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Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Titel: Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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den Mut zu verlieren, rief ich meine Exfrau sofort an.
    Imke war gewohnt einsilbig: »Du?«
    »Du hast recht, ich hätte mich melden müssen. Es tut mir auch leid. Aber ich stecke in einem schwierigen Fall und hab's total verschwitzt.«
    »Aha.«
    »Zufällig hat sich jetzt ergeben, dass ich den Sonntag doch frei habe, und ich dachte, ich könnte mit Sarah ...«
    »Sarah und ich haben schon etwas vor«, fiel mir meine Ex ins Wort.
    »Schade. Ich würde mich wirklich freuen ...«
    Imkes Stimme wurde eine Spur schärfer. »Zwei Wochen lang verschwendest du keinen Gedanken an Sarah. Und dann glaubst du, du könntest einfach auftauchen und den lieben Papa spielen.«
    »Imke, ich ...«
    »So läuft das nicht, Georg. Ich bin nicht länger bereit, dich an deine Verpflichtungen zu erinnern.«
    »Wieso ...«
    »Vor zwei Tagen habe ich in deinem Büro angerufen und musste mich von deiner dummen Sekretärin abwimmeln lassen.«
    »Ich habe keine Sekretärin.«
    »Du weißt, von welcher Person ich rede: dieses mopsige Mädchen mit der stacheligen Frisur.«
    »Franka ist meine studentische Aushilfskraft.«
    »Ist mir doch scheißegal, wer oder was sie ist. Die blöde Kuh hat so getan, als sei dein Aufenthaltsort ein Staatsgeheimnis.«
    Dummerweise verliefen die Telefongespräche mit Imke in immer gleichen Bahnen. Nachdem sie ihre übliche Ration Ärger auf mir abgeladen hatte, überfiel mich eine geistige und körperliche Lähmung. Ein paar Minuten lag ich starr im Bett, dann überlegte ich, ob ich Franka anrufen sollte. Seit Tagen hatte ich nichts mehr von ihr gehört. Jetzt war eigentlich der richtige Zeitpunkt gekommen, mir Sorgen zu machen. Andererseits fühlte ich mich zu kraftlos, um weitere Vorwürfe zu ertragen.
    Ich stand auf und wankte zum Fenster. Scharen von Touristen strömten durch den Schlosspark, gut gelaunte Familien und verliebte Paare. Ich kam mir alt und überflüssig vor.
    Mit letzter Anstrengung kroch ich ins Bett zurück und zog mir die Bettdecke über den Kopf.
    Am Montagmorgen riss mich Franka aus dem Schlaf. Zuerst begriff ich nicht, was passiert war. Franka tobte und heulte abwechselnd, sie verschluckte Silben und Worte und manchmal versagte ihre Stimme gänzlich. Nach und nach schälte sich heraus, dass sie bei Schichtbeginn von ihren Kolleginnen in die Mangel genommen worden war. Anscheinend hatte eine von ihnen herausgefunden, dass Franka eine Detektivin war und mit dem Auftrag in der Supermarktfiliale arbeitete, die dem Personal angelasteten Diebstähle aufzuklären.
    Aus Frankas empörtem Gestammel reimte ich mir zusammen, dass es zu einer handgreiflichen Begegnung im kleinen Aufenthaltsraum gekommen war. Mehrere Kassiererinnen und Regalauffüllerinnen hatten meine Assistentin mit unflätigen Worten und geballten Fäusten traktiert, und eine dieser Furien – für Franka der Gipfel der Erniedrigung und Demütigung – hatte ihr sogar ein Büschel Haare ausgerissen.
    Ich versprach, sofort nach Münster zu kommen und die Angelegenheit zu klären. Was ich, nach einem ausgiebigen Frühstück, auch tat.
    Trotz des nicht gerade gelungenen Starts fühlte ich mich erheblich besser als am Vortag. Meine seelische Krise hatte ich weitgehend überwunden, auch begünstigt durch die Tatsache, dass Christine nichts von sich hatte hören lassen. Irgendwie hoffte ich, dass der Kelch einer längeren Beziehungsdiskussion an mir vorübergehen würde.
    Den Sonntag hatte ich überwiegend im Bett verbracht. Erst am Abend hatte ich mich in das Hotelrestaurant gewagt und nach einem ausgezeichneten Mahl noch eine Runde durch den inzwischen von den Touristen verlassenen Schlosspark gedreht. Auch die Attentäter und Leichenschänder hatten nichts Neues von sich hören und sehen lassen. Nach einer ungestörten Nacht fühlte ich mich frisch und ausgeruht. Jedenfalls gefestigt genug, um meiner Assistentin Trost und Zuversicht zu spenden.
    Franka hatte ein paar rote Flecken im Gesicht, sah aber ansonsten unverletzt aus. Wegen ihrer unübersichtlichen Frisur fiel auch das ausgerissene Haarbüschel nicht weiter auf.
    »Solche Jobs mache ich nie wieder«, empfing sie mich, als ich das Büro betrat. »Vielleicht höre ich auch ganz auf. Es gibt genug andere Möglichkeiten, ein Studium zu finanzieren, dafür muss ich mich nicht von wild gewordenen Hexen foltern lassen.«
    »Nun beruhige dich erst mal«, empfahl ich. »So etwas gehört zum Berufsrisiko einer Privatdetektivin.«
    »So? Hast du mich darüber aufgeklärt?«
    »Ich kann

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