Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer

Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer

Titel: Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
Vom Netzwerk:
der bisherigen Wiedertäuferanschläge. Zwei Fotos fand ich besonders interessant.
    »Nicht, dass ich etwas gegen deine Begleitung hätte, aber ich finde auch alleine nach Hause«, bemerkte ich, als wir in dem Wagen saßen, den ich mir vor dem Zoo ausgeliehen hatte. Die Wiedertäufer hatten ihn sichtgeschützt hinter dem Haus geparkt.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich möchte verhindern, dass du hier herumschleichst.«
    »Von mir aus.« Der Motor sprang an. »Dann sollten wir etwas aus dem angebrochenen Abend machen. Auf ein Glas zu mir nach Hause kann ich dich ja schlecht einladen, aber wie wär's mit einem Bier in einer netten Kneipe? Kennst du das Alcatraz!«
    »Vielleicht ein andermal. Heute habe ich noch was vor.«
    »Schade.«
    Schweigend fuhren wir Richtung Kreuzviertel.
    »Da wir uns wahrscheinlich niemals wiedersehen werden …«, setzte ich an.
    Sie lächelte. »Warum nicht? Wenn das alles vorbei ist, würde ich dich gerne mal treffen.«
    Ich sagte nicht, dass ich dann vermutlich nur die Chance hätte, sie einmal im Monat im Knast zu besuchen.
    »… möchte ich einen letzten Wunsch äußern: Verrat mir deinen richtigen Namen!«
    Sie überlegte nur kurz. »Mareike. Enttäuscht? Im Vergleich zu Tori ziemlich bieder.«
    »Im Gegenteil. Der Name passt zu dir. Wie Georg leider zu mir.«
    »Wie meinst du das?«
    »Georg klingt nach Langeweile, lauter eingefahrenen Gewohnheiten. Und so bin ich auch.«
    »Blödmann.« Sie legte ihren linken Arm auf meinen Sitz und kraulte mein Nackenhaar. »Ich finde dich … nett.«
    Ich seufzte. »Der nette Mann, mit dem man unheimlich lange Gespräche führen kann, aber nicht ins Bett geht.«
    Sie lachte. »Unter anderen Umständen …«
    Wir waren noch zwei Straßen von meiner Wohnung entfernt, und ich lenkte den Wagen auf einen Parkstreifen. »Du steigst besser hier aus.«
    Wir reichten uns zum Abschied die Hände. Und dann küsste ich sie auf den Mund. Sie tat nichts, um es zu verhindern.
    Ich wartete, bis sie um die Ecke verschwunden war, dann stieg ich ebenfalls aus. Den Autoschlüssel ließ ich stecken.
    Sie warteten nicht, bis ich in meiner Wohnung war. Zwei junge Burschen mit den obligaten Schnurrbartes den Lederblousons und dem festen Griff. »Kommen Sie bitte mit!« Damit war alles gesagt.
    Stürzenbecher war noch im Büro. Sein Gesundheitszustand schien sich gebessert zu haben, oder er hatte seine Nase gepudert.
    »Ich sage nichts ohne meinen Anwalt«, verkündete ich.
    Er bugsierte mich auf einen Stuhl und pflanzte seinen massigen Körper auf den davorstehenden Schreibtisch.
    Ich betrachtete ihn vom Kopf bis zu den Hüften. Die Hose spannte mächtig.
    »Was gibt es da zu gucken?«, fragte er beleidigt.
    »Du hast damit angefangen«, sagte ich. »Ich wollte keine Bemerkung darüber machen, dass du an Körperumfang erheblich zugenommen hast.«
    »Scheiße. Wenn man den ganzen Tag im Büro hockt und diesen Kantinenfraß isst, muss man ja fett werden.«
    »Sicher. Dazu kommt noch das Alter, die Familie und die Aussicht, in knapp zwanzig Jahren pensioniert zu werden.«
    »Ich hab schon daran gedacht, in den Kraftraum zu gehen. Aber unter lauter schlanken, durchtrainierten Jungs sähe ich bestimmt lächerlich aus.«
    »Letztlich hilft sowieso nur, die Schokolade, den Kuchen und den anderen Süßkram wegzulassen.«
    Er nickte. »Wo warst du die letzten drei Tage?«
    »Ein Kurzurlaub. An der Nordsee.«
    »Du hast sicher Zeugen, kannst mir die Namen der Hotels sagen, in denen du übernachtet hast.«
    »Nein. Ich habe im Auto übernachtet. Ich wollte das Abenteuer.«
    »Dein Auto stand die ganze Zeit vor deiner Wohnung.«
    »Stimmt.« Ich grinste ihn an. »Ich habe mir von einem Freund einen Kombi geliehen, so ein großes Teil mit Liegewiese hinten drin.«
    »Und was ist mit dem Koffer?«
    »Welcher Koffer?«
    »Der Koffer, der für die Terroristen bestimmt war. Komm schon, wir kooperieren neuerdings mit der Kirche.«
    »Ach so, der Koffer. Den habe ich übergeben.«
    »Wo?«
    »Im Zoo. Laut Anweisung sollte ich ihn im Elefantenhaus abstellen.«
    »Wer hat ihn abgeholt?«
    »Woher soll ich das wissen? Meine Aufgabe war damit erfüllt.«
    »Und anschließend verschwindest du drei Tage vom Erdboden. Glaubst du im Ernst, dass ich dir die Geschichte abkaufe?«
    »Nein. Aber du wirst keine andere hören.«
    »Dann buchte ich dich ein. So kommst du mir nicht davon.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Strafvereitelung. Wer von einer Straftat Kenntnis hat und sie den Behörden bewusst

Weitere Kostenlose Bücher