Willst du dein Herz mir schenken
eilig hinaus zum Grafen.
»Was haben Sie denn gemacht?«, fragte sie, während sie mit ihm zum Auto eilte.
»Sie hat die Unterlagen nicht in Ihrem Büro.«
»Sind Sie doch eingebrochen?«
»Dort ist nichts drin, nicht mal ein Tresor. Sie muss alles Wichtige zu Hause aufbewahren.«
Teresa war verärgert. »Sie haben gesagt, dass Sie nichts Illegales machen. Aber Sie sind doch eingebrochen.«
»Tut mir leid. Wollen Sie, dass man Sie wegen Betrugs und Fälschung festnimmt?«
Sie stiegen ein, und der Graf brauste los.
»Nein, ich will nicht ins Gefängnis«, antwortete Teresa. »Und das müsste ich auch nicht, wenn Sie nicht so einen Mist verzapft und diese Dokumente gefälscht hätten.«
»Ja, es tut mir leid, aber es ist nun mal bereits passiert. Jetzt können wir nur noch versuchen, den Schaden zu reparieren.«
»Und was wollen Sie jetzt tun?«
Der Graf antwortete nicht. Mit rasender Geschwindigkeit brauste er in seinem Wagen auf Lodenthal zu, wo sich das Haus von Juliane von Schöne befand.
Der Sand unter den Reifen der schwarzen Limousine knirschte leise in der Stille der Nacht. Dann blieb der Wagen fast lautlos an der Ecke stehen. In ungefähr hundert Meter Entfernung leuchtete ein weißes Haus in der Dunkelheit, eine noch weißere Mauer begrenzte es von der sandigen Straße, die nur vage von zwei altersschwachen Straßenlaternen beleuchtet wurde. Im ersten Stock des Hauses brannte Licht, der Rest lag im Dunkeln. Es war still in diesem Teil des Ortes. Ganz entfernt hörte man das Rauschen der Autobahn, irgendwo bellte ein Hund, sonst lag alles ruhig und schlafend. Leise klackten die Autotüren der schwarzen Limousine und öffneten sich. Teresa und der Graf stiegen aus und schlugen noch leiser die Autotüren wieder zu.
»Sie sind verrückt, völlig verrückt«, flüsterte Teresa. In ihrer Stimme schwang Angst mit.
»Sie bleiben draußen und warten, bis ich wieder hier bin.«
»Sie wollen mich hier draußen lassen? Und wenn jemand kommt?«
»Dann steigen Sie ins Auto und tun so, als würden Sie schlafen.«
Vorsichtig ging er auf das Haus zu. Teresa sah sich um. Die Häuser in der Nachbarschaft lagen still und wie unbewohnt im Dunkel der Nacht. Ihre Bewohner schienen tief und fest zu schlafen. Ein paar Bäume in den Gärten ragten gespenstisch in den Nachthimmel, der sich schwarz und endlos mit zahllosen funkelnden Sternen über ihnen spannte.
Doch Teresa blieb nicht am Auto, sie folgte dem Grafen und deutete auf das weiße Haus, in dem noch Licht brannte.
»Sie ist noch wach«, flüsterte sie ihm zu.
Er nickte kaum sichtbar in der Dunkelheit. »Aber irgendwann muss auch sie schlafen gehen.«
»Sie wissen doch gar nicht, wo sie die Dokumente aufbewahrt. Und was passiert, wenn sie aufwacht und die Polizei ruft?«
»Dann hauen wir ab. Psst.«
Sie kamen dem Haus immer näher. Aus der Nähe sah es gewaltig und äußerst beeindruckend aus. Es bestand aus zwei Stockwerken und hatte die Größe einer Villa. Vier Familien hätten locker Platz darin gefunden..
»Wofür braucht sie so ein großes Haus?«, wisperte Teresa. »Die Hälfte würde mir schon reichen.«
»Wahrscheinlich schläft sie jede Nacht in einem anderen Zimmer«, antwortete der Graf, aber er war mit den Gedanken nicht bei der Sache. Er beobachtete sehr genau das Haus, als würde er es innerlich vermessen. Dann zeigte er auf einen leuchtenden roten Punkt neben der Tür. »Sehen Sie das rote Licht dort? Das ist die Alarmanlage. Die müssen wir außer Gefecht setzen, dann kommen wir rein.«
Sie blieben vor der Mauer, die das Grundstück umrundete, stehen.
»Und die Mauer?«
»Wir klettern drüber.«
Teresa antwortete nicht. »Wir« hatte der Graf gesagt. Er rechnete also damit, dass sie mitkam. Teresa war sich nicht so sicher, ob sie es wirklich tun sollte, aber allein hier draußen zu warten, war auch keine Lösung. Sie hatte sich sowieso schon als Mitwisserin schuldig gemacht. Und wenn sie die Dokumente nicht holten, war sie wegen Betruges und Urkundenfälschung fällig. Sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte, sie steckte in der Klemme. Die einzige Möglichkeit, mit heiler Haut davonzukommen, bestand darin, die Dokumente zu finden und sich nicht dabei erwischen zu lassen. Und vier Augen sahen mehr als zwei.
Plötzlich ging das Licht im ersten Stock aus. Jetzt war alles dunkel.
Teresa spürte, wie sich auf einmal ihr Magen zusammenzog. Sie hatte noch nie etwas Derartiges getan – in fremde Häuser einbrechen. Und sie
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