Willst du meine Liebe nicht
meinen Auftritt zu reden?”
“Nein, ich bin hier, um mich zu entschuldigen. Ich weiß, was du von mir denken musst, nachdem ich so verschwunden bin. Es war aber nicht so, wie du …”
“Woher weißt du, was ich denke?” fragte sie ruhig.
“Ich habe dich nicht verlassen.”
“Doch, das hast du.”
“So war es aber nicht gemeint”, beteuerte er. “Ich hatte immer vor, zu dir zurückzukehren - nein, das ist nicht wahr.
Anfangs wollte ich nie wieder zu dir zurück. Hast du etwas dagegen, wenn ich mich setze?”
Die unvermittelte Frage verriet, dass er einem Zusammenbruch nahe war. Als Julie nickte, ließ er sich aufs Bett fallen.
“Du siehst aus, als wärst du gerade aus dem Flugzeug gestiegen.”
“Nein, ich …”, er blickte auf die Uhr, “… ich bin schon gestern gelandet. Eigentlich wollte ich dich heute besuchen, aber stattdessen bin ich durch die Stadt gelaufen. Zumindest glaube ich das. Ich kann mich wirklich nicht erinnern. Ich kann im Flugzeug nicht schlafen, und meine innere Uhr tickt noch immer um einige Stunden hinterher. Das ergibt alles wohl nicht viel Sinn, oder?”
“Immerhin verrät es mir, dass du halb tot vom Jetlag bist. Du hättest heute Abend nicht herkommen sollen, Rico. Geh nach Hause und schlaf dich aus.”
“Ich konnte nicht heimfahren, ohne dich zuvor gesehen zu haben. Viel Mut ist mir nicht mehr geblieben, aber dafür hat es noch gereicht. Mag sein, dass es ein Fehler war.”
Sie wollte schon erwidern, dass es tatsächlich ein großer Fehler gewesen sei, sich einzubilden, er könnte einfach in ihr Leben zurückkehren, nachdem er sie ohne eine Nachricht verlassen hatte. Die Worte erstarben ihr jedoch auf den Lippen, als sie sein erschöpftes, verzweifeltes Gesicht bemerkte. Nicht nur sie hatte eine schlimme Zeit hinter sich, sondern auch er.
“Danke für die Blumen”, sagte sie stattdessen.
“Eigentlich wollte ich dir noch mehr schreiben, aber mir ist beim besten Willen nichts eingefallen. Ich habe fünf Tage in New York verbracht und überlegt, was ich tun soll. Am Ende war mir klar, dass ich zu dir zurückkehren musste.”
“Sag nicht solche Dinge”, bat sie.
“Ich schätze, du bist noch nicht bereit, sie dir anzuhören, oder?”
“Nein. Wir haben einen langen Weg vor uns, Rico, und möglicherweise werden wir das Ziel nie erreichen. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn wir uns nie begegnet wären.”
“Ist das dein Ernst?” fragte er entsetzt.
Nie seine Liebe erfahren zu dürfen, egal, welcher Schmerz darauf gefolgt war? Hätte sie das tatsächlich gewollt? Sie schüttelte den Kopf.
“Wann hast du zuletzt etwas gegessen?”
Er zuckte die Schultern. “Ich hatte im Club ein paar Drinks.”
“Das bringt dich nicht auf die Beine”, bemerkte sie vorwurfsvoll. “Du brauchst eine vernünftige Mahlzeit und etwas Alkoholfreies.”
Sie rief den Zimmerservice an und bestellte Omeletts sowie Tee. Rico rührte sich nicht von der Stelle, ließ sie aber nicht aus den Augen.
“Rutsch auf die andere Seite vom Bett”, befahl sie. “Dann kann der Kellner dich von der Tür aus nicht sehen.”
Er gehorchte wie ein Kind.
Ein paar Minuten später klopfte es an der Tür. Der Kellner wollte den Servierwagen ins Zimmer rollen, doch Julie versicherte, sie würde sich selbst um alles kümmern. Sie gab dem Mann ein Trinkgeld und schloss die Tür hinter ihm.
“Gleich wirst du dich besser fühlen. Ich habe Champignonomeletts bestellt, weil ich mich erinnere, dass du sie früher so gern gegessen hast. Rico?”
Keine Antwort. Rico hatte sich auf dem Bett ausgestreckt und schlief tief und fest.
Julie setzte sich neben ihn und legte die Hand auf seine Wange. Sie spürte, wie Bitterkeit und Zorn von ihr wichen.
Obwohl sie keine Ahnung hatte, wie sich ihre Beziehung entwickeln würde. Rico bemühte sich noch immer, die dunklen Seiten seines Charakters zu besiegen, und diesen Kampf wollte sie ihn nicht allein ausfechten lassen.
Julie war bereits auf und frühstückte, als Rico erwachte. Er verschwand im Badezimmer, um zu duschen. Anschließend rasierte er sich mit dem Apparat, der zur Ausstattung der Suite gehörte. Als er herauskam, trug er das zerknitterte Hemd und die schwarze Hose vom Vorabend.
Sie schenkte ihm Kaffee ein. Er war nervös. Seine Überheblichkeit war verflogen, und er musterte Julie prüfend, als wollte er ihre Stimmung ergründen.
“Es tut mir leid, dass ich gestern Abend einfach eingeschlafen bin.”
“Schon gut. Du brauchst dich nicht
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