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Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Titel: Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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auf die Brust. »Ich muss von meiner Kunst überzeugt sein. Das allein zählt.«
    Ich nickte und kam unvermittelt zur Sache. »Abends sind Sie oft im Park. Haben Sie da nie etwas bemerkt?«
    Er wich meinem Blick aus. »Ich finde die Aufregung über ein paar eingeschossene Fenster übertrieben. Um ehrlich zu sein, ich hege sogar eine gewisse Sympathie für diejenigen, die das machen. Destruktion eines Märchenschlosses – das ist doch ein künstlerischer Akt, eine Art Happening.«
    »Sie wissen also, wer die Täter sind?«
    »Nein, das weiß ich nicht. Es interessiert mich auch nicht.«
    »Entschuldigung«, sagte ich hart. »Wir reden hier nicht über Kunst. Wir reden darüber, dass Menschen terrorisiert und erpresst werden. Menschen, denen Sie einiges verdanken.«
    Alex kaute auf seiner Unterlippe. »Halten Sie mich nicht für undankbar, Herr Wilsberg. Der Graf ist ein Mann mit zwei Gesichtern. Sie sehen in ihm den freundlichen älteren Herrn. Das ist er, zweifellos. Aber er kann auch brutal sein.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sein Gesicht zuckte. »Es gab mal einen Jagdaufseher, der für den Grafen gearbeitet hat. Der Mann hat seine Arbeit gut gemacht, es war ihm nichts vorzuwerfen. Der Graf hat ihn weggejagt, von heute auf morgen, wegen einer läppischen Geschichte.«
    »Was ist aus dem Jagdaufseher geworden?«
    Alex hob die Schultern. »Er ist verschwunden. Einige sagen, er sei nach Australien ausgewandert. Ich habe nichts mehr von ihm gehört.«
    »Glauben Sie, der Mann hat etwas mit den Anschlägen zu tun? Könnte er dahinterstecken?«
    »Ich glaube gar nichts.« Aus den Augen des Künstlers verschwand die Erinnerung. »Und jetzt muss ich arbeiten.«
    Nach einem schlichten Salat mit hausgebeiztem Lachs drehte ich meine obligatorische Runde. Da es inzwischen stockdunkel war, mied ich das Unterholz und blieb auf den breiten Wegen. Ich dachte über den Fall nach, den ich zu lösen hatte. Und damit begann schon die Schwierigkeit. Wonach suchte ich überhaupt? Was als netter, kleiner Erpressungsfall begonnen hatte, zerfaserte immer mehr. Da gab es die illegalen Vögel des Grafen, die vielleicht, vielleicht aber auch nicht zu den Naturschützern führten. Hinzu kam ein spurlos verschwundener Jagdaufseher. Nicht zu vergessen die Leiche, eine offensichtlich sehr alte Leiche, die womöglich mit einem Mord zusammenhing. Gab es eine Verbindung zwischen diesen Spuren, und wenn ja, worin bestand diese Verbindung? Hatte der Graf seinen Jagdaufseher umgebracht? Und bestrafte ihn Alex van Luyden dafür, indem er so tat, als sei er ein jugendlicher Erpresser? Nein, das war zu absurd.
    Sicher war ich mir nur in der Vermutung, dass einige Leute etwas verschwiegen. Der Graf und Alex van Luyden wussten mehr, als sie zugaben. Und Max Mehring hatte sehr merkwürdig reagiert, als ich ihm von dem Knochen erzählte.
    Hinter mir erklang eine Fahrradklingel und ich wich zur Seite. Ein Mädchen und ein Junge fuhren an mir vorbei. Sogar im Mondlicht erkannte ich das Mädchen. Es handelte sich um Ina, die Naturschützerin aus dem Eine-Welt-Laden.
    Manchmal muss man als Detektiv etwas Unlogisches tun, vor allem, wenn man in einer Sackgasse gelandet ist und keinen vernünftigen Anknüpfungspunkt mehr hat.
    Mittlerweile hatte ich den Schlosspark verlassen und befand mich auf der Straße, die nach Disselburg führte. Gar nicht weit entfernt lag der Besucherparkplatz des Schlosses, auf dem mein Auto stand.
    Ich sprintete also zum Parkplatz und verfolgte zwei Jugendliche, die friedlich auf ihren Fahrrädern nach Hause fuhren.
    Kurz vor Disselburg hatte ich sie eingeholt. Meine Eile war allerdings völlig überflüssig gewesen, denn bevor sie in das Licht der Straßenlaternen eintauchten, lieferten sie sich noch eine längere Abschieds- und Kussszene, die ich mit ausgeschaltetem Motor und gelöschten Lampen beobachtete.
    Dann trennten sich die beiden und ich folgte Ina, die zu ihrem Elternhaus fuhr, das Fahrrad in die Garage schob und im Hausinneren verschwand.
    Ich wartete ein paar Minuten, bevor ich mir das Namensschild unter der Klingel genauer ansah. Fast hätte ich laut aufgelacht. Ina hieß mit Nachnamen Fahlenbusch.
    Im Hotel lieh ich mir ein Telefonbuch und schlug die Disselburger Fahlenbuschs auf. Es gab einige, nur nicht mit Inas Adresse. Das ließ nur einen Schluss zu: Ina war die Tochter vom Oberkommissar. Als Leiter der Disselburger Polizeistation stand Fahlenbusch mit Sicherheit nicht im Telefonbuch.

VI
    Am nächsten Morgen quälte ich

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