Willst du dein Herz mir schenken
lächelte immer noch reumütig. »Gute Nacht.«
»Gute Nacht.« Teresa holte tief Luft, heilfroh, das unschöne Abenteuer trotz allem mit einigermaßen heiler Haut überstanden zu haben, als es plötzlich laut an der Tür klopfte.
Entsetzt sah Teresa den Grafen an. Der runzelte die Stirn. »Wer kann das jetzt sein«, flüsterte er erschrocken.
Die Besucher stellten sich selbst vor. »Bitte machen Sie die Tür auf«, dröhnte draußen eine tiefe männliche Stimme. »Hier ist die Polizei.«
ERTAPPT
Zwei Atemzüge lang blieb alles still. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Teresa auf die Tür, dann sah sie den Grafen an, der mit ihr in der Diele der Burg stand. Doch dieser wirkte ebenfalls, als hätte er ein Gespenst gesehen.
»Machen Sie die Tür auf«, wiederholte der Mann draußen seine Aufforderung. »Sonst muss ich sie mit Gewalt öffnen.«
Der Graf schüttelte den Kopf. »Das darf er nur, wenn er einen Durchsuchungsbefehl hat«, flüsterte er. »Der Kerl blufft.«
Teresa hatte das Gefühl, als würde der Boden unter ihren Füßen nachgeben. Ihr wurde übel. »Was machen wir jetzt?«, fragte sie kaum hörbar. »Wir müssen aufmachen. Aber ich will nicht ins Gefängnis.« Ihre Stimme versagte fast beim letzten Satz.
»Wir machen nicht auf, auf keinen Fall«, erwiderte der Graf wispernd.
»Was machen wir dann?«
Die tiefe Männerstimme vor der Tür meldete sich wieder. »Öffnen Sie endlich die Tür! Hier ist die Polizei!«
In Teresas Blick trat Panik.
Der Graf sah sich suchend um, dann deutete er auf die Tür zum Salon. »Da lang«, ordnete er an, bevor er Teresa an die Hand nahm und mit ihr zum Salon ging. Leise öffnete er die Tür und schritt im Dunkeln mit Teresa Richtung Terrassentür.
»Was haben Sie vor?«, flüsterte Teresa.
»Aua«, war die Antwort des Grafen. Ein Stuhl schrammte über das Parkett.
»Was war das?« Teresa wagte kaum zu atmen.
»Ich bin gegen einen Stuhl gestoßen. Kommen Sie.«
Weiter ging es so schnell wie möglich durch den stockdusteren Raum. An der Terrassentür angekommen öffnete der Graf diese geräuschlos.
Draußen war alles still. Unter ihnen, am Fuße des Berges, lag der See schlafend und schwarz in der Dunkelheit. Nicht einmal der Wind rauschte in den Bäumen. In der Ferne glitzerten ein paar Straßenlaternen, doch auch sie verloren sich in der Schwärze der Nacht.
In regelmäßigen Abständen huschte ein blaues Licht über die Baumstämme und den Waldboden. Das Licht des Polizeiwagens.
Wenn Teresa bisher in ihrem tiefsten Inneren gehofft hatte, dass alles nur ein Scherz war und gar kein echter Polizist draußen vor der Tür stand, dann wurde sie jetzt eines Besseren belehrt. Die Polizei war wirklich hier und wollte sie verhaften. Die Strafe für den Einbruch, den sie begangen hatte.
»Kommen Sie«, flüsterte der Graf und ging im Schatten der Burg zum Rand der Terrasse, wo er über die Mauer klettern wollte, um in den Wald zu fliehen.
Doch Teresa blieb stehen. Es war Wahnsinn, was sie vorhatten, das wurde ihr plötzlich bewusst. »Wir können doch nicht vor der Polizei fliehen! Das ist verrückt!«
»Wollen Sie lieber ins Gefängnis?«, erwiderte der Graf.
»Nein.«
»Dann kommen Sie!« In seiner Stimme schwang Ungeduld.
»Aber dann sind wir ein Leben lang auf der Flucht! Ich kann nicht mehr zu meiner Familie, nie mehr in die Uni, nicht mehr in die Burg.«
»Aber wenn sie uns einmal haben, mahlen die Mühlen der Justiz und Sie sind achtzig, bevor Sie Ihre Familie und die Burg wieder sehen. Das ist noch schlimmer.«
Teresa zögerte immer noch.
In diesem Moment fiel der Strahl einer Taschenlampe auf den Grafen. Er duckte sich sofort, doch es war zu spät.
»Bleiben Sie, wo Sie sind«, befahl die tiefe Stimme, die vorhin vor der Tür Einlass befohlen hatte. Und von der Wiese kam die große, kräftige Gestalt eines Mannes, die zu der Stimme gehörte, auf die Terrasse zu.
Teresa erstarrte.
»Hauen Sie ab«, flüsterte der Graf Teresa zu. »Gehen Sie!«
In diesem Augenblick dachte Teresa nicht mehr an die Nachteile eines Lebens auf der Flucht, sondern nickte nur und drehte sich um, um zur anderen Seite der Terrasse zu laufen und zu fliehen, doch ein Arm hielt sie plötzlich von hinten fest.
»Schön hier geblieben, junge Frau«, sagte eine hellere, fremde Männerstimme direkt hinter ihr. Panisch sah sich Teresa zu der Stimme um und blickte in das Gesicht eines jungen Mannes. Der Mann hielt sie mit kräftiger Hand fest und machte jetzt ebenfalls
Weitere Kostenlose Bücher