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Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Titel: Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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nicht erspart, dessen Rede genauso blass blieb wie er aussah. Im Wesentlichen lief sein vernuscheltes Statement darauf hinaus, dass er den Themenpark für gar nicht so schlecht hielt und dass seine Partei, jedenfalls im Großen und Ganzen und im wohlverstandenen öffentlichen Interesse, nichts dagegen haben würde.
    Eine bessere Vorbereitung für seinen Auftritt hätte sich Heiner Kleine-Langen von den Grünen nicht wünschen können. Die Zustimmung der Zuhörer auf seiner Seite wissend, gab er sich als Volkstribun und wetterte gegen die sich abzeichnende große Koalition im Stadtrat. Dann wiederholte er die Argumente gegen das Kappenstein-Projekt, die ich schon am vorherigen Abend gehört hatte, unterbrochen von heftigen Beifallsstürmen. Unterdessen tuschelte die Oberbürgermeisterin erregt mit der Kämmerin, die ihrerseits nur stumm den Kopf schüttelte.
    Als die Podiumsrunde zu Ende war, eröffnete die Oberbürgermeisterin die allgemeine Diskussion. Zunächst drängten sich die angereisten Umweltaktivisten vor. Steffenhagen, der am häufigsten angegriffen wurde, antwortete professionell freundlich und zurückhaltend. Er betonte, man werde alle Auflagen erfüllen, nach Möglichkeit ökologische Baustoffe und Verfahren anwenden und beispielsweise die Fahrbetriebe in riesige Hallen verbannen, um die Lärmbelästigung so gering wie möglich zu halten.
    Dann erhob sich ein mittelalterlicher, korpulenter Mann, der eine Stoffhose und einen eierschalenfarbenen Blouson trug. »Ich bin Kappensteiner«, sagte er, womit er gleich für Stimmung sorgte, »und ich vertrete die Bürgerinitiative Kein Hollywood in Kappenstein! « Er wartete, bis sich der Beifall gelegt hatte. »Sie haben gesagt, dass es in Münster den Send gibt.« Sein Finger zeigte auf Steffenhagen, der eifrig nickte. »Und wir sind zufrieden mit unserem Send. Es gibt den Frühjahrs-, den Sommer- und den Herbstsend. Und das reicht. Wir brauchen nicht das ganze Jahr über Send. Das ist ja verrückt. Wir hier draußen können feiern. Wir haben das Schützenfest und das Pfarrfest. Die dauern ein, zwei oder drei Tage. Und dann ist es vorbei, dann wird wieder gearbeitet. Vergnügungssucht das ganze Jahr über ist ja nicht normal.«
    Langsam redete er sich in Rage. Einige Leute um ihn herum riefen: »Richtig, Tönne, gib’s ihnen!«
    Steffenhagen nickte, jetzt ernster und gefasster.
    »Sie haben einige von uns über den Tisch gezogen«, fuhr Tönne fort. »Sie haben mit den dicken Geldbündeln gewinkt, und etliche konnten dem nicht widerstehen. Ich kann es ihnen nicht mal übel nehmen. Wir Bauern müssen uns nach der Decke strecken, es sind magere Jahre, und wer würde nicht gern ein schönes Sümmchen für eine Weide mitnehmen? Aber«, sein Oberkörper zitterte vor Erregung, »von uns anderen kriegen Sie nichts. Wir haben uns zusammengesetzt und beschlossen: Wir verkaufen keinen Quadratmeter an Global Dingsbums.«
    Das Publikum lachte und klatschte Beifall.
    »Da können Sie sich auf den Kopf stellen. Freiwillig rücken wir nichts heraus. Wir lassen es auf Prozesse und alles Mögliche ankommen. Soll die Stadt doch versuchen, uns zu enteignen.« Er beruhigte sich etwas. »Das wollte ich nur mal gesagt haben. Halten Sie ruhig schöne Reden, was alles in Ihrer Opel Wörld zu sehen ist. Unsere Bürgerinitiative können Sie nicht überzeugen. Die wird bis zum Letzten für unser gutes altes Kappenstein kämpfen.«
    Das Publikum johlte, die Oberbürgermeisterin schlug moderate Töne an, der Global Artists -Manager verteidigte sich. So plätscherte die Diskussion noch eine Weile dahin, bis auch das allerletzte Argument zum dritten Mal wiederholt worden war. Gegen Mittag verließen alle den Saal mit dem Gefühl, es den anderen gezeigt zu haben.
    Als wir die Treppe hinabstiegen, hielt die Reporterin des Regionalfernsehens der Kämmerin ein Mikro unter die Nase: »Hat Sie die Versammlung hier in Kappenstein in Ihrer Meinung bestärkt, oder sehen Sie Veranlassung, noch einmal über das Projekt nachzudenken?«
    Jutta Rausch lächelte ein nichtssagendes Politikerlächeln in die Kamera: »Die Verwaltung macht nur Vorschläge, die Entscheidungen werden von den politischen Kräften im Rat getroffen. Und hier besteht meines Erachtens ein Nachholbedarf an Diskussion.«
    Der bullige Mann, den sie Tönne genannt hatten, schob sich neben die Kämmerin: »Die Politik will uns doch bloß verarschen. Das ist alles längst entschieden. Geben Sie das doch ruhig zu!«
    »Was Sie behaupten,

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