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Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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Schwein.«
    »Wovor haben Sie Angst? Dass ich bei Ihnen ein Motiv für den Mord entdecken könnte?«
    »Bei mir?« Ihre Augen irrten suchend durch den Raum. Zum Glück lagen keine spitzen Gegenstände herum, die sich als Mordwerkzeuge eigneten.
    »Waren Sie nicht enttäuscht, als Sie nach dem Tod Ihrer Tante leer ausgingen? Dass Jessica alles bekommen hat und Sie nichts?«
    »Natürlich war ich sauer«, knurrte Klotz. »Wären Sie das an meiner Stelle nicht gewesen? Tante Helga saß auf einem dicken Bankkonto, überall in ihrer Wohnung war Geld versteckt. Sie behielt es nicht für sich, nein, sie spendete jede Woche in der Kirche, für die Hungernden in Afrika oder ein neues Kirchenfenster. Wahrscheinlich dachte sie, dass sie sich damit einen Platz im Himmel erkaufen könnte. Doch wenn ich ein paar Mark von ihr haben wollte, dann hat sie mir die kalte Schulter gezeigt, die geizige, alte Schachtel.«
    »So hofften Sie, wenigstens von ihrem Tod zu profitieren. Aber auch das ging schief.«
    »Na und? Was hat das mit Jessicas Ermordung zu tun?«
    »Sehr viel«, sagte ich. »Erzählen Sie mir nicht, dass Sie aus Liebe zu Ihrer Schwester in mein Büro gekommen sind. Sie wussten, dass Jessicas Erbe doch noch an Sie fallen würde, wenn Rainer wegen Mordes verurteilt wird. Soll ich Ihnen sagen, warum ich jetzt für Rainer arbeite? Weil es mich ärgert, dass ich Ihnen für ein paar lausige Mark den Gefallen getan habe.«
    »Raus!« Sie schnappte nach einer billigen Keramikvase auf dem Tisch.
    Ich beeilte mich, aus dem Raum zu kommen. Susanne Klotz zielte schlecht. Die Vase klatschte einen Meter rechts von mir an die Wand.
    Vom Auto aus rief ich Kachelpöhler, den Rechtsanwalt von Rainer Wiedemann, an. Ich erzählte ihm, dass ich jetzt für seinen Mandanten arbeiten könne und er mir einen Vertrag zuschicken solle.
    »Sie wissen, was ich davon halte«, sagte Kachelpöhler arrogant.
    »Ja, und ich wäre froh, wenn Sie es für sich behalten würden.«
    Er lachte. So ein verklemmtes Lachen, das wie Hyperventilation klang. »Schon was entdeckt, Herr Meisterdetektiv?«
    »Möglich.«
    »Kommen Sie! Ich muss alles erfahren, was meinem Mandanten nützt.«
    »Zuerst die Knete, dann die Information.«
    »Mein Gott, Wilsberg! Wie tief sind Sie gesunken?«
    »Jedenfalls nicht so tief, dass Sie von hier aus wie ein Riese aussehen.«
    Ich schaltete das Handy ab. Dann fuhr ich nach Sankt Mauritz. Susanne Klotz hatte mich auf eine Idee gebracht.

VII
    Die Kirche von Sankt Mauritz hieß Sankt Mauritz, wie der Stadtteil, ein neoromanisches Bauwerk aus roten Backsteinen, vermutlich Mitte zwanzigstes Jahrhundert. Ich ging einmal um die Kirche herum, ohne auf eine Menschenseele zu stoßen. Etwas abseits stand ein flaches Gebäude, das ich für das Pfarrbüro hielt. Noch bevor ich meine Vermutung überprüfen konnte, öffnete sich die Tür und ein weißhaariger Mann trat auf die Treppe. Auch ohne seine schwarze Tracht und das silberne Kreuz am Revers hätte ich ihn an seinem gütigen Gesichtsausdruck als Priester erkannt.
    »Sie sehen so suchend aus«, sagte er mit der weichen Stimme eines Menschen, der alle inneren Zweifel überwunden hat.
    Ich zückte kurz den Ausweis, den ich mal in einem Fun-Shop erstanden hatte. »Wilsberg, Kripo Münster. Ich habe ein paar Fragen.«
    »Haben wir die nicht alle?« Er kam die Treppe herunter und reichte mir die Hand. »Brockhage, ich bin der Pfarrer hier.«
    »Davon bin ich ausgegangen.«
    Beim Lächeln blieben seine Augen forschend. »Sie wissen, dass ich einer weitgehenden Schweigepflicht unterliege. Wenn sich Ihre Fragen auf eines meiner Gemeindemitglieder beziehen ...«
    »Auf ein verstorbenes Gemeindemitglied.«
    »So? Um wen geht es?«
    »Helga Dickmöller.«
    »Ja, Helga Dickmöller war sehr engagiert in ihrem Glauben. Sie kam regelmäßig in die Gottesdienste. Das kann man, weiß Gott, nicht von vielen sagen.«
    »Und sie spendete regelmäßig.«
    Seine linke Gesichtshälfte zuckte kurz. »Möglich. Das entzieht sich meiner Kenntnis.«
    »Das glaube ich nicht, Herr Pfarrer.«
    »Und selbst wenn ich es wüsste, ich dürfte es Ihnen nicht sagen, nicht ohne Erlaubnis des Generalvikars. Aber ich will Ihnen nicht viel Hoffnung machen, die entsprechenden Anträge der Strafverfolgungsbehörden werden in der Regel negativ beschieden.«
    »Das ist bedauerlich, denn es geht um die Aufklärung eines möglichen Verbrechens. Wir wissen, dass Frau Dickmöller Geld in ihrer Wohnung versteckt hatte. Nach ihrem Tod war

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