Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
Vom Netzwerk:
Damen zu besuchen. Die erste stand auf Frankas unvollständiger Liste. Sie hieß Gertrud van Elden und war vierundsiebzig Jahre alt. Ich blieb im Auto sitzen und wartete. Kentrup hielt sich anderthalb Stunden bei van Elden auf. Für meinen Geschmack viel zu lang. Ich fror und fragte mich, was ich hier eigentlich tat.
    Während Kentrup ihre nächste Kundin zu Fuß ansteuerte, rollte ich mit voll aufgedrehter Heizung hinterher. Die nächste Adresse fand sich nicht auf der Liste.
    Da ich davon ausging, reichlich Zeit zu haben, machte ich einen kleinen Abstecher zum Asia Fast Food , plauderte ein bisschen mit Kim Oanh und nahm eine Portion gebratene Nudeln mit.
    Ich hatte gerade die Hälfte gegessen, als Kentrup schon wieder aus dem Gebäude trat. Diesmal grenzte ihr Besuch ja fast an Smalltalk. Ich ließ ihr einen Vorsprung, bevor ich zur Haustür hastete und mir die beiden Namen merkte, die auf den Klingelschildern standen.
    Der Todesengel hatte für diesen Vormittag genug gute Taten vollbracht und kehrte zu seiner Wohnung zurück. Während ich den Rest Nudeln vertilgte, stellte ich anhand der Abschrift aus Kentrups Notizbuch fest, dass sie zuletzt eine Margret Reimers besucht hatte.
    Ich rülpste. Die kalten Nudeln hatten irgendwie merkwürdig geschmeckt. Plötzlich fühlte ich mich schummrig. Die Straße verschwamm vor meinen Augen. Ich stieß die Wagentür auf und torkelte auf den Bürgersteig. Meine Beine wurden kraftlos, ich fiel auf die Knie.
    Das Letzte, was ich sah und hörte, waren schwarze Hosenbeine und eine Stimme, die sagte: »Jeder stirbt nur für seine eigene Schuld; nur dem, der die sauren Trauben isst, werden die Zähne stumpf.«
    Als ich zum zweiten Mal an diesem Tag aufwachte, saßen Franka und Stürzenbecher an meinem Bett. Ich zwinkerte ein paarmal, aber sie saßen immer noch da. Und es war eindeutig nicht mein eigenes Bett. Dazu sah alles viel zu sehr nach Krankenhaus aus.
    »Er kommt zu sich«, sagte Franka.
    Ich hatte fürchterliche Kopfschmerzen, einen unanständigen Geschmack im Mund und einen dicken Frosch im Hals. Ich räusperte mich ausgiebig. »Das Leben nach dem Tod habe ich mir anders vorgestellt.«
    »Red keinen Scheiß!«, sagte Stürzenbecher beinahe gutmütig. »Du hast nur ein paar K.-o.-Tropfen geschluckt. Morgen früh bist du wieder fit.«
    »Wer ...«
    »Es muss in diesem chinesischen Fraß gewesen sein. Das Labor hat Spuren des Betäubungsmittels in der Pappschachtel gefunden, die auf dem Beifahrersitz lag. Ich habe dafür gesorgt, dass der Laden dichtgemacht und gründlich untersucht wird.«
    »Quatsch«, protestierte ich. »Erstens ist das Essen vietnamesisch und zweitens würde Kim Oanh so etwas nie tun.«
    »Kim Oanh?«, fragten Franka und Stürzenbecher gleichzeitig.
    »Die Besitzerin«, erklärte ich. »Es war der Pfarrer, ich habe ihn gesehen.«
    »Na klar«, grinste der Hauptkommissar. »Pfarrer Brockhage hat dich ja auch gefunden. Er hat den Notarzt gerufen.«
    »Die Kentrup und der Pfarrer arbeiten zusammen. Ich habe die Kentrup beschattet, das hat die beiden nervös gemacht.«
    »Und warum hat er sich mit einem Betäubungsmittel begnügt? Gift wäre doch viel effektiver gewesen.«
    »Es sollte wahrscheinlich nur eine Warnung sein.«
    »Du halluzinierst, Wilsberg«, stellte Stürzenbecher fest.
    »Du musst dir die beiden vornehmen!«, beharrte ich.
    »Ich werde mich nicht mit der katholischen Kirche anlegen«, erklärte er kategorisch. »Das hat seit den Wiedertäufern keiner mehr versucht und ich werde nicht der Erste sein.«
    Ich richtete mich auf, doch sofort wurde mir wieder schummrig.
    »Bleib liegen!«, befahl Franka sanft. »Du musst dich ausruhen.«
    Das war wohl die Rache für meine Strenge vom Vorabend.
    »Eine Kopfschmerztablette!«, bettelte ich.
    Franka griff nach einem Döschen, das sich irgendwo in der Nähe meines Kopfes befand, und drückte mir nacheinander eine Pille und ein Glas Wasser in die Hand.
    Kurze Zeit später fühlte ich mich wieder im Teilbesitz meiner geistigen Kräfte.
    »Jessica Wiedemann ist in der Praxis von Doktor Thalheim an eine Information gekommen, die sie für jemanden zu einer Gefahr werden ließ«, setzte ich meine Ausführungen fort. »Deshalb ist sie umgebracht worden.«
    »Möglich«, sagte Stürzenbecher.
    Ich schaute ihn an. »Was hast du gesagt?«
    Er verzog das Gesicht. »Ich bin nicht so borniert, wie du vielleicht denkst. Solange wir kein Geständnis von Rainer Wiedemann haben oder ihm den Mord wasserdicht nachweisen

Weitere Kostenlose Bücher