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Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Titel: Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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mich daran erinnern, dass mich mal eine Gruppe von Veganern in einer Höhle eingesperrt hat.«
    »Ach, das!« Sie winkte ab. »Das ist doch Schnee von vorgestern.«
    Damals waren wir uns zum ersten Mal begegnet, Franka hatte zu den militanten Tierfreunden gehört.
    Ich ging zur Kaffeemaschine und holte mir eine Tasse Kaffee. Die Tatsache, dass sie daran gedacht hatte, Kaffee aufzusetzen, ließ mich Hoffnung schöpfen. Ihre Berufsmüdigkeit war wohl doch nicht so fundamental, wie sie vorgab.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte sie einigermaßen sachlich.
    »Wir gehen zum Personalchef der Supermarktkette und geben den Auftrag zurück. Nachdem du aufgeflogen bist, macht die Sache ja ohnehin keinen Sinn mehr.«
    Die Verwaltungszentrale der Supermarktkette residierte in einem grauen, vollklimatisierten Bunker am südlichen Stadtrand von Münster. Der Personalchef war von unserem Erscheinen nicht sonderlich begeistert. Die Filialleiterin hatte ihn bereits über den kleinen Zwischenfall informiert.
    »Sie haben den Auftrag vermasselt«, eröffnete er das Gespräch. »Sie haben schlicht und einfach versagt.«
    »Das ist ja wohl unverschämt«, protestierte Franka. »Ich bin enttarnt worden. Irgendjemand hat meinen lieben Kolleginnen etwas gesteckt.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass es ein Leck gibt?« Der Personalchef ließ seine Backenknochen rotieren. »Hier in der Zentrale sind nur meine Sekretärin und ich über den Vorgang unterrichtet. Und wir haben mit Sicherheit niemandem etwas gesteckt, wie Sie es ausdrücken. Sie werden durch Ihr ungeschicktes Verhalten das Misstrauen der betreffenden Personen geweckt haben.«
    »Was?« Franka fuhr in die Höhe.
    Ich drückte sie auf den Stuhl zurück. »Wir sollten nicht unnötig auf der Schuldfrage herumreiten«, gab ich zu bedenken. »Setzen wir uns mit den Tatsachen auseinander: Weitere Ermittlungen sind im Moment sinnlos. Die Verdächtigen sind gewarnt und werden sich in nächster Zeit zurückhalten. Immerhin ein Erfolg unserer Arbeit.«
    Franka warf mir einen wütenden Blick zu.
    »Ein sehr bescheidener«, höhnte der Personalchef. »Wenn ich Sie richtig verstehe, wollen Sie den Auftrag zurückgeben.«
    »So könnte man es ausdrücken«, bestätigte ich.
    »Dann haben Sie auch Ihren Anspruch auf das Honorar verwirkt. Selbstverständlich erhält Frau Holtgreve ihren Lohn als Regalauffüllerin und damit ist die Sache für uns erledigt.«
    »Sie haben ja wohl einen Schuss«, fauchte Franka. »Meinen Sie, ich riskiere meine Gesundheit für nothing?«
    Ich stand auf. »Wir sind damit einverstanden«, erklärte ich. »Komm, Franka, wir haben was Besseres zu tun.«
    »Und hoffen Sie nicht auf weitere Aufträge!«, rief uns der Personalchef hinterher. »Wir werden uns nach einem Detektivbüro umsehen, das fähigere Leute beschäftigt.«
    Kaum hatte ich die Bürotür geschlossen, legte Franka los: »Wieso lässt du dich von dem Typen so einmachen? Das ist ein Arschloch. Ich habe keinen Fehler gemacht. Wir haben ein Recht auf das Honorar.«
    »Das weiß ich doch«, sagte ich beruhigend.
    »Und? Warum machst du Männchen, anstatt mich zu verteidigen? Warum sagst du ihm nicht, dass er ein aufgeblasener Wichtigtuer ist? Und dass wir ihm Feuer unter seinem breit gesessenen Arsch machen werden, wenn er nicht zahlt?«
    »Weil das nichts bringt. Wir müssten unser Honorar einklagen. Das kostet eine Menge Zeit, Nerven und Anwaltsgebühren. Alles Dinge, von denen er mehr hat als wir. Und unter Umständen ziehen wir am Ende den Kürzeren. Manchmal muss man akzeptieren, dass man verloren hat, die Sache schnell abhaken und wieder an die schönen Dinge im Leben denken.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du so ein Weichei bist.«
    »Dann lernst du mal eine neue Seite an mir kennen.« Ich legte meinen Arm um ihre Schulter. »Ich habe eine Idee. In Disselburg könnte ich deine Unterstützung gut brauchen. Was hältst du von ein paar Tagen in einem netten, kleinen Viersternehotel mit ausgezeichneter Küche, alles auf Spesen selbstverständlich, und Observationen zu zivilen Zeiten in einem gepflegten Schlosspark? Du könntest dich erholen und dabei auch noch richtig Geld verdienen.«
    Mein Ablenkungsmanöver gelang. Sie maulte noch zehn Minuten herum und stimmte dann zu. Ich rief Graf Joseph zu Schwelm-Legden an und erklärte ihm, dass ich meine Assistentin in Disselburg dringend benötigen würde. Der Graf war kein Spielverderber und versprach, bei Tonio van Luyden für ein zweites Einzelzimmer zu

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