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Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Titel: Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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vermutlich nicht wichtig.«
    »Alles kann wichtig sein.«
    »Es gibt da etwas«, sagte sie langsam. »Erwähnen Sie gegenüber meinem Vater bloß nicht, dass Sie es von mir haben, dann macht er mich zur Schnecke.«
    Ich gelobte Verschwiegenheit.
    »Mein Vater ist Vogelliebhaber. Er besitzt seltene Vögel, Tiere, die unter absolutem Artenschutz stehen.«
    Ich war verwirrt. »Vögel?«
    »Das ist natürlich illegal. Die Tiere dürfen in ihren Heimatländern nicht exportiert und in Deutschland nicht importiert werden. Mein Vater bezahlt irgendwelchen Dunkelmännern immense Summen, damit sie ihm die Vögel beschaffen. Es ist nur ein Gedanke, verstehen Sie, aber könnten nicht radikale Tierschützer davon Wind bekommen haben?«
    War das Graf Josephs Leiche im Keller?
    Ich bedankte mich bei der Grafentochter und versprach, dem Hinweis nachzugehen.
    An der Treppe drehte ich mich noch einmal um. »Ach, eine Frage habe ich noch.«
    Sie lächelte schon wieder. »Der Columbo-Tick? Ist das eine Berufskrankheit?«
    »Im Schloss ist mir jemand aufgefallen, Alex van Luyden. Könnte der mit den Tierschützern unter einer Decke stecken?«
    Ihr Blick wurde wehmütig. »Alex? Nein, das glaube ich nicht. Alex interessiert sich nur für Kunst. Und er hat eines mit mir gemeinsam: Er passt nicht in das Weltbild meines Vaters.«
    »Warum?«
    »Weil er langhaarig, Künstler und schwul ist.«
    Ich traf den Grafen in seinem Büro. Er hatte an seinem Computer gearbeitet und brauchte ein paar Augenblicke, um in die triste Gegenwart zurückzukehren.
    »Ein Text für eine historische Fachzeitschrift«, sagte er mit entschuldigendem Lächeln. »Deutsche Adelsgeschichte ist eine meiner Leidenschaften, um das scheußliche Wort Hobby nicht zu verwenden.«
    Ich beschloss, ohne Umschweife zur Sache zu kommen: »Ich habe noch von einer anderen Leidenschaft erfahren, die Sie pflegen.«
    »Was meinen Sie?«
    »Seltene Vögel.«
    Er starrte mich mit offenem Mund an. »Wer hat Ihnen davon erzählt?«
    »Meine Quelle möchte ungenannt bleiben.«
    Seine hohe Stimme überschlug sich. »Herr Wilsberg, Sie sollen nicht mir hinterherschnüffeln, sondern denen, die mein Schloss zerstören. Was berechtigt Sie, in meine Privatsphäre einzudringen? Ob ich Vögel halte oder nicht, geht Sie nichts an, gar nichts. Merken Sie sich das!«
    Ich blieb gelassen. »Sie sind mein Klient. Insofern interessiert es mich tatsächlich nicht, ob Sie ein Gesetz brechen, solange es sich nicht um ein Kapitalverbrechen handelt. Mein Job ist es, Verbindungen und Zusammenhänge zu suchen.«
    Ich gab ihm einen Grundkurs in Detektivarbeit, erklärte ihm, dass das Motiv die halbe Miete beim Aufspüren von Tätern sei und dass für radikale Tierschützer die Missachtung von Tierschutzgesetzen Grund genug sein könne, Schlossfenster einzuschießen.
    Wieder einmal bewunderte ich die Wandlungsfähigkeit seines Gesichtes. Innerhalb von wenigen Sekunden durchlief es vom Ausdruck tiefster Wut bis zum augenzwinkernden Bekenntnis der Reue eine ganze Palette von Gefühlen.
    »Ich muss mich erneut bei Ihnen entschuldigen, Herr Wilsberg. Natürlich tun Sie nur Ihre Arbeit. Ich begreife langsam, worin sie besteht. Kommen Sie! Ich zeige Ihnen die Vögel.«
    Eines musste man dem Kauz lassen: Man konnte ihm nie lange böse sein, weil er so eine charmante Art hatte, sich zu entschuldigen.
    Über eine zweite Zugbrücke, die vom privaten Teil des Schlosses in den Schlosspark führte, brachte mich Graf Joseph in eine entfernt gelegene Region der weitläufigen Grünanlage.
    Graureiher, Schwäne und Enten tummelten sich ganz legal in den aufgestauten Gewässern. An einem Teehäuschen vorbei kamen wir zu einer Holzbrücke, die durch ein Gittertor verschlossen war. Hinter der Brücke lag eine Insel, auf der zweieinhalb Meter hohe Hecken wuchsen.
    »Ein Labyrinth«, sagte der Graf. »Eine Spielerei meines Uronkels. Er begeisterte sich für den französischen Manierismus, wie so viele in meiner Familie.« Er schloss das Tor auf und hinter uns wieder zu. »Wäre es nicht der perfekte Schutz für meine Vögel, hätte ich es längst abgeschafft.«
    Zwanzig Ecken später, nachdem ich die Orientierung vollständig verloren hatte, standen wir vor einer Reihe von Volieren, in denen die farbenprächtigsten Vögel zwitscherten. Unterhalb von Geier und Adler waren fast alle Größen vertreten, allerdings dominierten die kleineren Formate. Einige erinnerten mich an die Wellensittiche, die ich als Kind besessen hatte.
    »Keas«,

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