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Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss

Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss

Titel: Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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darauf freudig reagierte.
    Kurze Zeit später knutschten wir fast textilfrei. Ich hatte mich mit meinem Schicksal abgefunden, als jemand an die Tür klopfte.
    »Gabi?« Eindeutig Poppelhove.
    »Was willst du?«, schrie die Angesprochene durch die geschlossene Tür.
    »Mit dir reden.«
    »Nicht jetzt.«
    Poppelhove rüttelte an der Tür. »Mach schon auf!«
    Halblaut »Idiot« murmelnd, fischte Gabi einen Morgenmantel aus dem Schrank. Ich zog die Jeans wieder hoch und streifte mein Hawaiihemd über.
    Poppelhove guckte von Gabi zu mir und wieder zurück. »Ach so.«
    Gabi stemmte ihre Fäuste in die Hüften. »Jetzt weißt du es. Zufrieden?«
    Aber Poppelhove hatte noch nicht genug. Mit zitternder Unterlippe baute er sich vor Gabi auf. »Willst du wirklich mit diesem Schlüssellochgucker vögeln?«
    »Erstens ist Georg kein Schlüssellochgucker. Und zweitens waren wir früher mal befreundet.«
    Ich konnte ihr nur stumm beipflichten.
    Er machte einen letzten Versuch. »Komm schon, Gabi!« Seine Hand tastete nach ihrem Hals. »Du hast zu viel getrunken. Du weißt nicht, was du tust.«
    Sie schüttelte seine Hand ab. »Wenn du nicht in drei Sekunden verschwunden bist, Franz, mache ich einen Riesenaufstand.«
    Mit einem hasserfüllten Blick, den er auf mich abschoss, trat er den Rückzug an. »Das wirst du bereuen«, waren seine letzten Worte. Unklar blieb, wen von uns beiden er damit meinte.
    »Scheißkerl«, sagte Gabi, nachdem die Tür zugekracht war. »Wenn er mit einer Tussi rummacht, interessiert er sich einen Dreck für mich. Aber wehe, ich nehme mir dieselbe Freiheit heraus.«
    Sie zog mich hoch. »Soll er doch toben. Wir gehen ins Bett.«
    Vorher kippte sie allerdings noch den fast puren Whisky.
    Mir war inzwischen ein beträchtlicher Teil meiner ohnehin fragwürdigen Lust vergangen, und auf den knapp fünfzig Metern, die wir bis zu ihrem Bett zurücklegten, fragte ich mich, ob ich nicht leise Servus sagen sollte. Dann dachte ich, dass Poppelhove vielleicht vor der Tür lauern und meinen Abgang für einen schmählichen halten könnte. Ein Triumph, den ich ihm nicht gönnte. Und dann war es zu spät zum Denken und Handeln.
    Gabi warf ihren Morgenmantel auf den Boden, darunter hatte sie sowieso nicht viel an. Ich zog nach, und bald lagen wir nackt auf dem Bett. Gabi seufzte und stöhnte, sie drückte meine Schultern auf das Laken und legte sich auf mich. Ich spürte die Feuchtigkeit ihres Körpers. Langsam rieb sie ihre Scham an meinem Oberschenkel, wobei sie den Kopf in meinem Hals vergrub. Dann zuckte ihr Körper, und das Stöhnen ging in ein gleichmäßiges Geräusch über.
    Ich wartete eine Weile, bis ich sicher war, dass sie schlief. Vorsichtig löste ich mich aus ihrer Umklammerung und legte sie neben mich. Sie schnarchte ganz leise und friedlich.
    Der Weg zu meinem Zimmer war frei von feindlichen Hinterhalten.

IX
    Am nächsten Morgen mied ich den Frühstückssaal. Einige Begegnungen wollte ich mir für später aufsparen. Ich hatte sowieso drehfrei und eine Menge Sachen zu erledigen. Dazu zählte ein Routinebesuch in meinem Büro.
    Vorher trank ich noch eine Tasse Kaffee im Altdeutschen Grill. Es war der letzte Rest aus der Kanne auf der Warmhalteplatte. Selbst mit drei Stückchen Zucker verlor er nicht seinen bitteren Beigeschmack.
    »Das ist der mieseste Kaffee, den ich jemals getrunken habe«, teilte ich Lisa, der Vormittagskellnerin, mit.
    »Dann kennen Sie aber nicht den Kaffee, den mein Mann kocht«, konterte sie.
    Was soll man dazu sagen? Ich legte eine Mark achtzig (ohne Trinkgeld) auf den Tisch und ging. Auf der Treppe traf ich Frau Herzog.
    »Guten Morgen, Frau Herzog, wie geht es Ihnen?«, fragte ich plangemäß.
    »Danke. Mir geht es gut. Und wie geht es Ihnen?«
    Ich wollte schon »Mir geht es auch gut« sagen, als mir die dunkelblaue Schwellung unter ihrem linken Auge auffiel. »Und das da?« Ich tippte auf die spiegelbildliche Stelle in meinem Gesicht.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nix schlimm.«
    »Wer war das? Ihr Mann? Oder irgendwelche Rowdys?«
    »Nix schlimm.« Sie wendete sich ab und interessierte sich eingehend für ein paar Zigarettenkippen, die in der Ecke lagen.
    Ich versuchte es erneut: »Wenn Sie Hilfe brauchen ...«
    »Nix Hilfe«, schnitt sie mir das Wort ab. »Mir geht es gut.«
    Ich machte mir eine gedankliche Notiz, bei meiner nächsten Begegnung mit Klaus, dem Discobesitzer, das Thema anzusprechen, und schloss die Stahltür zu meinem Büro auf. Zwei frische Beulen

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