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Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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das Geld verschwunden. Falls sie es nicht kurz vor ihrem Ableben der Kirche gespendet hat – ich rede von einer beträchtlichen Summe, die man nicht in einen Klingelbeutel steckt –, ist es gestohlen worden.«
    »So gern ich Ihnen helfen würde ...«
    »Sie müssen es mir ja nicht direkt sagen«, schlug ich vor. »Schauen Sie einfach zur Kirche, wenn Sie das Geld bekommen haben!«
    Er schaute mich unverwandt an. »Hasst das Böse, liebt das Gute und bringt bei Gericht das Recht zur Geltung. Amos fünf.«
    »Altes Testament?«
    »O ja, Amos war ein Hirte, nicht so feinsinnig wie Elija oder Jeremia. Er liebte die raue, ungehobelte Sprache. Glauben Sie an Gott, Herr Kommissar?«
    »Oberkommissar. Nein, ich glaube nicht an Gott.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich Gott für eine Erfindung der Menschen halte.«
    »Wer hat dem Menschen den Mund gegeben und wer macht taub oder stumm, sehend oder blind? Doch wohl ich, der Herr!, sagte Gott zu Moses. Sie sehen, der Streit, wer wen erfunden hat, der Mensch Gott oder Gott den Menschen, ist schon einige tausend Jahre alt.«
    »Immerhin hat Moses mit Gott darüber diskutiert.«
    »Sie sollten nicht spotten«, wies mich Brockhage zurecht. »Was wären Sie ohne Gott?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Seine Gebote ›Du sollst nicht morden‹ und ›Du sollst nicht stehlen‹ sind ja wohl die Grundlage Ihres Berufes.«
    »Stimmt«, gab ich zu. »Allerdings wäre es möglich, dass Moses bei der Formulierung nachgeholfen hat.«
    »Brauchen Sie nie Hilfe?«
    »Doch.« Ich nickte ihm zu. »Sie haben mir vorhin geholfen. Und dafür bin ich Ihnen dankbar.«
    »Nichts zu danken. Ich habe nur aus der Bibel zitiert.«
    Ich wollte schon gehen, als mir noch eine Frage einfiel: »War Frau Dickmöller vor ihrem Tod sehr krank und hinfällig?«
    »Krank?«, erwiderte er erstaunt. »Sie war außerordentlich rüstig. Im Alter kommt der Tod manchmal über Nacht.«
    Da Kim Oanhs Asia Fast Food sich nur wenige hundert Meter entfernt befand, beschloss ich, in ihrem Laden eine Mittagspause einzulegen. Sie erkannte mich sofort wieder, begrüßte mich freundlich und empfahl mir das scharfe Gemüse-Curry. Das Curry war tatsächlich sehr scharf und ich musste alle Willenskraft aufbringen, um mir nichts anmerken zu lassen. Während ich todesmutig einen Bissen nach dem anderen schluckte, erzählte ich von meinen Erfolgen. Kim Oanh war beeindruckt.
    »Und das haben Sie ganz allein geschafft?«
    »Ein bisschen Glück gehört dazu«, sagte ich lässig und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
    Dann erwähnte ich den Namen Helga Dickmöller. Kim Oanh zuckte mit den Achseln. Es kämen nur sehr wenige ältere Leute in ihren Imbiss. Sie glaube nicht, dass sie die Frau jemals gesehen habe.
    »Es ist schon merkwürdig«, sagte sie nachdenklich, »da sterben alte Menschen in ihren Wohnungen, ohne dass jemand etwas davon merkt. So etwas wäre in Vietnam nicht möglich.«
    Ich sagte ihr nicht, dass ich einen ganz anderen Verdacht hatte. Denn inzwischen hielt ich es für möglich, dass auch Tante Helga keines natürlichen Todes gestorben war.
    Hauptkommissar Stürzenbecher wollte davon nichts hören. »Ist das ein neues Hobby von dir? Sollen wir alle Leichen der letzten Jahre ausgraben?«
    »Diese eine würde mir vorläufig genügen.«
    »Kommt überhaupt nicht infrage. Wenn Helga Dickmöller vor einigen Monaten gestorben ist, bleibt sie da, wo sie ist. Ich habe nicht vor, mich lächerlich zu machen.«
    »Das hast du bei Jessica Wiedemann auch gesagt.«
    »Da lagen die Dinge anders. Jessica Wiedemann war jung und gesund.«
    »Schön, meine Worte aus deinem Mund zu hören«, höhnte ich.
    »Na und?«, gab Stürzenbecher unbeeindruckt zurück. »Ich bin der Sache nachgegangen, oder nicht?«
    »Und wenn nun zwischen den beiden Morden ein Zusammenhang besteht?«
    »Welche zwei Morde?«, fragte der Hauptkommissar. »Ich weiß nur von einem Mord.«
    »Du lässt mich ja auch nicht zu Wort kommen.«
    »Gut.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Erklär's mir! Aber bitte kurz.«
    »Tante Helga war relativ vermögend. Sie hatte knapp hunderttausend auf der Bank und in ihrer Wohnung Bargeld versteckt. Nach ihrem Tod war das Bargeld verschwunden.«
    »Wer sagt das?«
    »Jessica, die die Wohnung aufgelöst hat, hat es jemandem erzählt.«
    »Wem?«
    »Berufsgeheimnis.«
    »Weiter!«, knurrte Stürzenbecher.
    »Der Mörder oder die Mörderin könnte die Wohnung durchsucht und das Geld gestohlen haben.«
    »Ja, natürlich. Und wer ist der

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