzt der Willkürherrscher und Jamel gleichzeitig genau gleich verwundert.
»Ja«, nickte General Faulidös.
»Das glaub ich dir nicht«, sagte der Willkürherrscher, der das Gefühl hatte, dass General Faulidös gerade versuchte, seine Familienehre zu beschmutzen.
»Wenn du einen Beweis willst: jede Frau, die ich hatte, manipuliere ich so, dass sie sich für den Rest des Lebens ihre Fingernägel kaut.« Er lachte. »Und? Kaut sie sich die Fingernägel?«
»Fast jede Frau kaut sich ihre Fingernägel«, wusste der Willkürherrscher keine bessere Antwort.
»Ja, da denk mal drüber nach«, sagte General Faulidös selbstgefällig.
Jamel gluckste bewundernd.
»Ja, komm, warum soll ich es dir jetzt nicht sagen«, sagte General Faulidös, »für so was sind so Herrschertreffen ja wahrscheinlich auch da. Ich hab deine Schwester verführt, gefügig gemacht, und dann zu allem angeleitet: dass sie eine Affäre mit Fürchtedich IX. beginnt, dass sie ihn dazu bringt, zurück zu treten, dich als Willkürherrscher einzusetzen, damit du sie dann nach deinem Rücktritt zur Willkürherrscherin einsetzt, und wir danach heiraten, also sie und ich. Damit hätten wir dann schon mal zwei Drittel des Universums beherrscht. Und dann wollten wir mit den NegEm, die WED mit NegEm-Saugern aus den Chips holt, die in den Körpern deiner Staatsangehörigen sind, die ERGA handlungsunfähig machen. Die NegEm, ich sag dir, das ist die neue Waffe, unglaublich potent. Muss im Grunde jetzt jeder Staat haben, sonst ist er kein ernst zu nehmender
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