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Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Titel: Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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erledige ich alles zu Fuß. Aber heute hatte ich einen Termin im Moor ...«
    Er parkte vor dem Clubheim des TuS Disselburg 09. Auf dem Platz liefen sich bereits die Mannschaften warm, angespornt von gebrüllten Kommandos ihrer Trainer.
    Wir schlenderten auf die Anlage und suchten uns schattige Sitzplätze auf den ansonsten leeren Rängen. Abgesehen von den Mannschaften befanden sich zwei Elterngruppen im Stadion, aufgereiht am Spielfeldrand, um die eigenen Sprösslinge anzufeuern oder ein Wortgefecht mit den Eltern der gegnerischen Mannschaft auszutragen.
    Die Mannschaften versammelten sich im Mittelkreis.
    »Wenn in Disselburg jeder über jeden Bescheid weiß, ist es da nicht verwunderlich, dass die Täter nicht bekannt sind?«, lenkte ich die Unterhaltung auf mein Thema zurück.
    »Ja und nein«, sagte Mehring. Er winkte dem Trainer des TuS Disselburg zu, der zurückwinkte.
    Das Spiel hatte begonnen, die Eltern fingen an zu schreien.
    »Ja, weil die Täter offensichtlich den Mund halten. Sobald sie auch nur ein Sterbenswörtchen sagen würden, und sei es zu ihrem besten Freund oder ihrer besten Freundin, würden sich ihre Namen wie ein Lauffeuer verbreiten. Aber sie verhalten sich erstaunlich professionell.«
    »Glauben Sie eigentlich auch, dass es sich um Jugendliche handelt?«, unterbrach ich ihn.
    »Ja, das nehme ich an.«
    »Aus Disselburg?«
    »Oder Umgebung. Im Umkreis liegen einige Weiler. Die Täter stammen jedenfalls von hier, da bin ich sicher.«
    »Und nein?«, erinnerte ich ihn an seinen Anfangssatz.
    Er schaute mich verständnislos an.
    »Auf meine Frage, ob ...«
    »Ach so. Nein, weil die Polizei von Disselburg sogar bei einer Schnitzeljagd Probleme hätte, zum Ziel zu kommen.«
    »Das habe ich heute schon mal gehört.«
    »Von wem?«
    »Von Ihrem Kollegen, dem Herrn Hartmann.«
    »Horst Hartmann ist mein Chef«, sagte Mehring ohne Begeisterung. »Er leitet das Disselburger Wochenblatt. Wobei es im Grunde nicht so viel zu leiten gibt, weil wir nur eine Filiale des Bocholter Wochenblattes sind. Ähnliche Ableger gibt es in Rhede, Dinxperlo und Werth. Die regionalen Anzeigen kommen aus Bocholt, Horst akquiriert vor Ort.«
    »Und Sie sind der einzige Reporter?«
    »Wir haben ein paar freie Mitarbeiter, alles Schüler. Aber ich bin der einzige hauptamtliche Redakteur, das ist richtig.«
    Er beobachtete das Spielgeschehen. TuS Disselburg machte Druck, konnte aber auch erstklassige Torchancen nicht verwerten. Der Trainer tobte.
    »Sehen Sie den blonden Mittelstürmer von Disselburg?« Mehring streckte seinen Arm aus.
    Der Junge war mir bereits aufgefallen. Er hatte Mühe, seinen übergewichtigen Körper über das Spielfeld zu schleppen, und verstolperte praktisch jeden Ball.
    »Das ist der Sohn des Bürgermeisters. Der Bürgermeister besitzt auch den Ratskeller und Horst verhandelt gerade über einen Jahresvertrag für Ratskeller-Anzeigen. Also mache ich eine große Geschichte über die E-Jugend von TuS Disselburg. So sieht mein Job aus, Herr Wilsberg.« Er sagte das mit aller Lebensenttäuschung, zu der ein Fünfundzwanzigjähriger fähig war.
    »Scheint nicht Ihr Traum-Job zu sein.«
    »Beileibe nicht. Ich bin in Disselburg geboren und hatte eigentlich nicht vor, hier zu versauern. Nach dem Abitur habe ich ein Volontariat bei einer münsterschen Tageszeitung gemacht. Leider ist anschließend keine Stelle für mich abgefallen. Und dann hat meine Mutter Horst bekniet, mich einzustellen. In Disselburg sind alle irgendwie miteinander verwandt und Horst gehört über drei Ecken zur Familie meiner Mutter. Ich habe gedacht, okay, für den Übergang nicht schlecht, da verdienst du wenigstens ein paar Mark. Und dabei ist es geblieben. Ich habe mich überall beworben, ohne Erfolg. Und meine Chancen werden nicht besser, weil ich von den letzten Jahren nur Artikel aus dem Wochenblatt vorweisen kann. Wer holt sich schon einen beschissenen Anzeigenblatt-Redakteur aus der Provinz?«
    Endlich hatten es die Jungs von TuS Disselburg geschafft, den Ball über die Torlinie zu bugsieren. Die Disselburger Eltern jubelten und schlugen sich auf die Schultern.
    Ich überlegte, wie ich Max Mehring auf andere Gedanken bringen konnte. »Sagen Sie, der Graf, was ist der für ein Mensch?«
    Mehring strich sich die schwarzen, leicht gegelten Haare aus der Stirn. Er sah gut aus. Ohne den zynischen Ausdruck im Gesicht hätte er der Schwarm aller Disselburger Teenies sein können.
    »Der Graf ist der Einzige in der Stadt, der Format hat.

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