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Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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große Unbekannte?«
    Ich ignorierte die Frage. »Punkt zwei: Tante Helga vererbt ihr gesamtes Bankvermögen ihrer Lieblingsnichte Jessica, die andere Nichte, Susanne Klotz, geht leer aus. Helga Dickmöller wusste nämlich von Susannes Drogensucht. Dann stirbt auch Jessica, und ihr Ehemann Rainer wird des Mordes verdächtigt. Sobald Rainer rechtskräftig verurteilt ist, fällt Jessicas Erbschaft an Susanne.«
    »Jetzt verstehe ich«, sagte Stürzenbecher. »Susanne Klotz erledigt zuerst ihre Tante und dann ihre Schwester. Aber es wäre doch dumm von Susanne, einen Privatdetektiv zu engagieren, wenn sie selbst die Täterin ist.«
    »Sie musste ja dafür sorgen, dass der Mord überhaupt entdeckt wurde. Auf die Polizei konnte sie sich nicht verlassen.«
    »Schon gut«, wehrte Stürzenbecher ab. »Das haben wir ausreichend erörtert.«
    »Und ihr Plan ist aufgegangen«, setzte ich nach. »Rainer sitzt in U-Haft.«
    Der Hauptkommissar wanderte in seinem Büro auf und ab. »Für wen arbeitest du eigentlich?«
    »Nicht mehr für Susanne.«
    »Das habe ich mir fast gedacht. Weißt du, was an deiner Geschichte nicht stimmt? Sie ist zu kompliziert, zumal für eine Drogensüchtige. Junkies pflegen gewöhnlich nicht über den nächsten Tag hinauszudenken.«
    »Ersatzweise könnte ich dir noch einen anderen Verdächtigen anbieten: Holger Biereichel, Besitzer der Kunstgalerie Biereichel und scheidungsunwilliger Liebhaber von Jessica Wiedemann.«
    Stürzenbecher blieb vor mir stehen. »Woher hast du das?«
    »Ich habe meiner Zeugin versprochen, sie zu schützen.«
    »Jetzt reicht's aber!«, fauchte er. »Entweder du legst deine Quellen offen oder ich kriege dich wegen Verschleierung und Behinderung dran.«
    »Das könnte mich dazu bringen, doch noch zu einer Zeitung zu gehen und zu erzählen, wie der Mord an Jessica entdeckt wurde«, schlug ich zurück.
    Wir starrten uns an. Patt.
    »Ich werde mir Biereichel und Susanne Klotz vorknöpfen«, lenkte Stürzenbecher ein. »Das ist alles, was ich vorläufig tun kann. An eine Exhumierung der Tante ist nicht zu denken. Dazu brauche ich einen dringenden Tatverdacht. Und, Wilsberg ...«
    »Ja?«
    »Damit ist dein Konto an Gefälligkeiten erschöpft.«
    »Noch nicht ganz.«
    »Was willst du denn noch?«
    »Wer hat den Totenschein von Helga Dickmöller ausgestellt?«
    Leise fluchend ging der Hauptkommissar zu seinem Schreibtisch. Nachdem er sich ein paar Minuten lang durch das elektronische Archiv geklickt hatte, wusste er die Antwort: »Der Notarzt. Als behandelnder Hausarzt wurde Doktor Thalheim hinzugezogen.«
    »Derselbe Arzt wie bei Jessica.«
    »Na und? Was ist daran ungewöhnlich? Jessica Wiedemann und Helga Dickmöller haben beide in Sankt Mauritz gewohnt. Doktor Thalheims Praxis befindet sich ebenfalls in Sankt Mauritz. Warum sollen sie nicht zu demselben Hausarzt gehen?«
    »Was war die Todesursache?«
    Er las vom Bildschirm ab: »Altersbedingtes multiples Organversagen.«
    »Was alles oder nichts bedeuten kann.«
    Stürzenbecher atmete geräuschvoll aus. »Willst du mit mir über die Fähigkeiten deutscher Hausärzte diskutieren?«
    »Warum nicht? Wie sicher sind denn ihre Diagnosen bei Todesfällen?«
    »Statistisch gesehen? So sicher wie alles andere auf der Welt. Hausärzte haben normalerweise mit Lebenden zu tun, nicht mit Toten. Sie haben keine Erfahrung im Umgang mit Toten und scheuen davor zurück, sie gründlich zu untersuchen.« Er lachte leise. »Soll ich dir mal einen Fall erzählen, mit dem ich zu tun hatte? Ein Penner wird tot unter einer Aaseebrücke gefunden. Die herbeigerufene Notärztin bescheinigt einen natürlichen Tod. Der Mann sei unter erheblichem Alkoholeinfluss gestürzt und an seinem Erbrochenen erstickt. Als der Bestatter den Penner aus seinen verdreckten Kleidern geschält hatte, zählte er sechzehn Messerstiche im Oberkörper, darunter zwei, die direkt ins Herz gingen.«
    »Wie kann so etwas passieren?«, fragte ich verwundert.
    »Ganz einfach. Der Penner stank nach Dreck und Alkohol. Die Ärztin empfand Widerwillen, ihn genau zu untersuchen. Außerdem trug er mehrere Pullover übereinander, so drang wenig Blut nach außen. Die wenigen Blutflecken, die zu sehen waren, ließen sich durch die Platzwunde an seinem Kopf erklären.« Stürzenbecher machte eine Pause. »Noch schlimmer ist es bei Ekelleichen.«
    »Ekelleichen?«
    »Na ja, Leichen, die mehrere Wochen in ihren Wohnungen liegen, bei denen der Verwesungsprozess weit fortgeschritten ist, in denen

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