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Willst du meine Liebe nicht

Willst du meine Liebe nicht

Titel: Willst du meine Liebe nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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sorgfältig Rico alles geplant hatte. Nichtsdestotrotz verspürte sie einen Anflug von Freude, weil das Lied für ihn noch immer von Bedeutung war.
    Carlo schlug den ersten Akkord an, und sie begann mit leiser, rauchiger Stimme zu singen: “Whatever Happened to My Heart?”
    Sie mied Ricos Blick. Sie wollte ihn jetzt nicht ansehen. Sie zog es vor, an den anderen Rico zu denken, der sie voller Bewunderung beobachtet hatte - vor langer Zeit, in einem anderen Leben …
    “Was ist nur mit meinem Herzen geschehen? Ich wollte es schützen,
    doch du hast alle Mauern durchbrochen und es mir gestohlen.”
    Sie hatte sich aus gutem Grund geweigert, dieses Lied zu singen. Die Vergangenheit war noch zu nahe, zu schmerzlich. Er hatte ihr das Herz gestohlen und sie hilflos zurückgelassen.
    “Gib gut darauf acht,
    denn ich werde nie wieder ein anderes Herz haben, das ich vergeben kann.”
    Am Ende brachte sie die Worte kaum noch über die Lippen.
    Ihre Stimme bebte, als die Erinnerung sie überwältigte. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie blinzelte sie fort und schaute zu Rico hinüber. Gewiss war auch er wehmütig geworden, oder?
    Er lehnte sich zurück und applaudierte spöttisch. “Die Tränen sind gut”, sagte er. “Bleib so. Es wirkt überzeugend.”
    Ungläubig sah Julie ihn an. Tief in ihrem Inneren erstarb etwas.
    Sie zwang sich, weiterzumachen und ihren Kummer nicht durchklingen zu lassen. Obwohl Rico sich nicht noch einmal einmischte, war sie sich seiner kalten, hasserfüllten Blicke überdeutlich bewusst, die jede ihrer Bewegungen verfolgten.
    “Das reicht”, sagte er schließlich. “Es ist Zeit zum Lunch”, fügte er hinzu.
    “Natürlich”, meinte Carlo unbekümmert. “Trinken wir ein Glas Wein.”
    “Heute nicht”, entgegnete Rico. “Julie wird mit mir essen.”
    Noch während er sprach, ergriff er ihre Hand.
    Die Geste wirkte wie der Ausdruck romantischen Besitzerstolzes. Nur Julie spürte den Druck seiner Finger und die eiserne Entschlossenheit, die sich dahinter verbarg.
    Er brachte sie in sein Büro, das zwei Stockwerke über dem Club lag und einen prachtvollen Blick über die Via Veneto bot.
    Es war geräumig und hatte hohe Fenster, durch die das Licht flutete. Auf dem großen Schreibtisch lagen wenige, sorgfältig ausgerichtete Gegenstände.
    Alles war sauber, spartanisch, unpersönlich - und spiegelte die seelische Leere seines Besitzers wider. Wie unordentlich er früher gewesen war! Damals schien alles bei ihm überzuquellen: Kleiderschränke, Bücherregale, ja sogar seine Lebensfreude.
    Jetzt aber war alles korrekt und zugeknöpft. Und tot.
    Ein kleiner Tisch war mit weißem Leinen und Kristall für zwei Personen gedeckt. In einem Eiskühler standen eine Flasche Mineralwasser und eine Flasche Wein.
    “Ich habe einen leichten Lunch für dich bestellt”, erklärte Rico. “Ich erinnere mich noch, wie wenig du isst, wenn du singst. Wein?”
    “Mineralwasser, bitte.” Julie nahm Platz, während er ihr einschenkte.
    Im hellen Tageslicht konnte sie sein Gesicht besser sehen. Er war blass und wirkte erschöpft, als hätte er eine unruhige Nacht verbracht. Unwillkürlich fragte sie sich, ob er ebenso schlecht geschlafen hatte wie sie.
    “Ich habe übrigens einige Nachforschungen angestellt”, sagte er unvermittelt. “Dabei habe ich herausgefunden, dass Vanzani tatsächlich existiert. Er bezeichnet sich selbst zwar als Anwalt, ist aber eher ein unbedeutender Winkeladvokat.”
    “Wenigstens weißt du jetzt, dass ich dir die Wahrheit gesagt habe”, erwiderte sie erfreut.
    “Er erinnert sich daran, dich auf Wunsch meines Großvaters aufgesucht zu haben”, fuhr Rico fort.
    “Also dann …”
    Seine Miene blieb unverändert abweisend. “Er erinnert sich allerdings auch an ein Detail, das du ,vergessen’ hast zu erwähnen - dass du nämlich zehntausend Pfund als Abfindung akzeptiert hast.” Er musterte sie eindringlich. “Nun? Willst du es nicht abstreiten?”
    “Nein. Es … ist die Wahrheit”, bestätigte sie stockend seine Frage. “Aber …”
    “Aber was?”
    “Ich wollte dir davon erzählen”, beteuerte sie. “Aber die letzte Nacht war so chaotisch …” Sie verstummte resigniert. Es gab keine plausible Erklärung, ohne ihm alles über Gary zu berichten.
    “Fällt dir keine passende Antwort ein?” spottete er. “Du bist klug.”
    “Ja.” Sie seufzte. “Zu klug, um viele Worte bei einem Mann zu verschwenden, der bereits sein Urteil gefällt hat. Lass es sein, Rico. Wir

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