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Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Titel: Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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Familie. Der Graf übernahm die Vorstellung. Seine Frau, deren Vornamen mitzuteilen er für überflüssig hielt, hatte einen sehr schlaffen und feuchten Händedruck. Anke grinste mich komplizenhaft an und Sohn Wilhelm registrierte mit pikiertem Blick, dass ich es gewagt hatte, ohne Krawatte meine Aufwartung zu machen.
    »Wie ich sehe«, leitete der Schlossherr die Unterhaltung ein, »sind Sie auch am Wochenende bei der Arbeit. Und Sie haben bestimmt eine Frage.«
    »So ist es«, bestätigte ich. »Ich möchte noch einmal auf den Jagdaufseher Nieswind zurückkommen.«
    Graf Joseph stöhnte. »Dazu habe ich alles gesagt.«
    »Da bin ich mir nicht sicher. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Nieswind, der mir als emotionaler und impulsiver Mensch geschildert wurde, die Demütigung seiner Kündigung so einfach weggesteckt hat.«
    »Habe ich nicht erwähnt, dass er mir eine lautstarke Szene gemacht hat?«
    »Und dann hat er seine Abfindung genommen und ist auf Nimmerwiedersehen verschwunden?«
    »So ist es.«
    »Er hat keine Drohungen ausgestoßen oder Ihnen aufgelauert?«
    »Hören Sie, mir gefällt Ihr Ton nicht«, mischte sich Wilhelm ein. »Sie scheinen zu vergessen, dass Sie für meinen Vater arbeiten.«
    »Und Sie scheinen zu vergessen, dass es sich nicht mehr um einen Kinderstreich handelt. Ein Mensch ist ums Leben gekommen.«
    »Ach, dieser alberne Knochen.« Wilhelm winkte ab. »Das ist doch fauler Zauber.«
    Das Grafensöhnchen entwickelte sich zu meinem neuen Lieblingsfeind. »Entweder ich mache meine Arbeit so, wie ich sie für richtig halte, oder ich mache sie gar nicht.«
    »Freundchen!« Wilhelm zu Schwelm-Legden stand auf. »Sie haben wohl keine Ahnung, mit wem Sie es zu tun haben?«
    »Langsam bekomme ich eine Ahnung«, erwiderte ich.
    »Hergelaufene Schnüffler wie Sie gibt es dutzendweise. Ich könnte meinem Vater jederzeit Ersatz besorgen.«
    »Tun Sie sich keinen Zwang an!« Ich wandte mich zum Grafen. »Sie hören von mir, auf postalischem Weg. Der Inhalt wird eine schlichte Rechnung sein.« Ich drehte mich um. »Vielen Dank! Ich finde den Ausgang allein.«
    »Warten Sie!« Der Graf rannte hinter mir her.
    Im Flur holte er mich ein. »Ich muss mich für das Verhalten meines Sohnes entschuldigen«, stieß er atemlos hervor. »Sie haben recht. Nieswind ist noch einmal hier aufgekreuzt und hat wüste Drohungen ausgestoßen.«
    »Erzählen Sie das der Polizei! Der Fall ist für mich erledigt.«
    »Nein. Bitte, Herr Wilsberg!« Er griff nach meinem Arm. »Ich möchte, dass Sie die Geschichte aufklären, auch wenn es unangenehm für mich werden könnte. Ich bin selbst daran interessiert zu erfahren, ob Nieswind darin verwickelt ist.«
    Ich blieb stehen.
    Der Graf holte Luft. »Eines Nachts, ein paar Tage nachdem wir uns im Prinzip geeinigt hatten, stand Nieswind plötzlich vor der Tür. Er hatte getrunken und war rasend vor Wut. Zufällig war auch Wilhelm anwesend. Gemeinsam ist es uns gelungen, Nieswind hinauszuwerfen. Aber, bei Gott, ich schwöre, dass er höchstens einige Kratzer davongetragen hat. Vom Fenster aus habe ich beobachtet, wie er durch das Tor gegangen ist.« Er schaute mich flehend an. »Machen Sie weiter, Herr Wilsberg! Es wird nicht zu Ihrem Schaden sein.«
    »In Ordnung«, sagte ich. »Aber halten Sie Ihren Sohn von mir fern!«
    Auf dem Weg zur Vorburg sah ich, wie Max Mehring den Bergfried verließ. Offenbar hatte er seinen alten Freund Alex van Luyden besucht. Mehring war in Gedanken versunken und schien mich nicht zu bemerken.
    Ich ging in mein Hotelzimmer, erlitt die langen Werbepausen zwischen den kurzen Bundesligaberichten und fragte mich zum wiederholten Mal, warum sich Trainer Skibbe von Borussia Dortmund keinen besseren Frisör leisten konnte.
    Dann machte ich mich an die Arbeit. Sie bestand darin, in der Nähe von Fahlenbuschs Haus im Auto zu sitzen und zu warten.
    Eine Stunde später wurde meine Tätigkeit etwas interessanter. Ina Fahlenbusch kam aus dem Haus und schwang sich auf ihr Fahrrad. Ich folgte ihr gemächlich.
    Nach wenigen Minuten erreichte sie ein anderes Haus, das dem ihres Vaters und überhaupt allen Einfamilienhaussiedlungshäusern zum Verwechseln ähnlich sah. Sie schellte, trat ein und kehrte kurz darauf mit einem jungen Mann zurück, den ich unschwer als ihren Freund Michael Loddenbaum identifizierte.
    Nun fuhren sie gemeinsam weiter, ich, wie gehabt, hinterher. Die Verfolgungsgeschichte erreichte ihren vorläufigen Höhepunkt, als sie an einem dritten Haus

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